Gelesen: „Puls“ von Stephen King

Obwohl ich mittlerweile wirklich viele Stephen King-Bücher gelesen und gehört habe (hier), gibt es immer noch ein paar weitere vor allem der älteren Werke zu entdecken. Zusätzlich veröffentlicht King munter weiter mindestens ein Buch pro Jahr – hier versiegt die Quelle anscheinend nicht so schnell. Und da ich den Schreibstil des „Meisters“ nun einmal sehr mag, werde ich da sicher auch in der Zukunft noch viel Lesestoff finden, was mir durchaus gefällt.

Entdeckung über das Stöbern

Wie kam ich auf das hier zu rezensierende Buch? Ganz einfach: Ich gab in der Apple Bücher-App „Stephen King“ als Suchbegriff ein und scrollte mich dann durch die Liste aller dort verfügbaren Bücher. Von den etlichen noch nicht gelesenen erschien mir beim Überfliegen die kurze Zusammenfassung von „Puls“ in der damaligen Situation spontan am spannendsten, außerdem ist es mit 576 Druckseiten einer der etwas kürzeren Romane (also nach King-Maßstäben…), also griff ich zu. Bereut habe ich es keine Sekunde.

„Puls“ – das Titelbild wirkt veraltet, die eine oder andere technische Anspielung in der Handlung ist es sicher auch, die Story ist dennoch spannend!
„Puls“ – das Titelbild wirkt veraltet, die eine oder andere technische Anspielung in der Handlung ist es sicher auch, die Story ist dennoch spannend!

Inhaltsangabe

Die Beschreibung des Heyne-Verlags lautet:

Clayton Riddell ist geschäftlich in Boston, hat schon Geschenke für seine Familie besorgt und möchte sich vor der Heimfahrt gerade bei einem Straßenhändler ein Eis kaufen, als die Welt untergeht. Geschäftsleute, Schüler, Busfahrer, alle Menschen, die in diesem Moment ein Handy am Ohr haben, laufen wie auf einen geheimen Befehl hin Amok, fallen übereinander her, schlachten sich gegenseitig ab, stürzen sich ins Verderben. Irgendwie können Clay, ein kleiner Mann mit Schnurrbart und ein junges Mädchen, das beinahe von ihrer Mutter umgebracht worden wäre, sich in ein Hotel retten. Sie sind völlig angeschnitten von der Außenwelt. Clay will unbedingt herausfinden, wie es um seine Frau und vor allem um seinen Sohn Johnny steht, der gerade in der Schule war, als der mörderische Irrsinn losging. Zu ihm muss Clay Kontakt aufnehmen, bevor ein anderer es per Handy tut. Die Suche nach Johnny wird zur Schreckensmission durch eine apokalyptische Welt.

Der Klappentext reißt wirklich nur den Beginn der Geschichte an, die Handlung nimmt noch etliche spannende Wendungen, führt eine ganze Schar weiterer interessanter Charaktere und Entwicklungen ein. Nicht zuletzt ist das Ende keineswegs abgeschlossen und lässt nicht nur einen sondern fast alle Handlungsfäden zumindest ein Stück weit offen. Oft mag ich so etwas nicht, hier passt es besonders gut zur gesamten Geschichte.

Mein Urteil über das Buch

Der Erzählstil ist schön flüssig, das Buch enthält im Vergleich zu vielen anderen King-Romanen dieser Länge verhältnismäßig wenige der sonst üblichen epischen Ausschweifungen (es kann natürlich auch sein, dass ich das gar nicht mehr richtig mitbekommen habe, weil ich mich so an diesen Stil gewöhnt habe) und geht herrlich zielstrebig voran.

Als Leser hatte ich stets das Gefühl, zumindest in groben Zügen zu sehen, wohin die Geschichte gehen könnte, das macht die Orientierung leicht und ermöglicht ein sehr flottes Vorankommen in der Geschichte. Das heißt nicht, dass es keine Überraschungen gab, denn daran spart King nie, aber zumindest die ungefähre Richtung war stets angedeutet.

Wer wie ich die neueren (also in den letzten 15 Jahren geschriebenen) King-Bücher mag, der wird auch hier auf seine Kosten kommen. Insgesamt habe ich das Buch in einer für meine Verhältnisse (an Arbeit mangelt es derzeit nicht) kurzen Zeit „inhaliert“, und das lag absolut nicht nur daran, dass der Roman nicht ganz so lang ist wie einige der anderen King-Schmöker. Mir haben sowohl das Thema als auch die Ausgestaltung gefallen, das Buch zählt zu meinen Lese-Highlights in diesem Frühjahr.

Bonus

Im Verlauf des Romans unterhalten sich ein paar der Akteure über ihre liebsten Science Fiction-Autoren. Da in diesem Fall ein paar mir unbekannte Namen fielen, sah ich gleich nach (es hätte ja gut sein können, dass Stephen King die frei erfunden hätte) und wurde fündig – daher lese ich schon seit dem (virtuellen) Weglegen von „Puls“ ein neues Buch: „Der Staubozean“ von Bruce Sterling. Bislang (bin schon im letzten Drittel) ist es höchst faszinierend, von dem Autor könnte ich glatt noch mehr lesen! Aber da warten auch schon die „Neuromancer“-Trilogie von William Gibson und die „Foundation“-Trilogie von Isaac Asimov – und danach sicher noch ein weiterer King. Hach, ich liebe Literatur!

Gelesen: „Stark – The Dark Half“ von Stephen King

Auf dieses Buch habe ich lange mit dem Lesen gewartet, denn gekauft hatte ich es schon vor mehreren Jahren bei Apple Books, doch erst nach meinem Exkurs in die Gefilde von „Erdsee“ (hier) begann ich mit der Lektüre.

Ein spannender und mysteriöser Roman: „Stark – The Dark Half“
Ein spannender und mysteriöser Roman: „Stark – The Dark Half“

Castle Rock-Zyklus

„Stark – The Dark Half“ gehört neben „Needful Things – In einer kleinen Stadt“ (hier und hier) und „Cujo“ (hier) zum sog. „Castle Rock-Zyklus“, weil alle Geschichten in oder in der Nähe der fiktiven Stadt Castle Rock spielen. Im Verlauf der Jahre hat Stephen King immer wieder Geschichten in der Gegend angesiedelt, darunter „Erhebung“ (hier) und „Die Arena“ (die genau genommen im ebenso fiktiven Ort Chesters Mill, einem Nachbarort, spielt).

