Silent Brass: 20+ Jahre

1996 war ich noch ein junger Student, gerade einmal im zweiten Semester meines ersten Diplomstudiums (Orchestermusik). Für Rundfunkaufnahmen mit dem Bayerischen Rundfunk probte ich in Bayreuth mit einem Projektorchester und einigen Gesangssolisten (hier) für die Aufzeichnung der mehrere europäische Länder einbeziehenden Produktion einer tschechischen Oper (ich glaube, der Titel war „Im Brunnen“, aber es ist einfach schon so lange her…).

Kauf auf Empfehlung

Einer der anderen Musiker, ein Hornist, war gleichzeitig der Chef eines Musikgeschäfts in Bayreuth. Während einer Pause erzählte er mir von einer tollen technischen Neuerung: Yamaha hatte einen Übedämpfer für Trompete entwickelt, der fast frei vom sonst üblichen (und äußerlich hinderlichen) Rückstau (die Luft, die man vorne in die Trompete reinbläst, muss ja irgendwo wieder herauskommen) funktionierte. Zusätzlich konnte der Dämpfer mit einem elektronischen Gerät verbunden werden, über das man sowohl eine externe Klangquelle einschleifen als auch mit einstellbarem Raumhall spielen könne. Der Clou aber war, dass all das nach außen hin so leise blieb, dass man damit auch problemlos in einem Hochhaus üben könne, ohne die Nachbarn zu stören.

Ich wohnte damals im siebten Stock eines Hochhauses, außerdem war es zu der Zeit mein „Beruf“, jeden Tag mehrere Stunden mit Üben zu verbringen. Die Problematik war mir mehr als bewusst – und ich wollte auch nicht dauernd zum Haus meiner Eltern im nächsten Ort weiterfahren, um dort üben zu können… Also kaufte ich mir das angepriesene Gerät, es hieß Silent Brass.

Erfahrung

Das war vor 22 Jahren. Ich habe den Dämpfer immer noch. Erst letzte Woche habe ich täglich im Urlaub mit ihm geübt. Ich verwende zwar seit Jahren nicht mehr das elektronische Zusatzgerät (das „Studio“), weil ich dafür neben dem Dämpfer auch die ganzen Kabel, sechs (!) AAA-Batterien (bzw. Akkus und ein Ladegerät) und einen Kopfhörer mitschleppen müsste. Aber es klappt eben auch ohne den „Technik-Kram“, nur auf akustischem Wege.

Modernisierung

Vor ein paar Monaten kam nun eine neue Version des bewährten Systems heraus. Ein Kollege in der Schule, ebenfalls Blechbläser, erzählte mir davon. Doch ich vergaß es wieder. Bis ich letzte Woche im Urlaub eben wieder täglich mit dem „alten“ Silent Brass übte. Ich erinnerte mich, mein Interesse war geweckt, also recherchierte ich ein wenig – und tatsächlich berichten viele Benutzer, dass es nochmals deutlich besser geworden sei. Nun war ich wirklich gespannt, am Donnerstag bestellte ich das Set, gestern wurde es geliefert, heute habe ich das erste Mal damit geübt.

Mein erstes Fazit: „WOW!“ Insgesamt liegen gut 22 oder 23 Jahre technischer Entwicklung zwischen den beiden Geräten, es war mir klar, dass es hier und da Verbesserungen geben musste, doch das Ausmaß und die Stimmigkeit der Innovation hinsichtlich der Benutzerfreundlichkeit überraschte mich dann doch.

Vergleich zwischen altem und neuem Modell

Um allen, die es interessiert, einen Einblick zu geben, habe ich ein paar schöne Foto-Vergleiche angestellt, die sehr schnell zeigen, was sich getan hat.

Schon der bloße Blick auf die Verpackung zeigt, dass das alte Modell deutlich größer war (klar lag das auch an der Art, wie alles im Karton untergebracht war, dennoch ist die Dimension eine gänzlich andere):

Links das alte, rechts das neue Modell
Links das alte, rechts das neue Modell

Der Verpackungsinhalt ist nicht allzu unterschiedlich, wenn man sich anguckt, was grundsätzlich an Teilen enthalten ist:

Lediglich das Netzteil war beim alten Gerät mitgeliefert, so eines ist heute nicht mehr vorgesehen (kein Wunder, wer möchte beim üben maximal 1,5 Meter von der Steckdose entfernt stehen).
Lediglich das Netzteil war beim alten Gerät mitgeliefert, so eines ist heute nicht mehr vorgesehen – kein Wunder, wer möchte beim Üben maximal 1,5 Meter von der Steckdose entfernt stehen?

Wie man gleich sehen kann, gab es am elektronischen Teil viele Einstellmöglichkeiten, die beim Üben aber tatsächlich kaum ins Gewicht fallen, deswegen wurde der Großteil davon in der Revision abgeschafft. Aus der Praxis heraus weiß ich sicher, dass das kein Verlust ist, denn „zu viele Einstellungsmöglichkeiten“ verleiten fast immer dazu, „zu viel daran herumzuspielen“ – man sollte sich aber eher auf das Üben konzentrieren, nicht an der Technik herumbasteln. Ganz abgesehen davon konnte man sich mit der Reverb-Einstellung „Church“ hinsichtlich des eigenen Sounds ganz schön in die Tasche lügen…

Der elektronische Begleiter ist gleich deutlich schlanker ausgefallen, funktioniert aber (mit weniger Einstellungsmöglichkeiten) genauso gut.
Der elektronische Begleiter ist gleich deutlich schlanker ausgefallen, funktioniert aber (mit weniger Einstellungsmöglichkeiten) genauso gut.

