Silent Brass: 20+ Jahre

1996 war ich noch ein junger Student, gerade einmal im zweiten Semester meines ersten Diplomstudiums (Orchestermusik). Für Rundfunkaufnahmen mit dem Bayerischen Rundfunk probte ich in Bayreuth mit einem Projektorchester und einigen Gesangssolisten (hier) für die Aufzeichnung der mehrere europäische Länder einbeziehenden Produktion einer tschechischen Oper (ich glaube, der Titel war „Im Brunnen“, aber es ist einfach schon so lange her…).

Kauf auf Empfehlung

Einer der anderen Musiker, ein Hornist, war gleichzeitig der Chef eines Musikgeschäfts in Bayreuth. Während einer Pause erzählte er mir von einer tollen technischen Neuerung: Yamaha hatte einen Übedämpfer für Trompete entwickelt, der fast frei vom sonst üblichen (und äußerlich hinderlichen) Rückstau (die Luft, die man vorne in die Trompete reinbläst, muss ja irgendwo wieder herauskommen) funktionierte. Zusätzlich konnte der Dämpfer mit einem elektronischen Gerät verbunden werden, über das man sowohl eine externe Klangquelle einschleifen als auch mit einstellbarem Raumhall spielen könne. Der Clou aber war, dass all das nach außen hin so leise blieb, dass man damit auch problemlos in einem Hochhaus üben könne, ohne die Nachbarn zu stören.

Ich wohnte damals im siebten Stock eines Hochhauses, außerdem war es zu der Zeit mein „Beruf“, jeden Tag mehrere Stunden mit Üben zu verbringen. Die Problematik war mir mehr als bewusst – und ich wollte auch nicht dauernd zum Haus meiner Eltern im nächsten Ort weiterfahren, um dort üben zu können… Also kaufte ich mir das angepriesene Gerät, es hieß Silent Brass.

Erfahrung

Das war vor 22 Jahren. Ich habe den Dämpfer immer noch. Erst letzte Woche habe ich täglich im Urlaub mit ihm geübt. Ich verwende zwar seit Jahren nicht mehr das elektronische Zusatzgerät (das „Studio“), weil ich dafür neben dem Dämpfer auch die ganzen Kabel, sechs (!) AAA-Batterien (bzw. Akkus und ein Ladegerät) und einen Kopfhörer mitschleppen müsste. Aber es klappt eben auch ohne den „Technik-Kram“, nur auf akustischem Wege.

Modernisierung

Vor ein paar Monaten kam nun eine neue Version des bewährten Systems heraus. Ein Kollege in der Schule, ebenfalls Blechbläser, erzählte mir davon. Doch ich vergaß es wieder. Bis ich letzte Woche im Urlaub eben wieder täglich mit dem „alten“ Silent Brass übte. Ich erinnerte mich, mein Interesse war geweckt, also recherchierte ich ein wenig – und tatsächlich berichten viele Benutzer, dass es nochmals deutlich besser geworden sei. Nun war ich wirklich gespannt, am Donnerstag bestellte ich das Set, gestern wurde es geliefert, heute habe ich das erste Mal damit geübt.

Mein erstes Fazit: „WOW!“ Insgesamt liegen gut 22 oder 23 Jahre technischer Entwicklung zwischen den beiden Geräten, es war mir klar, dass es hier und da Verbesserungen geben musste, doch das Ausmaß und die Stimmigkeit der Innovation hinsichtlich der Benutzerfreundlichkeit überraschte mich dann doch.

Vergleich zwischen altem und neuem Modell

Um allen, die es interessiert, einen Einblick zu geben, habe ich ein paar schöne Foto-Vergleiche angestellt, die sehr schnell zeigen, was sich getan hat.