Handlung:

Im Gegensatz zu vielen Stephen King-Romanen, in denen Schrecken und Spannung vor allem aus ganz alltäglichen Dingen entstehen, ist die Ausgangsbasis für „Stark“ gleich ein ganz anderes Kaliber…

Thad Beaumont ist ein Autor, der mit den Romanen unter seinem eigenen Namen nur begrenzten Erfolg, mit denen unter dem streng gehüteten Pseudonym George Stark jedoch riesigen Erfolg hatte. Ein Jura-Student deckt das Geheimnis schließlich auf und möchte Beaumont damit erpressen. Um diesem Problem aus dem Weg zu gehen, „beerdigt“ Thad sein rein fiktives Pendant kurzerhand und gibt ein großes Zeitungsinterview im bekannten People-Magazine. Für den Artikel wird sogar ein Foto mit einem künstlichen Grabstein für George Stark auf dem Friedhof von Castle Rock nachgestellt.
Kurz darauf findet einer der Stadtangestellten an genau dieser Stelle ein Loch im Boden, das wirkt, als habe sich jemand dort heraus gegraben. Kurz darauf beginnen die Morde, die straff geplant und mit äußerster Brutalität durchgeführt werden. Ihr Ziel sind alle, die – auch nur peripher – mit dem „Tod“ des fiktiven Schriftstellers George Stark zu tun hatten.
Nach und nach ahnen Thad und seine Frau Liz, die mit der Polizei kooperieren, wer hinter den Morden steckt: Es kann kein anderer als George Stark sein. Doch wie wäre das möglich, war er doch nur eine Ausgeburt von Beaumonts Fantasie? Es entwickelt sich ein spannender Wettlauf gegen die Zeit, bis der Mörder wieder zuschlägt…

Fazit

Wie man in der Zusammenfassung schon erkennen konnte: Hier geht‘s ordentlich zur Sache. Das Buch ist extrem spannend geschrieben, ich bin binnen weniger Tage durch die mehreren hundert Seiten geflogen – ein echter „Page-Turner“. Dazu beigetragen hat auch eine von Stephen Kings angenehmen Eigenschaften: überwiegend kurze Kapitel. Das senkt die Hemmschwelle beim Beginn eines neuen Kapitels. Und man kann fast immer „noch schnell ein Kapitel“ reinquetschen. Da ich „Needful Things – In einer kleinen Stadt“ schon vor Jahren gelesen habe, war es ein angenehmes „Wiedersehen“ mit dem einen oder anderen Castle Rock-Charakter, und derlei Anknüpfungspunkte sind immer angenehm.

Die meisten Stephen King-Fans werden das Buch schon längst kennen. Wer es noch nicht gelesen haben sollte, wird sich sofort wohl fühlen. Ich jedenfalls kann aus heutiger Sicht gar nicht mehr nachvollziehen, warum ich das Buch so lange aufgeschoben habe. Mal sehen, ob ich irgendwann an das Hörbuch komme, das wäre sicher nicht verkehrt…

Gelesen: Der gesamte „Erdsee-Zyklus“ von Ursula K. Le Guin

Vor einiger Zeit hatte ich schon einen kurzen Zwischenbericht gegeben (hier), mittlerweile habe ich alle sechs Bände des „Erdsee-Zyklus“ von Ursula K. Le Guin durchgelesen. Mit Ausnahme eines meiner Meinung nach nicht zwingend erforderlichen Überblicks über die in den Büchern geschilderte Welt am Ende des fünften Bands fand ich das Lese-Erlebnis durchweg angenehm. Manchmal waren die Kapitel etwas lang, was aber kein stilistisches Problem war, sondern einfach nur meiner täglichen Zeiteinteilung etwas zuwider lief – aber damit konnte ich ja leicht umgehen, Lesezeichen sind einfach zu bedienen, zur Not habe ich mitten im Absatz das zuletzt gelesene Wort markiert und das Weiterlesen vertagt.

Der gesamte „Erdsee“-Zyklus, wie ich ihn hier auf meinem iPad gelesen habe.
Der gesamte „Erdsee“-Zyklus, wie ich ihn hier auf meinem iPad gelesen habe.

Vertiefung statt Erweiterung

Was mir an der Romanreihe am besten gefallen hat, war die zunehmende Differenzierung der Fantasiewelt. Dieser Vorgang fand gleichzeitig stilistisch wie auch im Detailreichtum der geschilderten Welt statt. Und entgegen der Unart mancher Fantasy-Autoren, einfach immer neue Wesen, Völker, Gegenden etc. in ihre Welten zu werfen (ein bisschen wirkt so etwas immer wie das althergebrachte „Deus ex machina“) werden im „Erdsee“-Zyklus immer wieder jene Kulturen und Gegenden aufgegriffen, die bereits an früherer Stelle erwähnt worden waren1. Und mit jedem einzelnen Besuch wird die Welt von Erdsee ein wenig plastischer, verständlicher und auf angenehme Weise vertrauter.

Schön ist es auch, einzelne Charaktere (z.B. Ged) von ihrer frühen Jugend bis ins hohe Alter zu begleiten, denn das setzt viele Ereignisse in eine für uns Menschen leicht verständliche Zeitdimension – mir hat das zumindest sehr gefallen. Anscheinend war es auch für die Autorin selbst eine faszinierende Angelegenheit, denn sie erwähnt diesen Punkt explizit im Nachwort zum letzten der sechs Bücher.

Frauen-Power

Darüber hinaus befreit Ursula K. Le Guin mit ihrer unaufgeregten und direkten Art diese Fantasy-Romane von der sonst in diesem Genre üblichen männlichen Dominanz, lässt Fragen des ganz alltäglichen Lebens „normaler Menschen“ zum Teil wichtiger werden als den sonst üblichen Hokus-Pokus der Magier und Zauberer. Das erdet die Romane auf gleichzeitig charmante wie auch effektive Weise. Und das imponierte mir, denn es war kein verbissen dogmatisches „Hier dürfen Männer keine wichtigen Positionen einnehmen“-Gehabe, ganz im Gegenteil: Es gibt Männer, auch wichtige Handlungsträger, und das nicht zu knapp. Aber daneben agieren auch Frauen, sie geben sich nicht einfach mit einer unwichtigen Position zufrieden, streiten für ihre Sache und verkörpern ein viel gelösteres und moderneres Frauenbild als so mancher brandaktuelle Kinofilm…

Fazit

Kurz nach dem Tod der Autorin vor gut einem Jahr haben sich viele weitere Schriftsteller lobend über sie geäußert, darunter zwei meiner Lieblingsautoren: Stephen King und John Scalzi. Das brachte mich damals auf die Idee, eines der Bücher aus dem „Erdsee“-Zyklus anzufangen, weil dieser wohl am bekanntesten war. Nun habe ich die kompletten sechs Bücher gelesen, alle haben mir gefallen. Da könnten durchaus noch ein paar weitere der Autorin folgen.