Auf beiden Fotos habe ich mit voller Absicht die Kopfhörer unterschlagen, denn nach 22 Jahren gibt es das originale Paar Kopfhörer aus der blauen Kartonage einfach nicht mehr.

So weit ragt der alte Dämpfer aus dem Schallstück der Trompete heraus...
So weit ragt der alte Dämpfer aus dem Schallstück der Trompete heraus…
...und so (wenig) weit ist es beim neuen Modell – ich habe das rechte Foto nur dazugenommen, weil man vom Dämpfer links so wenig sieht.
…und so (wenig) weit ist es beim neuen Modell – ich habe das rechte Foto nur dazugenommen, weil man vom Dämpfer links so wenig sieht.

Tja, die Länge des Dämpfers hat sich am deutlichsten verändert, denn das originale Modell ragte wirklich weit aus der Trompete heraus (je nach Schallstück 10-15 Zentimeter). Wenn man da beim Üben in einer engen Wohnung oder einem kleinen Hotelzimmer nicht aufpasste, konnte man schon einmal anstoßen – eine schmerzhafte Sache, da sich der Stoß über Instrument und Mundstück auf die Lippen und Schneidezähne überträgt… (Ich schreibe aus schmerzvoller Erfahrung.)

Ein weiterer Nachteil des weiten Herausragens des alten Dämpfermodells war, dass es gerne mal nach einer Weile des Übens (wenn sich genug Feuchtigkeit aus der Atemluft im Schallstück angesammelt hatte), herausfiel. Ich ging, nachdem mir das ein- oder zweimal passiert war, dazu über, das Verbindungskabel vom Dämpfer zum Studio noch einmal um das Schallstück der Trompete zu winden, sodass der Dämpfer im Fall der Fälle erst einmal daran baumeln konnte. Dafür wurde das Kabel dann etwas kurz… Das neue Modell sitzt so tief und stabil im Schallstück, dass ich mir darüber erst einmal keinen Kopf zerbrechen muss.

Fast 118 Gramm – kein echtes „Schwergewicht“, am Ende eines Hebels aber deutlich spürbar...
Fast 118 Gramm – kein echtes „Schwergewicht“, am Ende eines Hebels aber deutlich spürbar…
Mit 69 Gramm sogar noch unter der Herstellerangabe (vielleicht haben die auch das Kabel eingerechnet) – den Unterschied fühlt man, vor allem in Verbindung mit der neuen Form!
Mit 69 Gramm sogar noch unter der Herstellerangabe (vielleicht haben die auch das Kabel eingerechnet) – den Unterschied fühlt man, vor allem in Verbindung mit der neuen Form!

Neben der Form ist das Gewicht des Dämpfers entscheidend, hier ist der Unterschied ebenfalls deutlich spürbar: fast 118 Gramm beim alten Modell stehen nicht einmal 70 Gramm beim neuen gegenüber. Verbindet man das mit der deutlich komprimierten Form, so ist das neue Modell viel besser im Alltag einzusetzen. Das ist sinnvolle Innovation, die auf Erfahrung basiert.

Eine Sache kann ich fotografisch nicht festhalten: den Rückstau. Beim Mundstück bläst man als Trompeter komprimierte Luft in das Instrument hinein, die muss ja irgendwo entweichen. Wie genau das Silent Brass-System die Kanalisierung gestaltet, dass es ohne den sonst üblichen – und äußerst hinderlichen – Rückstau klappt, weiß ich nicht. Dennoch: Auch an dieser Front hat sich einiges getan. Um es zu testen, habe ich heute von den 40-50 Minuten Üben zuerst 35 Minuten ohne Dämpfer gespielt. Dann bin ich auf den neuen Übedämpfer umgestiegen, um den direkten Vergleich zum „offenen“ Spielen zu erfühlen. Und das hat mich tatsächlich am meisten umgehauen, denn es war so gut wie gar kein Unterschied mehr zu fühlen. Wie auch immer die das hinbekommen haben, es war ein Geniestreich!

Fazit

Ich bin derart begeistert, dass ich in den nächsten Tagen garantiert allein deswegen noch einige Male mit dem neuen Silent Brass üben werde, auch wenn ich das hier (also zuhause) gar nicht müsste. Den Machern des neuen Systems sollten ganze Generationen von Trompetern dankbar sein, denn nun kann man wirklich „immer und überall“ spielen, ohne andere Leute damit zu nerven – gerade als Student, der eventuell in einem beengten Wohnheim üben muss ist das eine fantastische Sache! Hut ab vor den Entwicklern!