Schon der bloße Blick auf die Verpackung zeigt, dass das alte Modell deutlich größer war (klar lag das auch an der Art, wie alles im Karton untergebracht war, dennoch ist die Dimension eine gänzlich andere):

Links das alte, rechts das neue Modell
Links das alte, rechts das neue Modell

Der Verpackungsinhalt ist nicht allzu unterschiedlich, wenn man sich anguckt, was grundsätzlich an Teilen enthalten ist:

Lediglich das Netzteil war beim alten Gerät mitgeliefert, so eines ist heute nicht mehr vorgesehen (kein Wunder, wer möchte beim üben maximal 1,5 Meter von der Steckdose entfernt stehen).
Lediglich das Netzteil war beim alten Gerät mitgeliefert, so eines ist heute nicht mehr vorgesehen – kein Wunder, wer möchte beim Üben maximal 1,5 Meter von der Steckdose entfernt stehen?

Wie man gleich sehen kann, gab es am elektronischen Teil viele Einstellmöglichkeiten, die beim Üben aber tatsächlich kaum ins Gewicht fallen, deswegen wurde der Großteil davon in der Revision abgeschafft. Aus der Praxis heraus weiß ich sicher, dass das kein Verlust ist, denn „zu viele Einstellungsmöglichkeiten“ verleiten fast immer dazu, „zu viel daran herumzuspielen“ – man sollte sich aber eher auf das Üben konzentrieren, nicht an der Technik herumbasteln. Ganz abgesehen davon konnte man sich mit der Reverb-Einstellung „Church“ hinsichtlich des eigenen Sounds ganz schön in die Tasche lügen…

Der elektronische Begleiter ist gleich deutlich schlanker ausgefallen, funktioniert aber (mit weniger Einstellungsmöglichkeiten) genauso gut.
Der elektronische Begleiter ist gleich deutlich schlanker ausgefallen, funktioniert aber (mit weniger Einstellungsmöglichkeiten) genauso gut.

Auf beiden Fotos habe ich mit voller Absicht die Kopfhörer unterschlagen, denn nach 22 Jahren gibt es das originale Paar Kopfhörer aus der blauen Kartonage einfach nicht mehr.

So weit ragt der alte Dämpfer aus dem Schallstück der Trompete heraus...
So weit ragt der alte Dämpfer aus dem Schallstück der Trompete heraus…
...und so (wenig) weit ist es beim neuen Modell – ich habe das rechte Foto nur dazugenommen, weil man vom Dämpfer links so wenig sieht.
…und so (wenig) weit ist es beim neuen Modell – ich habe das rechte Foto nur dazugenommen, weil man vom Dämpfer links so wenig sieht.

Tja, die Länge des Dämpfers hat sich am deutlichsten verändert, denn das originale Modell ragte wirklich weit aus der Trompete heraus (je nach Schallstück 10-15 Zentimeter). Wenn man da beim Üben in einer engen Wohnung oder einem kleinen Hotelzimmer nicht aufpasste, konnte man schon einmal anstoßen – eine schmerzhafte Sache, da sich der Stoß über Instrument und Mundstück auf die Lippen und Schneidezähne überträgt… (Ich schreibe aus schmerzvoller Erfahrung.)

Ein weiterer Nachteil des weiten Herausragens des alten Dämpfermodells war, dass es gerne mal nach einer Weile des Übens (wenn sich genug Feuchtigkeit aus der Atemluft im Schallstück angesammelt hatte), herausfiel. Ich ging, nachdem mir das ein- oder zweimal passiert war, dazu über, das Verbindungskabel vom Dämpfer zum Studio noch einmal um das Schallstück der Trompete zu winden, sodass der Dämpfer im Fall der Fälle erst einmal daran baumeln konnte. Dafür wurde das Kabel dann etwas kurz… Das neue Modell sitzt so tief und stabil im Schallstück, dass ich mir darüber erst einmal keinen Kopf zerbrechen muss.

Fast 118 Gramm – kein echtes „Schwergewicht“, am Ende eines Hebels aber deutlich spürbar...
Fast 118 Gramm – kein echtes „Schwergewicht“, am Ende eines Hebels aber deutlich spürbar…
Mit 69 Gramm sogar noch unter der Herstellerangabe (vielleicht haben die auch das Kabel eingerechnet) – den Unterschied fühlt man, vor allem in Verbindung mit der neuen Form!
Mit 69 Gramm sogar noch unter der Herstellerangabe (vielleicht haben die auch das Kabel eingerechnet) – den Unterschied fühlt man, vor allem in Verbindung mit der neuen Form!