Allerdings rufen gerade einige andere Bücher von meinem (virtuellen) Stapel nach meiner Aufmerksamkeit. Bereits beendet habe ich „Blackout“ von Marc Elsberg, was mir bislang ebenfalls gut gefallen hat (hier). Danach war klar, dass mal wieder ein Stephen King-Roman anstand, heute früh habe ich mit „Stark – The Dark Half“ begonnen (nach zwei Seiten Eingewöhnung hat mich die Story schon verschluckt…). Und für danach liegt schon ein älterer John Scalzi-Schmöker bereit: „Agent der Sterne“. Hm, es scheint, für die kommenden Wochen habe ich genügend Lesefutter…

  1. Erst vor ein paar Tagen fiel mir auf, dass dies auch ein Element bei vielen Science Fiction-Serien und/oder -Filmen ist. Bei Star Wars werden für meinen Geschmack nämlich zu viele neue Planeten, Völker, Kulturen etc. eingeführt (wobei sich Star Trek da auch nicht gerade rühmlich hervortut).

Gehört: „Erhebung“ von Stephen King

Es ist absolut nichts Neues hier, denn berichtet habe ich gefühlt unzählige Male davon, aber ich bin nun einmal ein großer Fan der Bücher von Stephen King, in den letzten Jahren habe ich enorm viel von ihm gelesen und gehört, darunter sowohl die alten („Es“, „Die Augen des Drachen“, „Der Dunkle Turm“, „The Stand – Das letzte Gefecht“, „The Bachman Books“ usw.) als auch die neueren Bücher („Mr. Mercedes“, „Finderlohn“, „Mind Control“, „Sleeping Beauties“, „Der Outsider“). Meine persönlichen Highlights der letzten Monate waren die letzten drei Teile der „Dunklen Turm“-Reihe, „Sleeping Beauties“, „The Dead Zone“, „Der Outsider“ und „Insomnia“.

Obwohl der Autor mittlerweile schon die 70er-Grenze geknackt hat, kennt seine Schaffenskraft – sehr zu meiner Freude – ganz offensichtlich keine Grenzen. Regelmäßig kommen neue Bücher von ihm allein oder in Kollaboration mit anderen Autoren heraus, und sein Stil wird (meiner Meinung nach) immer besser, sodass mich gerade die frischen Bücher jedes einzelne Mal neu faszinieren. Der Erzählfluss ist so mühelos, dass man in eine Geschichte hineinschlüpft wie in eine bequeme Hose oder ein Wohlfühl-T-Shirt. Ich komme mit dem meist epischen Stil gut klar, worüber sollte ich mich also beschweren?

Buch oder Hörbuch?

Das jüngst (November 2018) veröffentlichte Buch „Erhebung“ geht bei Apple Books als eBook für den stolzen Preis von knapp zehn Euro über die (virtuelle) Ladentheke. Angesichts der für King eher ungewöhnlichen Kürze (knapp 200-300 Seiten, je nach Formatierung) habe ich mich dann eher für das billigere Hörbuch (für 6,99 €) entschieden – die Schwabengene schlagen nach etwas mehr als 13 Jahren im „Ländle“ halt doch durch.

Ganz frischer Stoff vom gereiften Meister – nicht nur für langjährige Fans ein wunderbares Lese-/Hörvergnügen!
Ganz frischer Stoff vom gereiften Meister – nicht nur für langjährige Fans ein wunderbares Lese-/Hörvergnügen!

Für die knapp sieben Euro bekam ich ein Hörbuch von grob drei Stunden Länge, gesprochen, wie so oft, von David Nathan, den sicher nicht nur ich für den wahrscheinlich besten King-Leser aller Zeiten halte, vielleicht abgesehen von King selbst, von dem ich sein Buch „On Writing. A Memoir Of The Craft“ in der englischen Hörbuch-Fassung habe. Im Vergleich zu den älteren Hörbüchern mit einer deutlichen höheren Spielzeit ist „Erhebung“ also nicht gerade ein Schnäppchen, seinen Preis aber vollends wert, um schon einmal einen Teil des Fazits vorwegzunehmen.

Überraschend anders

Mittlerweile habe ich das Hörbuch zum zweiten Mal durch, ein drittes Mal wird sicher nicht lange auf sich warten lassen – und muss sagen, dass es sich dabei gleichzeitig um ein absolut typisches wie auch überraschend untypisches King-Buch handelt. Typisch daran ist die Art, wie er Charaktere aufbaut, sie agieren und denken lässt, da fühlte ich mich sofort heimisch, da ich — wie oben bereits erwähnt — gerade die neueren Werke fast durchweg kenne. Atypisch ist die Tatsache, dass es sich weder um eine Horror- noch eine Kriminalgeschichte handelt. Es fällt mir insgesamt schwer, das Buch einem Genre zuzuordnen, ohne dass mir sofort Elemente einfallen, die es eben auch für dieses gleich wieder untypisch erscheinen lassen. Diese Ambivalenz könnte störend sein, ist es aber nicht, zumindest nicht für mich.

Handlung

Nun komme ich zur gleichzeitig einfachsten wie auch spannendsten Frage bei jedem Buch: Worum geht es?

Der Protagonist der Geschichte, Scott, ist ein richtig dicker Mann, nicht nur ein wenig feist, sondern mit anfänglich gut 110 Kilogramm schon ordentlich „über der Grenze“. Doch sein Erscheinungsbild mit der hängenden Wampe täuscht, denn bereits zu Beginn der Geschichte hat er 13 kg abgenommen – und dieser Trend setzt sich unumkehrbar fort: Jeden Tag verschwindet mindestens ein Kilo. An sich wäre das für eine Weile ja gar nicht schlecht, doch sein Äußeres ändert sich leider nicht im Geringsten. Die Waage zeigt während der gesamten Zeit des stetigen Gewichtsverlusts seltsamerweise immer das gleiche (täglich niedrigere) Gewicht an, ob er nun unbekleidet, mit Kleidern oder mit Kleidern und zusätzlichen Gegenständen auf die Waage steigt. Dieser Zustand ist ihm unerklärlich und zunehmend unheimlich, woraufhin er sich einem Freund, einem Arzt im Ruhestand, anvertraut. Doch selbst, als dieser sich mit eigenen Augen von Scotts Zustand überzeugen konnte, findet sich keine Erklärung dafür.

Ein Nebengedanke: Nun kommt der Teil, den ich für untypisch an einem King-Buch halte: Ausgehend von der bislang geschilderten Grundidee des Buchs könnte man – analog zu „Thinner – Der Fluch“, einem älteren Bachmann/King-Buch – eine spannende Horrorstory spinnen. Doch das passiert nicht. Ganz im Gegenteil, das Buch legt den Fokus auf das freundschaftliche Miteinander, das Kitten von problematischen Beziehungen, den Austausch von Freundlichkeiten und Gefallen, um einem selbst und anderen das Leben schöner zu machen. Natürlich entwickelt sich daraus eine völlig andere Dynamik, doch die ist nicht minder faszinierend – hätte ich sonst das Hörbuch zweimal innerhalb von zwei Wochen angehört? Sicher nicht.