Die Vorteile eines Haus-Akkus

Vor ein paar Wochen berichtete ich davon (hier), wie zufrieden ich mit dem Energiespeicher bin, der Ende Mai als Ergänzung zu unserer Photovoltaik-Anlage installiert wurde (hier). Mittlerweile haben wir einen weiteren Monat mit einer Autarkie-Quote von 98 Prozent hinter uns, was natürlich sehr schön ist, im Winter aber wohl kaum haltbar sein wird. Dennoch: zwischen Frühjahr und Herbst sollten fast alle Energiebedürfnisse durch die Photovoltaik in Kombination mit dem Akku befriedigt werden können.

Doch ich habe in den vergangenen Wochen noch etwas gelernt: Der Akku ist auch perfekt dazu geeignet, kurzfristig hohen Energiebedarf abzufedern. Ein Beispiel: Wenn man eine Fläche am Herd auf die höchste Stufe einstellt, zieht der Herd locker 1,5 bis 2 kW. Liefert die Photovoltaik zu diesem Zeitpunkt aber nur 1,3 kW, müssten 200 Watt vom Netz bezogen werden. Das passiert im Moment aber nicht bzw. nur für einen relativ kurzen Moment, bis die Steuerung des Akkus das realisiert hat und Energie aus dem Akku bereitstellt.

Gerade vorhin habe ich das wieder einmal erlebt, doch um das zu erläutern, muss ich ein wenig ausholen. Unsere PV-Anlage ist auf der Westseite des Dachs angebracht, was mit der Ost-West-Ausrichtung unseres Hausdachs zusammenhängt. Auf diese Weise greifen wir ab ca. 11:30 bis fast zum Sonnenuntergang (kurz vorher ist dann das Nachbarhaus im Weg) die intensivsten Sonnenstunden ab. Vor dieser Zeit kommt ab Sonnenaufgang auch schon einiges an Energie rein, aber eben noch nicht ganz so viel.

Zurück zur aktuellen Situation: Unsere Spülmaschine war voll, also aktivierte ich sie gegen 9:00 h, obwohl noch nicht genügend PV-Energie erzeugt wurde, um den Bedarf der Spülmaschine abzudecken. Der Haus-Akku war aber bei über 50 Prozent, also stellte das überhaupt kein Problem dar, denn so konnte ich sichergehen, dass bis zum Mittagessen unser Geschirr zur Verfügung stünde, der Akku stellte die Energie bereit – perfekt!

2,27 kW Bedarf, 910 Watt PV-Energie, der Rest kommt vom Akku. Sobald die PV-Erzeugung über dem Bedarf ist, wird der Akku weiter aufgeladen.
2,27 kW Bedarf, 910 Watt PV-Energie, der Rest kommt vom Akku. Sobald die PV-Erzeugung über dem Bedarf ist, wird der Akku weiter aufgeladen.

Wie die Darstellung schön zeigt, sorgt der Akku dafür, dass alle PV-Energie (zum Zeitpunkt des Screenshots waren es 910 Watt) aufgebraucht wird, der Mehrbedarf (hier 1,37 kW) muss aber nicht aus dem Netz bezogen werden. Somit ist verständlich, wie sich die in der rechten Hälfte angezeigte Autarkiequote für den heutigen Tag bei 100 Prozent eingependelt hat.

Ohne den Akku würden wir natürlich auch weite Teile unseres Solarstroms verbrauchen, gerade in Momenten hohen Strombedarfs aber (z.B. Kochen am Mittag und am Abend, Spül- und Waschmaschine, Toaster, Mikrowelle und noch so ein paar Kleinigkeiten) müssten wir täglich Energie dazukaufen. Der Akku sorgt dafür, dass wir das größtenteils umgehen können.

Gehört: „Sleeping Beauties“ von Stephen King

Ein überraschend erfrischender Roman, der so manchem „Prachtmann“ einen Spiegel vorhält...
Ein überraschend erfrischender Roman, der so manchem „Prachtmann“ einen Spiegel vorhält…

Der „Stephen King“-Stil

Stephen King ist (neben John Scalzi) der Autor, den ich in den letzten Jahren am meisten gelesen habe. Hin und wieder gibt es eine Phase, in der mir seine etwas weitschweifigen Erläuterungen ein bisschen zu viel sind, meistens aber ist sein Stil ganz genau „mein Ding“. Er etabliert binnen kurzer Zeit eine starke Vertrautheit mit den Figuren seiner Romane und lässt die Geschichte dann in ruhigem Erzähltempo „einfach laufen“ – was nicht heißt, dass es nicht von Zeit zu Zeit auch einmal heftig zur Sache geht und das Tempo massiv angezogen wird.

Ich kenne einige Leser, die mit dieser sehr ausführlichen, im bereits erwähnten „lockeren Gesprächstempo“ gehaltenen Art des Autors einfach nicht gut zurechtkommen: Das Lesen eines King-Romans ist ihnen zu ausführlich, zu lang(wierig) und vielleicht auch zu umständlich, bis sich der Höhepunkt dann endlich mal aus dem Wust an einzelnen Erzähl-Fäden herauskristallisiert. Verstehe ich, gelegentlich geht’s mir ja ebenso, doch mir gefällt’s nun einmal fast immer.