Neben der Form ist das Gewicht des Dämpfers entscheidend, hier ist der Unterschied ebenfalls deutlich spürbar: fast 118 Gramm beim alten Modell stehen nicht einmal 70 Gramm beim neuen gegenüber. Verbindet man das mit der deutlich komprimierten Form, so ist das neue Modell viel besser im Alltag einzusetzen. Das ist sinnvolle Innovation, die auf Erfahrung basiert.

Eine Sache kann ich fotografisch nicht festhalten: den Rückstau. Beim Mundstück bläst man als Trompeter komprimierte Luft in das Instrument hinein, die muss ja irgendwo entweichen. Wie genau das Silent Brass-System die Kanalisierung gestaltet, dass es ohne den sonst üblichen – und äußerst hinderlichen – Rückstau klappt, weiß ich nicht. Dennoch: Auch an dieser Front hat sich einiges getan. Um es zu testen, habe ich heute von den 40-50 Minuten Üben zuerst 35 Minuten ohne Dämpfer gespielt. Dann bin ich auf den neuen Übedämpfer umgestiegen, um den direkten Vergleich zum „offenen“ Spielen zu erfühlen. Und das hat mich tatsächlich am meisten umgehauen, denn es war so gut wie gar kein Unterschied mehr zu fühlen. Wie auch immer die das hinbekommen haben, es war ein Geniestreich!

Fazit

Ich bin derart begeistert, dass ich in den nächsten Tagen garantiert allein deswegen noch einige Male mit dem neuen Silent Brass üben werde, auch wenn ich das hier (also zuhause) gar nicht müsste. Den Machern des neuen Systems sollten ganze Generationen von Trompetern dankbar sein, denn nun kann man wirklich „immer und überall“ spielen, ohne andere Leute damit zu nerven – gerade als Student, der eventuell in einem beengten Wohnheim üben muss ist das eine fantastische Sache! Hut ab vor den Entwicklern!

Song des Tages (389) – 2018-06-02

Ein Jahr lang habe ich jeden Tag einen Song als den „Song des Tages“ empfohlen, nun bin ich schon in der zweiten Runde und habe das Intervall etwas gelockert: Statt „jeden Tag“ gibt es nun „hin und wieder“ einen Song des Tages an dieser Stelle.

Heute heiratet eine Musik-Kollegin aus meiner Schule. Bei der Hochzeit wird es natürlich auch ein Ständchen mit umgedichtetem Text geben (hat denn jemals jemand eine Hochzeit ohne umgedichtete Lieder erlebt?). Das umgedichtete Lied basiert auf Neil Youngs Song „Heart of Gold“. Da ich ihn vorher nicht kannte, musste ich ihn mir einige Male anhören, dabei entdeckte ich, dass er mir gefiel – und schon war er der heutige Song des Tages:

Diese Live-Version ist sehr charmant, weil Neil Young am Anfang selbst noch mit seiner Mundharmonika-Technik kämpft. Als routinierter Bühnenmensch überspielt er das perfekt und erzeugt sogar den einen oder anderen Lacher, auf jeden Fall ist es eine sehens- und hörenswerte Performance.

Alle Songs in meiner freigegebenen Apple Music-Playlist.

Vom fehlenden E-Bike, einem Ersatz-MTB und der Apple Watch

Es sind Pfingstferien, gerade noch zumindest. Und doch habe ich seit mehr als drei Wochen kein E-Bike mehr zur Verfügung. So lange ist es schon in der Reparatur. Am 10. Mai fuhr ich in die Stadt, um für den Folgetag etwas zu organisieren, dabei setzte plötzlich der Antrieb aus. Binnen weniger Minuten des Akku-An- und Absteckens, Display-An- und Absteckens, etlicher Start-Versuche und unzähligen (stillen) Flüchen war klar: Da geht nichts mehr.