Scott hat neben seinem eigenartigen und unaufhaltsamen Gewichtsverlust noch ein Problem: Seine beiden Nachbarinnen, ein lesbisches Ehepaar, die ein vegetarisches Restaurant in Castle Rock führen, laufen täglich ihre Runde und nehmen dabei ihre beiden großen Hunde mit. Am Ende des Laufs hinterlassen beide Hunde jeweils ein besonders appetitliches „Geschenk“ auf seinem Rasen. Mehrfach hat er sie angesprochen, immer ohne Erfolg. Als er es endlich fertig bringt, ein Beweisfoto zu schießen, um die Diskussion zu einem definitiven Ende zu bringen, fühlt es sich trotz allem nicht richtig an, denn eigentlich wünscht Scott sich keinen Streit, auch keinen „Sieg“ über die Nachbarinnen, sondern nur eine ganz normale nachbarschaftliche Beziehung zu den beiden Damen…

Von hier an spoilere ich nicht weiter, denn der Reiz liegt auf dem nun einsetzenden Wandlungsprozess aller beteiligten Akteure, der zu Beginn in dieser Form kaum vorauszuahnen war. Auf jeden Fall entwickelt sich die Geschichte in überraschend erfrischender Weise, geführt von Kings jahrzehntelang geschliffener Erzählkunst, aber ohne die zu erwartenden Horror-Elemente – eine verblüffend gelungene Kombination, die es mir sicherlich noch mehrfach wert sein wird, das Hörbuch anzuhören.

Fazit

Wie bereits mehrfach ausgeführt, handelt es sich bei „Erhebung“ um einen eher untypischen Roman von Stephen King sowohl hinsichtlich der Länge (im Vergleich zu seinen sonstigen Büchern ist es extrem kurz) als auch der eingesetzten Elemente (keinerlei Horror), der dennoch von den erzählerischen Fähigkeiten des Autors profitiert, denn der Fluss der Geschichte ist völlig makellos, es gibt schlicht keinen Moment, an dem ich das Hörbuch hätte stoppen und beiseite legen wollen.

Wer sich also drei wundervolle Stunden bereiten möchte, dem sei „Erhebung“ wärmstens empfohlen. Mir hat das Hörbuch ausnehmend gut gefallen, vielleicht hilft diese Einschätzung ja jemandem „da draußen“…

Silent Brass: 20+ Jahre

1996 war ich noch ein junger Student, gerade einmal im zweiten Semester meines ersten Diplomstudiums (Orchestermusik). Für Rundfunkaufnahmen mit dem Bayerischen Rundfunk probte ich in Bayreuth mit einem Projektorchester und einigen Gesangssolisten (hier) für die Aufzeichnung der mehrere europäische Länder einbeziehenden Produktion einer tschechischen Oper (ich glaube, der Titel war „Im Brunnen“, aber es ist einfach schon so lange her…).

Kauf auf Empfehlung

Einer der anderen Musiker, ein Hornist, war gleichzeitig der Chef eines Musikgeschäfts in Bayreuth. Während einer Pause erzählte er mir von einer tollen technischen Neuerung: Yamaha hatte einen Übedämpfer für Trompete entwickelt, der fast frei vom sonst üblichen (und äußerlich hinderlichen) Rückstau (die Luft, die man vorne in die Trompete reinbläst, muss ja irgendwo wieder herauskommen) funktionierte. Zusätzlich konnte der Dämpfer mit einem elektronischen Gerät verbunden werden, über das man sowohl eine externe Klangquelle einschleifen als auch mit einstellbarem Raumhall spielen könne. Der Clou aber war, dass all das nach außen hin so leise blieb, dass man damit auch problemlos in einem Hochhaus üben könne, ohne die Nachbarn zu stören.

Ich wohnte damals im siebten Stock eines Hochhauses, außerdem war es zu der Zeit mein „Beruf“, jeden Tag mehrere Stunden mit Üben zu verbringen. Die Problematik war mir mehr als bewusst – und ich wollte auch nicht dauernd zum Haus meiner Eltern im nächsten Ort weiterfahren, um dort üben zu können… Also kaufte ich mir das angepriesene Gerät, es hieß Silent Brass.

Erfahrung

Das war vor 22 Jahren. Ich habe den Dämpfer immer noch. Erst letzte Woche habe ich täglich im Urlaub mit ihm geübt. Ich verwende zwar seit Jahren nicht mehr das elektronische Zusatzgerät (das „Studio“), weil ich dafür neben dem Dämpfer auch die ganzen Kabel, sechs (!) AAA-Batterien (bzw. Akkus und ein Ladegerät) und einen Kopfhörer mitschleppen müsste. Aber es klappt eben auch ohne den „Technik-Kram“, nur auf akustischem Wege.

Modernisierung

Vor ein paar Monaten kam nun eine neue Version des bewährten Systems heraus. Ein Kollege in der Schule, ebenfalls Blechbläser, erzählte mir davon. Doch ich vergaß es wieder. Bis ich letzte Woche im Urlaub eben wieder täglich mit dem „alten“ Silent Brass übte. Ich erinnerte mich, mein Interesse war geweckt, also recherchierte ich ein wenig – und tatsächlich berichten viele Benutzer, dass es nochmals deutlich besser geworden sei. Nun war ich wirklich gespannt, am Donnerstag bestellte ich das Set, gestern wurde es geliefert, heute habe ich das erste Mal damit geübt.

Mein erstes Fazit: „WOW!“ Insgesamt liegen gut 22 oder 23 Jahre technischer Entwicklung zwischen den beiden Geräten, es war mir klar, dass es hier und da Verbesserungen geben musste, doch das Ausmaß und die Stimmigkeit der Innovation hinsichtlich der Benutzerfreundlichkeit überraschte mich dann doch.

Vergleich zwischen altem und neuem Modell

Um allen, die es interessiert, einen Einblick zu geben, habe ich ein paar schöne Foto-Vergleiche angestellt, die sehr schnell zeigen, was sich getan hat.

Schon der bloße Blick auf die Verpackung zeigt, dass das alte Modell deutlich größer war (klar lag das auch an der Art, wie alles im Karton untergebracht war, dennoch ist die Dimension eine gänzlich andere):

Links das alte, rechts das neue Modell
Links das alte, rechts das neue Modell

Der Verpackungsinhalt ist nicht allzu unterschiedlich, wenn man sich anguckt, was grundsätzlich an Teilen enthalten ist:

Lediglich das Netzteil war beim alten Gerät mitgeliefert, so eines ist heute nicht mehr vorgesehen (kein Wunder, wer möchte beim üben maximal 1,5 Meter von der Steckdose entfernt stehen).
Lediglich das Netzteil war beim alten Gerät mitgeliefert, so eines ist heute nicht mehr vorgesehen – kein Wunder, wer möchte beim Üben maximal 1,5 Meter von der Steckdose entfernt stehen?