Roman + Hörbuch = doppelter Genuss

Ich lese fast ausnahmslos erst das Buch, danach gönne ich mir das Hörbuch, was bei den langen Romanen durchaus mal 40-50 Stunden umfassen kann („Es“ ist beispielsweise etwas mehr als 51 Stunden lang). Doch gerade das Anhören, nachdem man den Roman schon gelesen hat, ist eine sehr vertiefende Angelegenheit, die für mich oft erst noch eine Qualitätsebene draufpackt: Immerhin kenne ich den Ausgang und die Figuren schon, beim Hördurchgang kann ich also auf die ganzen Feinheiten achten, die mir beim ersten Lesen eventuell „durchgeschlüpft“ sind.

Im Falle des „Dunklen Turms“, einer insgesamt auf acht teils sehr umfangreiche Romane verteilten Geschichte, waren die wiederholten Hörbuch-Repetitionen äußerst hilfreich, um die unzähligen kleinen Verknüpfungen zwischen den einzelnen Teilen, aber auch etlichen anderen King-Romanen immer wieder aufgezeigt zu bekommen. So entsteht eine noch intensivere Dynamik, die gesamte Stimmung ist dichter gepackt, die Charaktere werden noch lebendiger und ihre Motive ziehen mich tiefer und tiefer in die Geschichte hinein. Aktuell bin ich zu zwei Dritteln mit dem siebten (und die Handlung eigentlich abschließenden) Band fertig, das Hörbuch liegt bereit, ebenso wie der wesentlich später ergänzte achte Band („Wind“), der allerdings zwischen den anderen Teilen angesiedelt ist und nur noch einzelne kleinere Lücken schließen soll.

Nur Hörbuch – selten, aber auch gut

Selten kommt es auch vor, dass ich statt des Lesens gleich zum Hörbuch vorstoße, meistens liegt das am Preis – jaaaa, das Schwabentum hat mich gepackt, ich gestehe es! Aber den Roman für zehn oder zwölf Euro zu kaufen, wenn ich das Hörbuch für 13 oder 14 Euro haben kann, gelegentlich ist das Hörbuch sogar günstiger als das „normale Buch“ (bei mir ja ohnehin immer in der digitalen Version bei iBooks) – in diesem Fall spare ich mir manchmal den Umweg über die Lese-Variante. Ganz besonders gilt das für die Hörbücher, die vordringlich zum Laufen gedacht sind, denn da brauche ich häufig neues Futter. Zwar höre ich auch alte Hörbücher immer wieder mal an – alle fünf Teile von John Scalzis „Krieg der Klone“ habe ich mindestens schon dreimal angehört (aber auch vorher gelesen) – aber „variatio delectat“, Abwechslung erfreut.

„Sleeping Beauties“

Einer der jüngeren King-Romane ist „Sleeping Beauties“, genau genommen ist es ein „doppelter“ King-Roman, denn Stephen King hat ihn gemeinsam mit seinem Sohn Owen (King) geschrieben. Schon sehr bald nach dem Erscheinen gab es auch eine Hörbuch-Fassung, die von David Nathan, einem der besten King-Leser aller Zeiten, vorgetragen wird und – Achtung: Schwabe am Werk! – „preislich attraktiv“ war, also griff ich zu. Über die folgenden Wochen hörte ich bei meinen morgendlichen Läufen (und in zunehmendem Maße auch in der übrigen Zeit) eine faszinierende Geschichte, die sich über fast 28 Stunden durch meine Ohren in mir ausbreitete.

Ich will auf keinen Fall etwas spoilern, doch muss ich von einer Sache berichten, dazu komme ich nach dem „Klappentext“ des Buchs (von Amazon):

Die Welt sieht sich einem faszinierenden Phänomen gegenüber: Sobald Frauen einschlafen, umhüllt sie am ganzen Körper ein spinnwebartiger Kokon. Wenn man sie weckt oder das unheimliche Gewebe entfernen will, werden sie zu barbarischen Bestien. Sind sie im Schlaf an einem schöneren Ort? Die zurückgebliebenen Männer überlassen sich zunehmend ihren primitiven Instinkten. Eine Frau allerdings, die mysteriöse Evie, scheint gegenüber der Pandemie immun zu sein. Ist sie eine genetische Anomalie, die sich zu Versuchszwecken eignet? Oder ist sie ein Dämon, den man vernichten muss? Schauplatz und Brennpunkt ist ein kleines Städtchen in den Appalachen, wo ein Frauengefängnis den größten Arbeitgeber stellt…

Die „bösen“ Männer…

Wie sowohl Titel als auch Klappentext schon andeuten, haben es die Männer in dieser Geschichte nicht einfach, denn nicht selten stehen sie als die Bösewichte dar, das reicht von „Mansplaining“ über typisch dominierendes Verhalten in diversen gesellschaftlichen Alltagssituationen bis hin zum Ausüben von physischer (und im Extremfall sexueller) Gewalt gegenüber Frauen. Beim Hören dachte ich mir immer wieder: Interessant, dass das Buch gerade von zwei Männern geschrieben wurde…

Der Teufel steckt oft auch im Detail, denn so manches im Roman beschriebene (und sicher auch im Alltag permanent auftretende) Verhalten, das sicher nicht „böse“ gemeint ist, kann aber als typisch männlich dominantes Verhalten klassifiziert werden, das die eine oder mehrere andere (oder alle anderen) Frauen in eine vergleichsweise benachteiligte Position zwingt. Hin und wieder fühlte ich mich beim Anhören genötigt, mir an die eigene Nase zu fassen, so erkannte ich eigene unreflektierte Verhaltensweisen, die mir Tag für Tag völlig selbstverständlich „von der Hand gehen“. Das kam in dieser Häufigkeit und Deutlichkeit noch bei keinem anderen Roman vor – Hut ab!