Also brachte ich am 11. Mai das E-Bike, mein geliebtes Hercules Jarvis, zum Service, nannte die im Display angezeigten Fehlercodes und hoffte, da das eigentlich benötigte Ersatzteil im Laden vorrätig war, auf eine zügige Reparatur. Nach ein paar Tagen rief ich dann interessehalber im Laden an, nur um zu erfahren: Das Ersatzteil hat nicht funktioniert, ein Ersatz für den Ersatz ist unterwegs. Okay. Noch ein paar Tage warten.

Dann wieder: Anruf. Auch dieses Ersatzteil funktioniert nicht. Eine Chance gibt es noch, aber der Techniker muss mit Hercules telefonieren. Vermutlich muss das Rad eingeschickt werden. Seitdem habe ich keine Neuigkeiten mehr gehört. Aber ich wollte auch nicht die gesamten Ferien ohne mobilen Untersatz verbringen. Also wagte ich einen kurzen Blick aufs Konto: Alles klar! Dann ab zum Decathlon, wo ich für 300 € ein Mountainbike – ohne Motor – erstand.

Keine Schutzbleche, kein Ständer, kein Licht, aber für knapp unter 300 € doch ein fahrbarer Untersatz.
Keine Schutzbleche, kein Ständer, kein Licht, aber für knapp unter 300 € doch ein fahrbarer Untersatz.

Das Rad ist natürlich nicht mit dem E-Bike für 2.500 € vergleichbar, aber es ist deutlich leichter (das spürt man sofort) und bringt mich beim Einsatz meiner Muskelkraft von A nach B. Da es keine Unterstützung gibt, habe ich das Mountainbike gleich als zusätzliches Sportgerät für mich entdeckt und in der vergangenen Woche mehr oder weniger täglich eine kurze Tour mit ordentlich Höhenmetern und Anstrengung unternommen. Das macht Spaß.

Dabei habe ich dann gleich noch etwas ausprobiert: Ich habe das iPhone zuhause gelassen, mir aber die AirPods in die Ohren gestopft und die Musik direkt von der Apple Watch laufen lassen, während ich das Fahrrad-Training absolvierte.

Alle Daten vorhanden, auch ohne gekoppeltes iPhone und Internetverbindung...
Alle Daten vorhanden, auch ohne gekoppeltes iPhone und Internetverbindung…
Das GPS-Modul funktioniert zuverlässig – dass ich nebenher durchgehend Musik hören konnte, war ein weiterer Bonus...
Das GPS-Modul funktioniert zuverlässig – dass ich nebenher durchgehend Musik hören konnte, war ein weiterer Bonus…

Das GPS der Uhr funktioniert auch ohne iPhone, somit konnte ich das Training komplett „tracken“, ohne aber ein gekoppeltes Telefon mitzuschleppen. Normalerweise stört mich das iPhone nicht im Geringsten, an diesem Nachmittag war es aber extrem heiß und schwül, daher wollte ich möglichst dünn bekleidet radeln. Das iPhone hätte ich nur mitnehmen können, wenn ich es mir wie beim Laufen auf den Rücken gehängt hätte – dazu war’s mir aber eindeutig zu warm…

P.S.: Es ist nun der 2. Juni, aber mein E-Bike habe ich noch nicht zurück bekommen…

Song des Tages (388) – 2018-05-29

Ein Jahr lang habe ich jeden Tag einen Song als den „Song des Tages“ empfohlen, nun bin ich schon in der zweiten Runde und habe das Intervall etwas gelockert: Statt „jeden Tag“ gibt es nun „hin und wieder“ einen Song des Tages an dieser Stelle.

Bruce Dickinson gehört zu meinen Lieblings-Sängern, ob er bei Iron Maiden singt oder auf Solo-Pfaden unterwegs ist. Auf einem seiner Solo-Alben fand ich das musikalische Prachtstück, das zum heutigen Song des Tages erwählt wurde: „Man of Sorrows“

Nach dem ruhigen Einstieg mausert sich das Stück zu einer wahren Rock-Hymne. Das kann man sich ruhig auch ganz oft anhören.