Wie man gleich sehen kann, gab es am elektronischen Teil viele Einstellmöglichkeiten, die beim Üben aber tatsächlich kaum ins Gewicht fallen, deswegen wurde der Großteil davon in der Revision abgeschafft. Aus der Praxis heraus weiß ich sicher, dass das kein Verlust ist, denn „zu viele Einstellungsmöglichkeiten“ verleiten fast immer dazu, „zu viel daran herumzuspielen“ – man sollte sich aber eher auf das Üben konzentrieren, nicht an der Technik herumbasteln. Ganz abgesehen davon konnte man sich mit der Reverb-Einstellung „Church“ hinsichtlich des eigenen Sounds ganz schön in die Tasche lügen…

Der elektronische Begleiter ist gleich deutlich schlanker ausgefallen, funktioniert aber (mit weniger Einstellungsmöglichkeiten) genauso gut.
Der elektronische Begleiter ist gleich deutlich schlanker ausgefallen, funktioniert aber (mit weniger Einstellungsmöglichkeiten) genauso gut.

Auf beiden Fotos habe ich mit voller Absicht die Kopfhörer unterschlagen, denn nach 22 Jahren gibt es das originale Paar Kopfhörer aus der blauen Kartonage einfach nicht mehr.

So weit ragt der alte Dämpfer aus dem Schallstück der Trompete heraus...
So weit ragt der alte Dämpfer aus dem Schallstück der Trompete heraus…

...und so (wenig) weit ist es beim neuen Modell – ich habe das rechte Foto nur dazugenommen, weil man vom Dämpfer links so wenig sieht.
…und so (wenig) weit ist es beim neuen Modell – ich habe das rechte Foto nur dazugenommen, weil man vom Dämpfer links so wenig sieht.

Tja, die Länge des Dämpfers hat sich am deutlichsten verändert, denn das originale Modell ragte wirklich weit aus der Trompete heraus (je nach Schallstück 10-15 Zentimeter). Wenn man da beim Üben in einer engen Wohnung oder einem kleinen Hotelzimmer nicht aufpasste, konnte man schon einmal anstoßen – eine schmerzhafte Sache, da sich der Stoß über Instrument und Mundstück auf die Lippen und Schneidezähne überträgt… (Ich schreibe aus schmerzvoller Erfahrung.)

Ein weiterer Nachteil des weiten Herausragens des alten Dämpfermodells war, dass es gerne mal nach einer Weile des Übens (wenn sich genug Feuchtigkeit aus der Atemluft im Schallstück angesammelt hatte), herausfiel. Ich ging, nachdem mir das ein- oder zweimal passiert war, dazu über, das Verbindungskabel vom Dämpfer zum Studio noch einmal um das Schallstück der Trompete zu winden, sodass der Dämpfer im Fall der Fälle erst einmal daran baumeln konnte. Dafür wurde das Kabel dann etwas kurz… Das neue Modell sitzt so tief und stabil im Schallstück, dass ich mir darüber erst einmal keinen Kopf zerbrechen muss.

Fast 118 Gramm – kein echtes „Schwergewicht“, am Ende eines Hebels aber deutlich spürbar...
Fast 118 Gramm – kein echtes „Schwergewicht“, am Ende eines Hebels aber deutlich spürbar…

Mit 69 Gramm sogar noch unter der Herstellerangabe (vielleicht haben die auch das Kabel eingerechnet) – den Unterschied fühlt man, vor allem in Verbindung mit der neuen Form!
Mit 69 Gramm sogar noch unter der Herstellerangabe (vielleicht haben die auch das Kabel eingerechnet) – den Unterschied fühlt man, vor allem in Verbindung mit der neuen Form!

Neben der Form ist das Gewicht des Dämpfers entscheidend, hier ist der Unterschied ebenfalls deutlich spürbar: fast 118 Gramm beim alten Modell stehen nicht einmal 70 Gramm beim neuen gegenüber. Verbindet man das mit der deutlich komprimierten Form, so ist das neue Modell viel besser im Alltag einzusetzen. Das ist sinnvolle Innovation, die auf Erfahrung basiert.

Eine Sache kann ich fotografisch nicht festhalten: den Rückstau. Beim Mundstück bläst man als Trompeter komprimierte Luft in das Instrument hinein, die muss ja irgendwo entweichen. Wie genau das Silent Brass-System die Kanalisierung gestaltet, dass es ohne den sonst üblichen – und äußerst hinderlichen – Rückstau klappt, weiß ich nicht. Dennoch: Auch an dieser Front hat sich einiges getan. Um es zu testen, habe ich heute von den 40-50 Minuten Üben zuerst 35 Minuten ohne Dämpfer gespielt. Dann bin ich auf den neuen Übedämpfer umgestiegen, um den direkten Vergleich zum „offenen“ Spielen zu erfühlen. Und das hat mich tatsächlich am meisten umgehauen, denn es war so gut wie gar kein Unterschied mehr zu fühlen. Wie auch immer die das hinbekommen haben, es war ein Geniestreich!

Fazit

Ich bin derart begeistert, dass ich in den nächsten Tagen garantiert allein deswegen noch einige Male mit dem neuen Silent Brass üben werde, auch wenn ich das hier (also zuhause) gar nicht müsste. Den Machern des neuen Systems sollten ganze Generationen von Trompetern dankbar sein, denn nun kann man wirklich „immer und überall“ spielen, ohne andere Leute damit zu nerven – gerade als Student, der eventuell in einem beengten Wohnheim üben muss ist das eine fantastische Sache! Hut ab vor den Entwicklern!

Gelesen: „Der wilde Planet“ von John Scalzi

Ein wundervoll spannungsgeladener und doch äußerst humorvoller Roman – lesenswert!
Ein wundervoll spannungsgeladener und doch äußerst humorvoller Roman – lesenswert!

In der Vergangenheit habe ich meine Begeisterung für die Romane von John Scalzi keineswegs verheimlicht (siehe hier, hier und hier). Mir gefallen an allen bisher genossenen Werken der locker-flapsige Ton, die oft skurrilen Wendungen, der wilde, teils absurde Humor und die halsbrecherische Action, die eigentlich immer wieder ausbricht.

Nachdem ich die gesamte „Dunkler Turm“-Reihe von Stephen King durchgelesen (und mittlerweile durchgehört) habe, wollte ich eine stilistische Abwechslung, denn wo Stephen King tendenziell in die epische Breite geht, bleiben die Romane von John Scalzi immer deutlich kürzer und kompakter, ohne dabei von minderwertiger Qualität zu sein. Es ist einfach ein knapperer Stil, der mir – gerade als Abwechslung nach vier King-Werken am Stück – gut taugt.