Fazit

Das war für die männlichen Leser jetzt vielleicht ein bisschen viel, dennoch: Der Roman ist spannend und höchst faszinierend, ich habe ihn beim Hören genossen und im Anschluss meiner Frau empfohlen, die ihn sich auch angehört und ebenfalls für gut befunden hat. Wer also Interesse daran hat, mal einen „etwas anderen“ King-Roman zu lesen/hören, ist hier sicher an der richtigen Adresse. Das Hörbuch kostet bei iTunes nicht viel (ich glaube, es waren ca. 15 Euro), daher kann ich das nicht zuletzt wegen des genialen David Nathan wärmstens empfehlen.

„Zählt Rechtschreibung?“

Zählt Rechtschreibung? – Ja, ganz eindeutig!
Zählt Rechtschreibung? – Ja, ganz eindeutig!

Das Schuljahresende naht, also müssen hier und da noch ein paar Tests geschrieben werden, das ist weder überraschend noch eine müde Erwähnung wert. Wohl aber, dass ich derzeit bei jedem einzelnen Test von mindestens einem, meist mehreren Schülern (jeglichen Geschlechts) gefragt werde, ob die Rechtschreibung denn zähle?

Korrekte Rechtschreibung einzufordern ist keine Erbsenzählerei – es ist eine Schlüsselqualifikation!
Korrekte Rechtschreibung einzufordern ist keine Erbsenzählerei – es ist eine Schlüsselqualifikation!

Gestern und heute habe ich jeweils einen Test schreiben lassen, in beiden wurde mir die Frage gleich von mehreren Schülern gestellt. Mich verwundert dabei vor allem, dass es offensichtlich eine Art „Zwei Klassen-Rechtschreibung“ im Kopf der Schüler gibt: Sagt der Lehrer, dass die Rechtschreibung „nicht zählt“, dann wird ein (fast) beliebiger Buchstabenkauderwelsch formuliert, Hauptsache der Lehrer bekommt irgendwie heraus, was es heißen soll. Gibt der Lehrer jedoch an, dass ihm die Rechtschreibung wichtig ist (in diese Kategorie zähle ich mich durchaus), dann fühlen sich die fragenden Schüler offensichtlich „genötigt“, im Gehirn die automatische Rechtschreibkontrolle zu aktivieren. Was für ein Glück, dass sie dafür kein Geld von mir verlangen!

„tagtstrich“ oder „Taktstrich“ – das ist hier die Frage!
„tagtstrich“ oder „Taktstrich“ – das ist hier die Frage!

So, Sarkasmus beiseite! Tatsächlich finde ich es grundsätzlich nicht schlau, innerlich überhaupt in Kategorien wie „Jetzt muss ich aber auf meine Rechtschreibung achten!“ oder „Ach, hier ist es egal, wie ich schreibe!“ zu denken. Die Wahrscheinlichkeit, einige Fehler dauerhaft zu behalten, ist einfach zu groß. Noch dazu funktioniert unser Gehirn auch nicht so, dass es zwei getrennte Rechtschreibungsdatenbanken anlegt. Gewöhnt man sich einmal an, die Rechtschreibung als bloße Option und nicht als unabdingbare Voraussetzung anzusehen, wird sie sich nicht verbessern.

Grammatik, Zeiten, alles dringend benötigte Werkzeuge zur kompetenten Kommunikation...
Grammatik, Zeiten, alles dringend benötigte Werkzeuge zur kompetenten Kommunikation…

Die vier Beispiele oben sind alle aus von mir eigenhändig in den letzten sechs Jahren korrigierten Tests entnommen. Ich stelle mir gelegentlich vor, in einem Personalbüro zu arbeiten und Bewerbungen mit derlei offensichtlichen Schwächen vor mir auf dem Schreibtisch liegen zu haben. Im überwiegenden Teil der Fälle würde ich diese Bewerbungen sofort aussortieren und mir nur den Rest angucken. Nun bin ich kein „Personaler“, solche Entscheidungen muss ich – zum Glück – nicht treffen. Aber ich kann mir gut vorstellen, wie gründlich eine grauselige Orthographie den ersten Eindruck „versauen“ kann. Daher antworte ich auf die Frage, „ob Rechtschreibung zählt“, immer mit „Ja, natürlich!“

Noch eine letzte Stilblüte...
Noch eine letzte Stilblüte…

Song des Tages (389) – 2018-06-02

Ein Jahr lang habe ich jeden Tag einen Song als den „Song des Tages“ empfohlen, nun bin ich schon in der zweiten Runde und habe das Intervall etwas gelockert: Statt „jeden Tag“ gibt es nun „hin und wieder“ einen Song des Tages an dieser Stelle.

Heute heiratet eine Musik-Kollegin aus meiner Schule. Bei der Hochzeit wird es natürlich auch ein Ständchen mit umgedichtetem Text geben (hat denn jemals jemand eine Hochzeit ohne umgedichtete Lieder erlebt?). Das umgedichtete Lied basiert auf Neil Youngs Song „Heart of Gold“. Da ich ihn vorher nicht kannte, musste ich ihn mir einige Male anhören, dabei entdeckte ich, dass er mir gefiel – und schon war er der heutige Song des Tages:

Diese Live-Version ist sehr charmant, weil Neil Young am Anfang selbst noch mit seiner Mundharmonika-Technik kämpft. Als routinierter Bühnenmensch überspielt er das perfekt und erzeugt sogar den einen oder anderen Lacher, auf jeden Fall ist es eine sehens- und hörenswerte Performance.

Alle Songs in meiner freigegebenen Apple Music-Playlist.

Song des Tages (388) – 2018-05-29

Ein Jahr lang habe ich jeden Tag einen Song als den „Song des Tages“ empfohlen, nun bin ich schon in der zweiten Runde und habe das Intervall etwas gelockert: Statt „jeden Tag“ gibt es nun „hin und wieder“ einen Song des Tages an dieser Stelle.

Bruce Dickinson gehört zu meinen Lieblings-Sängern, ob er bei Iron Maiden singt oder auf Solo-Pfaden unterwegs ist. Auf einem seiner Solo-Alben fand ich das musikalische Prachtstück, das zum heutigen Song des Tages erwählt wurde: „Man of Sorrows“

Nach dem ruhigen Einstieg mausert sich das Stück zu einer wahren Rock-Hymne. Das kann man sich ruhig auch ganz oft anhören.

Alle Songs in meiner freigegebenen Apple Music-Playlist.

Gehört: „Der Mann, der zu träumen wagte“ von Graeme Simsion

Vor beträchtlicher Zeit hatte ich das enorme Vergnügen, mir zuerst den Roman und anschließend das Hörbuch von „Das Rosie-Projekt“ des australischen Autors Graeme Simsion zu Gemüte zu führen (hier), später folgte noch die Fortsetzung „Der Rosie-Effekt“, mit dem ich nicht ganz so glücklich war – vor allem, weil die Schilderungen der Ehe-Probleme so überaus realistisch waren, dass es mir beim Hören geradewegs „an die Nieren“ ging… (hier). Vor kurzem entdeckte ich bei Apple Music in der Hörbuch-Sparte ein neues Hörbuch von Graeme Simsion mit dem Titel „Der Mann, der zu träumen wagte“ (Link).

Mental immer noch in einer über 20 Jahre alten Erinnerung an eine damals abgebrochene Beziehung gefangen stolpert Adam kopfüber in ein erneutes Aufflammen der Liebe zu der „Frau von damals“.
Mental immer noch in einer über 20 Jahre alten Erinnerung an eine damals abgebrochene Beziehung gefangen stolpert Adam kopfüber in ein erneutes Aufflammen der Liebe zu der „Frau von damals“.

Überlegen musste ich nicht lange, geladen war‘s gleich (der Schwabe in mir jubilierte, weil das im Abo-Preis inbegriffen war). Gestern habe ich es zu Ende gehört – und das mit großem Genuss!

Handlung

Ich fasse kurz zusammen, in welche Richtung sich die Geschichte bewegt, verschweige aber die wichtigsten Entwicklungen, die nach der Vorstellung der Personen und ihrer jeweiligen Vorgeschichte einsetzen.

Adam ist ein Datenbank-Architekt, der in seiner Freizeit in einer Bar in Melbourne Klavier spielt. Dort lernt er eines Tages Angelina kennen, die noch verheiratet, aber von ihrem Ehemann gefrustet und mit ihrem Leben im Allgemeinen unzufrieden. Gemeinsam musizieren sie, kommen sich näher – und nach einigen Wochen beginnt eine intensive Beziehung. Adams Arbeitsvertrag zwingt ihn jedoch nach wenigen Monaten, Australien zu verlassen. Angelina kann als Schauspielerin in einer Sitcom nicht weg. Sie verlieren sich aus den Augen.
Adam heiratet einige Zeit später, doch im Verlauf von gut 20 Ehejahren leben er und seine Frau Claire sich allmählich auseinander. Gerade an dem Punkt, als Adam und seine Frau gleichzeitig in einer beruflichen Umbruchsphase stecken, sie beide schon in getrennten Schlafzimmern nächtigen und kaum mehr als eine punktuelle Zweckgemeinschaft darstellen, meldet sich seine alte Flamme Angelina urplötzlich per Email, was Adam auf eine wahre emotionale Achterbahnfahrt schickt…

Mehr gebe ich hier nicht preis, denn sonst ist die angenehme Spannung dahin. Und wenn man schon weiß, wie die Geschichte endet, verlieren viele Handlungselemente ihren Reiz.