Zum Inhalt

Der Klappentext laut Amazon.de liest sich recht nüchtern und kann leider nicht im Geringsten das Vergnügen heraufbeschwören, das ich beim Lesen empfand:

Die Menschen haben die Galaxis besiedelt und beuten die Rohstoffe der Planeten nach Kräften aus. Für den Prospektor Jack Holloway ein einträgliches Geschäft, wird er doch an den Gewinnen beteiligt. Als auf Zara XXIII, einem paradiesischen Planeten, ein fossiles, in der Galaxis äußerst seltenes Material entdeckt wird, winkt plötzlich das große Geld. Aber keiner hat mit den geheimnisvollen Bewohnern dieser Welt gerechnet – und auch der Planet selbst hält noch einige Überraschungen parat …

Wie bei vielen anderen Scalzi-Romanen wird aus dem anfänglichen Antihelden Jack Holloway nach und nach in einigen überraschenden Wendungen ein absoluter Mega-Held, der mit geschickten und vorher nicht erahnbaren Kniffen für etliche Überraschungen sorgt.

Remake eines Klassikers

Was ich vorher nicht wusste: John Scalzi stellt mit diesem Roman eine Neufassung bzw. Umarbeitung eines bereits bestehenden Werks eines anderen Autors vor. Unter dem Titel „Der kleine Fuzzy“ wurde der Roman von H. Beam Piper bereits 1962 für den in Science Fiction-Kreisen äußerst begehrten Hugo Award vorgeschlagen – und das völlig zu Recht, wenn die Geschichte auch nur annähernd so gut wie die Neufassung ist.

Hörbuch hinterher

Wie immer habe ich mir gleich nach dem Beenden des eigentlichen Lesens das Hörbuch besorgt. Dieses gab es leider nur auf Englisch („Fuzzy Nation“, ich bin mir immer noch nicht ganz sicher, ob es sich dabei um ein Wortspiel über „Fascination“ handelt…), dafür mit dem Bonus, von Wil Wheaton vorgelesen zu werden, den ich als Sprecher sehr schätze. Da er außerdem ein guter Freund von John Scalzi ist, kann man wohl mit Sicherheit davon ausgehen, dass diese Version sehr nah an die Vorstellung des Autors herankommt.

Fazit

Ich habe jede einzelne Minute des Lesens genossen, die letzten 100 Seiten musste ich am Stück durchpflügen, weil ich das Buch einfach nicht weglegen konnte. Wer auf unterhaltsame, intelligente, witzige und extrem spannende Science Fiction steht, wird hier von der ersten Seite an auf seine Kosten kommen.

Gelesen: „Der Turm“ und „Wind“ von Stephen King

Der „Nachzügler“-Roman zum „Dunklen Turm“-Zyklus – zuerst hegte ich Zweifel, dann gab ich mich dem Genuss hin...
Der „Nachzügler“-Roman zum „Dunklen Turm“-Zyklus – zuerst hegte ich Zweifel, dann gab ich mich dem Genuss hin…

Nun ist es vollbracht: Vor ein paar Minuten habe ich mit „Wind“ den nach Abschluss der gesamten Romanreihe noch hinzugefügten Teil – und somit den gesamten Zyklus – gelesen. Was sich im ersten Band aufgrund der kargen Sprache (und der Tatsache, dass die erste Hälfte des Bandes in umgekehrter chronologischer Reihenfolge erzählt wird) noch komisch anfühlte, wuchs bereits im zweiten Band zu einem höchst spannenden Trip in eine phantastische Welt, die an etlichen Punkten immer wieder eng mit der unseren verbunden ist. Spätestens ab dem fünften Band war es ein dermaßen furioser Ritt, dass ich die letzten vier Bücher binnen kurzer Zeit verschlungen habe.

Vor ein paar Tagen habe ich mit „Der Turm“ das eigentliche Ende des siebenbändigen Zyklus abgeschlossen, musste aber sofort und ohne jede Verzögerung in den Nachzügler-Band eintauchen, der zwischen die Bände vier („Glas“) und fünf („Wolfsmond“) gehört.

Zuerst hatte ich ein etwas eigenartiges Gefühl, denn nach Abschluss der gesamten Reihe noch einmal in die Mitte zurückzuspringen – kann das klappen? Nun ja, ich zweifelte nicht lange, denn „Wind“ ist einfach gut geschrieben, binnen Minuten steckt man wieder in der alten Handlung drin – danach schweift der Roman ohnehin ab und taucht in eine gänzlich neue Welt ein: Roland erzählt von einem Abenteuer in seiner Jugend, in das wiederum eine Erzählung eingebunden ist, die er von seiner Mutter vorgelesen bekommen hatte. Also eine Geschichte in einer Geschichte (und das in einer Geschichte) – klingt nach viel Meta-Ebene, ist aber als Lese-Erlebnis sehr unterhaltsam und ergänzt tatsächlich den Zyklus um die eine oder andere faszinierende Facette.

Mehr zum Inhalt schreibe ich nicht, denn ich möchte nichts spoilern. Insgesamt aber kann ich nun feststellen, dass es sich bei diesem Romanzyklus um ein fantastisches Epos handelt, das, wie Stephen King selbst im Vorwort schreibt, eine Mischung aus diversen Italo-Western von Sergio Leone und Tolkiens „Herr der Ringe“ darstellt. Und doch wächst die Geschichte weit über beide Vorlagen hinaus, gerade durch die Verknüpfung vieler Welten, deren Schicksal vom Wohl und Wehe des Dunklen Turms abhängt.

Das zentrale Zitat von Jake Chambers.
Das zentrale Zitat von Jake Chambers.

Alle mir bekannten King-Romane zeichnen sich durch Querverbindungen aus, die für Kenner der Materie in zunehmendem Maße zu Tage treten. Wer sich für diese Fülle von kleineren oder größeren Hinweise oder Bezüge interessiert, dem sei das King-Wiki (hier) wärmstens empfohlen. Allerdings ist das Lesen der Artikel stets mit dem Risiko verbunden, den Inhalt bereits verraten zu bekommen, weshalb ich mir die Hinweise immer erst nach dem Abschluss eines Romans zu Gemüte führe. Etliche habe ich selbst auch entdeckt, aber den einen oder anderen Querverweis hätte ich sonst nie erkannt.

Als schlauer Fuchs hat Stephen King selbst kurz vor Abschluss des siebten Bands auf einen anderen Roman verwiesen, in dem es – seiner eigenen Angabe nach – wohl nur so von Bezügen zum „Dunklen Turm“ wimmeln soll: „Schlaflos“.

Angeblich beziehen sich weite Teile des Romans auf den „Dunklen Turm“-Zyklus – also muss ich ihn wohl lesen...
Angeblich beziehen sich weite Teile des Romans auf den „Dunklen Turm“-Zyklus – also muss ich ihn wohl lesen…

Und somit ist natürlich auch klar, welches King-Buch als nächstes gelesen wird. Davor schiebe ich aber – variatio delectat – erst einmal (mindestens) ein Buch eines anderen Autors ein, vielleicht einen der frühen John Scalzi-Romane. „Der wilde Planet“ und „Androiden-Träume“ liegen noch ungelesen im iPad – einer der beiden wird‘s dann wohl werden.

Die Vorteile eines Haus-Akkus

Vor ein paar Wochen berichtete ich davon (hier), wie zufrieden ich mit dem Energiespeicher bin, der Ende Mai als Ergänzung zu unserer Photovoltaik-Anlage installiert wurde (hier). Mittlerweile haben wir einen weiteren Monat mit einer Autarkie-Quote von 98 Prozent hinter uns, was natürlich sehr schön ist, im Winter aber wohl kaum haltbar sein wird. Dennoch: zwischen Frühjahr und Herbst sollten fast alle Energiebedürfnisse durch die Photovoltaik in Kombination mit dem Akku befriedigt werden können.

Doch ich habe in den vergangenen Wochen noch etwas gelernt: Der Akku ist auch perfekt dazu geeignet, kurzfristig hohen Energiebedarf abzufedern. Ein Beispiel: Wenn man eine Fläche am Herd auf die höchste Stufe einstellt, zieht der Herd locker 1,5 bis 2 kW. Liefert die Photovoltaik zu diesem Zeitpunkt aber nur 1,3 kW, müssten 200 Watt vom Netz bezogen werden. Das passiert im Moment aber nicht bzw. nur für einen relativ kurzen Moment, bis die Steuerung des Akkus das realisiert hat und Energie aus dem Akku bereitstellt.

Gerade vorhin habe ich das wieder einmal erlebt, doch um das zu erläutern, muss ich ein wenig ausholen. Unsere PV-Anlage ist auf der Westseite des Dachs angebracht, was mit der Ost-West-Ausrichtung unseres Hausdachs zusammenhängt. Auf diese Weise greifen wir ab ca. 11:30 bis fast zum Sonnenuntergang (kurz vorher ist dann das Nachbarhaus im Weg) die intensivsten Sonnenstunden ab. Vor dieser Zeit kommt ab Sonnenaufgang auch schon einiges an Energie rein, aber eben noch nicht ganz so viel.

Zurück zur aktuellen Situation: Unsere Spülmaschine war voll, also aktivierte ich sie gegen 9:00 h, obwohl noch nicht genügend PV-Energie erzeugt wurde, um den Bedarf der Spülmaschine abzudecken. Der Haus-Akku war aber bei über 50 Prozent, also stellte das überhaupt kein Problem dar, denn so konnte ich sichergehen, dass bis zum Mittagessen unser Geschirr zur Verfügung stünde, der Akku stellte die Energie bereit – perfekt!

2,27 kW Bedarf, 910 Watt PV-Energie, der Rest kommt vom Akku. Sobald die PV-Erzeugung über dem Bedarf ist, wird der Akku weiter aufgeladen.
2,27 kW Bedarf, 910 Watt PV-Energie, der Rest kommt vom Akku. Sobald die PV-Erzeugung über dem Bedarf ist, wird der Akku weiter aufgeladen.

Wie die Darstellung schön zeigt, sorgt der Akku dafür, dass alle PV-Energie (zum Zeitpunkt des Screenshots waren es 910 Watt) aufgebraucht wird, der Mehrbedarf (hier 1,37 kW) muss aber nicht aus dem Netz bezogen werden. Somit ist verständlich, wie sich die in der rechten Hälfte angezeigte Autarkiequote für den heutigen Tag bei 100 Prozent eingependelt hat.

Ohne den Akku würden wir natürlich auch weite Teile unseres Solarstroms verbrauchen, gerade in Momenten hohen Strombedarfs aber (z.B. Kochen am Mittag und am Abend, Spül- und Waschmaschine, Toaster, Mikrowelle und noch so ein paar Kleinigkeiten) müssten wir täglich Energie dazukaufen. Der Akku sorgt dafür, dass wir das größtenteils umgehen können.

Gehört: „Sleeping Beauties“ von Stephen King

Ein überraschend erfrischender Roman, der so manchem „Prachtmann“ einen Spiegel vorhält...
Ein überraschend erfrischender Roman, der so manchem „Prachtmann“ einen Spiegel vorhält…

Der „Stephen King“-Stil

Stephen King ist (neben John Scalzi) der Autor, den ich in den letzten Jahren am meisten gelesen habe. Hin und wieder gibt es eine Phase, in der mir seine etwas weitschweifigen Erläuterungen ein bisschen zu viel sind, meistens aber ist sein Stil ganz genau „mein Ding“. Er etabliert binnen kurzer Zeit eine starke Vertrautheit mit den Figuren seiner Romane und lässt die Geschichte dann in ruhigem Erzähltempo „einfach laufen“ – was nicht heißt, dass es nicht von Zeit zu Zeit auch einmal heftig zur Sache geht und das Tempo massiv angezogen wird.

Ich kenne einige Leser, die mit dieser sehr ausführlichen, im bereits erwähnten „lockeren Gesprächstempo“ gehaltenen Art des Autors einfach nicht gut zurechtkommen: Das Lesen eines King-Romans ist ihnen zu ausführlich, zu lang(wierig) und vielleicht auch zu umständlich, bis sich der Höhepunkt dann endlich mal aus dem Wust an einzelnen Erzähl-Fäden herauskristallisiert. Verstehe ich, gelegentlich geht’s mir ja ebenso, doch mir gefällt’s nun einmal fast immer.

Roman + Hörbuch = doppelter Genuss

Ich lese fast ausnahmslos erst das Buch, danach gönne ich mir das Hörbuch, was bei den langen Romanen durchaus mal 40-50 Stunden umfassen kann („Es“ ist beispielsweise etwas mehr als 51 Stunden lang). Doch gerade das Anhören, nachdem man den Roman schon gelesen hat, ist eine sehr vertiefende Angelegenheit, die für mich oft erst noch eine Qualitätsebene draufpackt: Immerhin kenne ich den Ausgang und die Figuren schon, beim Hördurchgang kann ich also auf die ganzen Feinheiten achten, die mir beim ersten Lesen eventuell „durchgeschlüpft“ sind.