Fazit

Graeme Simsion hat einen kurzen und sehr unterhaltsamen Roman abgeliefert, der vor allem für Menschen jenseits der 30 attraktiv sein wird, da er einige eigene Lebenserfahrung voraussetzt, um die Motive der Hauptpersonen vollends würdigen und somit die eine oder andere Entscheidung gutheißen zu können. Der Schreibstil ist sehr flüssig, oft witzig-humorvoll, gelegentlich deftig erotisch, manchmal beißend sarkastisch, in diesem Fall zusätzlich angereichert mit unzähligen Musik-Titeln (oder Anspielungen darauf), die der Protagonist am Klavier spielt und singt – ein Element, das mir den Hörgenuss noch deutlich erhöht hat. Normalerweise mache ich einen großen Bogen um Bücher, die sich primär um „Beziehungskisten“ drehen, „Der Mann, der zu träumen wagte“ war jedoch eine äußerst positive Überraschung, das Hörbuch muss ich zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal anhören.

Album der Woche – Episode 21 – 2018-04-29

Jede (oder zumindest fast jede) Woche präsentiere ich ein Album, das mir persönlich gut gefällt. Im Vorfeld höre ich es noch einmal (oder häufiger) durch und bemühe mich dann, es allen Interessierten „schmackhaft“ zu machen.

Sting & Shaggy: „44/876“

Eines der gelungensten Alben der letzten Jahre: Von der ersten bis zur letzten Minute ein purer Genuss!
Eines der gelungensten Alben der letzten Jahre: Von der ersten bis zur letzten Minute ein purer Genuss!

Bereits vor Monaten kam der Song „Don‘t Make Me Wait“ als eine Art Appetizer für das später folgende Album heraus. Mir hat er so gut gefallen, dass er gleich ein Song des Tages wurde. Vor ein paar Tagen erschien nun das gesamte Album, also lud ich es bei Apple Music und genoss es bereits etliche Male – ein wahres Fest für die Ohren!

Die Songs:

Ich kann unmöglich eine sinnvolle Auswahl von Highlights hier erstellen, einerseits kenne ich das Album noch nicht so gut, andererseits ist bislang jeder Song auf seine Art und Weise fantastisch. Mit den ersten fünf Songs auf dem Album kann man aber auf keinen Fall etwas falsch machen.

Mein persönlicher Favorit – so man aus einer Menge superber Songs überhaupt einen Favoriten auswählen kann – ist „Gotta Get Back My Baby“: Unsere Mittlere hörte den Song, als ich das Album zum Kochen auf dem iPhone laufen ließ. Sie fragte mich gleich, was das denn sei, seitdem hat sie ihn ein paar Tage fast in Endlosschleife gehört. Lustigerweise wird der Song dabei nicht nervig, er bleibt einfach fantastisch.

Fazit

Sting startete mit The Police zu Beginn der bis heute andauernden Erfolgsgeschichte in einem bunten Stilmix, der auch damals schon eine ordentliche Portion Reggae beinhaltete. In gewisser Weise stellt diese äußerst gelungene Kooperation mit einem der profiliertesten Reggae-Musiker der Gegenwart eine wundervolle Rückkehr zu den Wurzeln dar, wenngleich in einem sehr frischen und höchst lebendigen Gewand. Dieses Album hat sich binnen weniger Minuten einen Platz in der Favoriten-Liste erobert, und den muss es niemals wieder aufgeben.

Links

Leider gibt es bislang nur „Don‘t Make Me Wait“ als YouTube-Version zu finden. „Gotta Get Back My Baby“ hätte ich hier lieber präsentiert… Dennoch wünsche ich allen Interessenten beim Anhören viel Vergnügen!

Für Apple Music-Abonnenten ist hier der Link, um das gesamte Album herunterzuladen: https://itunes.apple.com/de/album/44-876-deluxe/1355944309 – sehr zu empfehlen!

Song des Tages (386) – 2018-04-28

Ein Jahr lang habe ich jeden Tag einen Song als den „Song des Tages“ empfohlen, nun bin ich schon in der zweiten Runde und habe das Intervall etwas gelockert: Statt „jeden Tag“ gibt es nun „hin und wieder“ einen Song des Tages an dieser Stelle.

Die TV-Serie „Psych“ gefällt mir sehr gut, auch wenn ich bislang kaum mehr als ein paar Folgen der ersten Staffel gesehen habe. Die kuriose Mischung aus „Monk“ und diversen Screwball-Komödien wird perfekt unterstützt vom quietschigen Titelsong, der selbst zu später Stunde noch ein Anrecht darauf hat, Song des Tages zu werden:

Frech, witzig und voller Ohrwurm-Qualitäten. Mehr davon, bitte!

Alle Songs in meiner freigegebenen Apple Music-Playlist.

Gehört: „Das Syndrom“ von John Scalzi

John Scalzi gehört zu meinen Lieblings-Autoren, die „Krieg der Klone“-Trilogie sowie deren beide Nachfolger habe ich komplett verschlungen. Sobald ich mit meinem aktuellen Lesefutter durch bin, möchte ich unbedingt Zeilenendes Empfehlung folgen und endlich „Redshirts“ lesen.

Bereits im vergangenen Jahr hatte ich ein sehr spannendes Hörbuch – „Das Syndrom“ vom gerade erwähnten John Scalzi begonnen, das in der „Hörspiele und Hörbücher“-Abteilung von Apple Music angeboten wurde. Eines Tages jedoch verschwand das Hörbuch von einem Tag auf den nächsten aus dem Programm – nur war ich damit noch nicht fertig. Ärgerlich, nein sehr ärgerlich, denn ich stand nur noch gut 45 oder 50 Minuten vor dem Ende, ganz kurz vor der Auflösung der langen Klimax! Das war eine ziemlich fiese Methode, ungewollt einen Cliffhanger zu erzeugen…

Ungekürzt und spannend: „Das Syndrom“ von John Scalzi bei Apple Music
Ungekürzt und spannend: „Das Syndrom“ von John Scalzi bei Apple Music

Zu meinem großen Glück hatte ich den Roman auf Englisch – da heißt er dann „Lock In“ – in meiner iBooks-Bibliothek (den hatte es ein Jahr vorher für 99 Cent im Angebot gegeben), also konnte ich der Spannung ohne weitere Verzögerung abhelfen. Dennoch wurmte mich die Sache, also sah ich seither jede Woche nach, ob das Hörbuch nicht wieder in Apple Music verfügbar sei. Siebzehn Euro für das im iTunes Store käuflich erhältliche Hörbuch wollte ich nicht investieren – ich zahle ja bereits für mein Streaming-Abo.

Vor ein paar Tagen erschien nun das Hörbuch erneut im Angebot, also lud ich es sofort wieder auf mein iPhone1. Gestern früh konnte ich beim Laufen endlich den Schluss anhören. Die ganz große Spannung war natürlich weg, da ich den Schluss bereits gelesen hatte, ihn parallel zum Laufen aber gemütlich hören zu können, war schon ein angenehmes Vergnügen, das mir den Morgensport ordentlich versüßte.

Zum Inhalt

Der Klappentext im iTunes Store generiert schon eine prickelnde Grundspannung, ich habe das einfach übernommen:

Gefangen im eigenen Körper.
Ein Virus geht um die Welt, und die Folgen sind katastrophal. Die meisten Opfer kommen mit einer Art Grippe davon, doch für einige wenige wird die Ansteckung zum Horror: Sie fallen in ein totales Wachkoma, das sogenannte Haden-Syndrom. Millionen von Menschen sind betroffen, und in den USA ist nichts mehr, wie es einmal war. Als der junge FBl-Agent Chris Shane auf einen mysteriösen Mordfall angesetzt wird, stechen er und seine Partnerin in ein Wespennest – ein brutales Versteckspiel beginnt, in dessen Zentrum möglicherweise die Antwort auf das Rätsel des Haden-Virus steht.

Was im virtuellen Klappentext gar nicht erwähnt wird, den Reiz vieler Scalzi-Romane jedoch ausmacht, sind die unzähligen Anspielungen auf andere im Science Fiction-Genre bekannte Filme, Bücher, Vorstellungen etc. Kennt man sich selbst ein bisschen darin aus, bereichert dies den Hör-/Lesegenuss ungemein – für mich war es jedenfalls ein wahres Fest, ein „wahrer Scalzi“ halt!

Hörbuch-Fassung

Wie die meisten anderen Scalzi-Hörbücher wird auch dieses von Matthias Lühn gelesen, der es gleichzeitig einfühlsam und staubtrocken vorträgt, was die humorvollen Passagen um so schriller wirken lässt, ohne jemals an Ernsthaftigkeit einzubüßen. Das Hörbuch ist – welch Luxus! – ungekürzt und dauert ungefähr neuneinhalb Stunden.

Fazit

John Scalzi enttäuscht nicht im geringsten in diesem actiongeladenen Science Fiction-Roman. Wie immer vermag er es, eine gänzlich andere, uns fremde Welt zu skizzieren, ihr Leben einzuhauchen und sie mit Charakteren zu spicken, die nicht stereotyp gut oder böse, sondern immer auch mit eigenen Stärken und Schwächen ausgestattet sind. Das Setting ist zwar futuristisch, aber noch vertraut genug, um sofort bereits heute existierende gesellschaftliche Strömungen in einer über kommende Jahrzehnte hinweg ablaufenden Entwicklung erkennen zu können. Das gelegentlich erschreckend realistische Szenario wird immer wieder geschickt durch den Einsatz von äußerst pointiertem Humor aufgelockert, sodass der Fluss der Handlung nie ins Stocken kommt.

Wer nun auf den Geschmack gekommen und selbst ein Abonnent von Apple Music ist, kann sich über diesen Link direkt zum Hörbuch begeben.

  1. Interessanterweise wurde anscheinend das gesamte Hörbuch während seiner Absenz von Apple Music umformatiert, denn damals war ich bei Track 245 von ca. 280 stehen geblieben. In der neuen Fassung gibt es nur noch 159 Tracks…