Im Falle des „Dunklen Turms“, einer insgesamt auf acht teils sehr umfangreiche Romane verteilten Geschichte, waren die wiederholten Hörbuch-Repetitionen äußerst hilfreich, um die unzähligen kleinen Verknüpfungen zwischen den einzelnen Teilen, aber auch etlichen anderen King-Romanen immer wieder aufgezeigt zu bekommen. So entsteht eine noch intensivere Dynamik, die gesamte Stimmung ist dichter gepackt, die Charaktere werden noch lebendiger und ihre Motive ziehen mich tiefer und tiefer in die Geschichte hinein. Aktuell bin ich zu zwei Dritteln mit dem siebten (und die Handlung eigentlich abschließenden) Band fertig, das Hörbuch liegt bereit, ebenso wie der wesentlich später ergänzte achte Band („Wind“), der allerdings zwischen den anderen Teilen angesiedelt ist und nur noch einzelne kleinere Lücken schließen soll.

Nur Hörbuch – selten, aber auch gut

Selten kommt es auch vor, dass ich statt des Lesens gleich zum Hörbuch vorstoße, meistens liegt das am Preis – jaaaa, das Schwabentum hat mich gepackt, ich gestehe es! Aber den Roman für zehn oder zwölf Euro zu kaufen, wenn ich das Hörbuch für 13 oder 14 Euro haben kann, gelegentlich ist das Hörbuch sogar günstiger als das „normale Buch“ (bei mir ja ohnehin immer in der digitalen Version bei iBooks) – in diesem Fall spare ich mir manchmal den Umweg über die Lese-Variante. Ganz besonders gilt das für die Hörbücher, die vordringlich zum Laufen gedacht sind, denn da brauche ich häufig neues Futter. Zwar höre ich auch alte Hörbücher immer wieder mal an – alle fünf Teile von John Scalzis „Krieg der Klone“ habe ich mindestens schon dreimal angehört (aber auch vorher gelesen) – aber „variatio delectat“, Abwechslung erfreut.

„Sleeping Beauties“

Einer der jüngeren King-Romane ist „Sleeping Beauties“, genau genommen ist es ein „doppelter“ King-Roman, denn Stephen King hat ihn gemeinsam mit seinem Sohn Owen (King) geschrieben. Schon sehr bald nach dem Erscheinen gab es auch eine Hörbuch-Fassung, die von David Nathan, einem der besten King-Leser aller Zeiten, vorgetragen wird und – Achtung: Schwabe am Werk! – „preislich attraktiv“ war, also griff ich zu. Über die folgenden Wochen hörte ich bei meinen morgendlichen Läufen (und in zunehmendem Maße auch in der übrigen Zeit) eine faszinierende Geschichte, die sich über fast 28 Stunden durch meine Ohren in mir ausbreitete.

Ich will auf keinen Fall etwas spoilern, doch muss ich von einer Sache berichten, dazu komme ich nach dem „Klappentext“ des Buchs (von Amazon):

Die Welt sieht sich einem faszinierenden Phänomen gegenüber: Sobald Frauen einschlafen, umhüllt sie am ganzen Körper ein spinnwebartiger Kokon. Wenn man sie weckt oder das unheimliche Gewebe entfernen will, werden sie zu barbarischen Bestien. Sind sie im Schlaf an einem schöneren Ort? Die zurückgebliebenen Männer überlassen sich zunehmend ihren primitiven Instinkten. Eine Frau allerdings, die mysteriöse Evie, scheint gegenüber der Pandemie immun zu sein. Ist sie eine genetische Anomalie, die sich zu Versuchszwecken eignet? Oder ist sie ein Dämon, den man vernichten muss? Schauplatz und Brennpunkt ist ein kleines Städtchen in den Appalachen, wo ein Frauengefängnis den größten Arbeitgeber stellt…

Die „bösen“ Männer…

Wie sowohl Titel als auch Klappentext schon andeuten, haben es die Männer in dieser Geschichte nicht einfach, denn nicht selten stehen sie als die Bösewichte dar, das reicht von „Mansplaining“ über typisch dominierendes Verhalten in diversen gesellschaftlichen Alltagssituationen bis hin zum Ausüben von physischer (und im Extremfall sexueller) Gewalt gegenüber Frauen. Beim Hören dachte ich mir immer wieder: Interessant, dass das Buch gerade von zwei Männern geschrieben wurde…

Der Teufel steckt oft auch im Detail, denn so manches im Roman beschriebene (und sicher auch im Alltag permanent auftretende) Verhalten, das sicher nicht „böse“ gemeint ist, kann aber als typisch männlich dominantes Verhalten klassifiziert werden, das die eine oder mehrere andere (oder alle anderen) Frauen in eine vergleichsweise benachteiligte Position zwingt. Hin und wieder fühlte ich mich beim Anhören genötigt, mir an die eigene Nase zu fassen, so erkannte ich eigene unreflektierte Verhaltensweisen, die mir Tag für Tag völlig selbstverständlich „von der Hand gehen“. Das kam in dieser Häufigkeit und Deutlichkeit noch bei keinem anderen Roman vor – Hut ab!

Fazit

Das war für die männlichen Leser jetzt vielleicht ein bisschen viel, dennoch: Der Roman ist spannend und höchst faszinierend, ich habe ihn beim Hören genossen und im Anschluss meiner Frau empfohlen, die ihn sich auch angehört und ebenfalls für gut befunden hat. Wer also Interesse daran hat, mal einen „etwas anderen“ King-Roman zu lesen/hören, ist hier sicher an der richtigen Adresse. Das Hörbuch kostet bei iTunes nicht viel (ich glaube, es waren ca. 15 Euro), daher kann ich das nicht zuletzt wegen des genialen David Nathan wärmstens empfehlen.

Ein Fest für Nerds

Von Zeit zu Zeit geschehen noch kleinere Wunder, über die sich ganze Legionen von Nerds bis zur absoluten Ekstase freuen. Heute war ein solcher Tag, denn völlig aus dem Blauen heraus wurden Scharen von Fans des Star Trek-Universums beglückt, als Patrick Stewart, besser bekannt als Captain Jean-Luc Picard vom Raumschiff Enterprise aus der Serie „Star Trek – The Next Generation“, eine komplett neue Star Trek-Serie um seinen Charakter ankündigte.

Eine monumentale Ankündigung, die (nicht nur) bei mir für Begeisterung sorgte!
Eine monumentale Ankündigung, die (nicht nur) bei mir für Begeisterung sorgte!

Da ich mit dieser Serie aufgewachsen bin, alle Folgen erst live im TV gesehen, später mit viel Mühe auf VHS aufgenommen, noch später am Rechner aufgenommen, erst vor zwei oder drei Jahren dann (aus Bequemlichkeit) als Komplettset auf DVD gekauft habe, bin ich geradezu „aus dem Häuschen“. Ich kann es kaum erwarten, bis ich die Serie hier angucken kann.

Einzig die Wartezeiten zwischen den Episoden werden unerträglich, daher schätze ich einfach mal, dass ich warte, bis die erste Staffel fertig ist, dann kann ich mir die kaufen und in einem großen Zug durchgucken.

So, nun lehne ich mich zurück und lasse mich genüsslich von der Spannung zerreißen…