Alle Songs in meiner freigegebenen Apple Music-Playlist.

Gehört: „Der Mann, der zu träumen wagte“ von Graeme Simsion

Vor beträchtlicher Zeit hatte ich das enorme Vergnügen, mir zuerst den Roman und anschließend das Hörbuch von „Das Rosie-Projekt“ des australischen Autors Graeme Simsion zu Gemüte zu führen (hier), später folgte noch die Fortsetzung „Der Rosie-Effekt“, mit dem ich nicht ganz so glücklich war – vor allem, weil die Schilderungen der Ehe-Probleme so überaus realistisch waren, dass es mir beim Hören geradewegs „an die Nieren“ ging… (hier). Vor kurzem entdeckte ich bei Apple Music in der Hörbuch-Sparte ein neues Hörbuch von Graeme Simsion mit dem Titel „Der Mann, der zu träumen wagte“ (Link).

Mental immer noch in einer über 20 Jahre alten Erinnerung an eine damals abgebrochene Beziehung gefangen stolpert Adam kopfüber in ein erneutes Aufflammen der Liebe zu der „Frau von damals“.
Mental immer noch in einer über 20 Jahre alten Erinnerung an eine damals abgebrochene Beziehung gefangen stolpert Adam kopfüber in ein erneutes Aufflammen der Liebe zu der „Frau von damals“.

Überlegen musste ich nicht lange, geladen war‘s gleich (der Schwabe in mir jubilierte, weil das im Abo-Preis inbegriffen war). Gestern habe ich es zu Ende gehört – und das mit großem Genuss!

Handlung

Ich fasse kurz zusammen, in welche Richtung sich die Geschichte bewegt, verschweige aber die wichtigsten Entwicklungen, die nach der Vorstellung der Personen und ihrer jeweiligen Vorgeschichte einsetzen.

Adam ist ein Datenbank-Architekt, der in seiner Freizeit in einer Bar in Melbourne Klavier spielt. Dort lernt er eines Tages Angelina kennen, die noch verheiratet, aber von ihrem Ehemann gefrustet und mit ihrem Leben im Allgemeinen unzufrieden. Gemeinsam musizieren sie, kommen sich näher – und nach einigen Wochen beginnt eine intensive Beziehung. Adams Arbeitsvertrag zwingt ihn jedoch nach wenigen Monaten, Australien zu verlassen. Angelina kann als Schauspielerin in einer Sitcom nicht weg. Sie verlieren sich aus den Augen.
Adam heiratet einige Zeit später, doch im Verlauf von gut 20 Ehejahren leben er und seine Frau Claire sich allmählich auseinander. Gerade an dem Punkt, als Adam und seine Frau gleichzeitig in einer beruflichen Umbruchsphase stecken, sie beide schon in getrennten Schlafzimmern nächtigen und kaum mehr als eine punktuelle Zweckgemeinschaft darstellen, meldet sich seine alte Flamme Angelina urplötzlich per Email, was Adam auf eine wahre emotionale Achterbahnfahrt schickt…

Mehr gebe ich hier nicht preis, denn sonst ist die angenehme Spannung dahin. Und wenn man schon weiß, wie die Geschichte endet, verlieren viele Handlungselemente ihren Reiz.

Fazit

Graeme Simsion hat einen kurzen und sehr unterhaltsamen Roman abgeliefert, der vor allem für Menschen jenseits der 30 attraktiv sein wird, da er einige eigene Lebenserfahrung voraussetzt, um die Motive der Hauptpersonen vollends würdigen und somit die eine oder andere Entscheidung gutheißen zu können. Der Schreibstil ist sehr flüssig, oft witzig-humorvoll, gelegentlich deftig erotisch, manchmal beißend sarkastisch, in diesem Fall zusätzlich angereichert mit unzähligen Musik-Titeln (oder Anspielungen darauf), die der Protagonist am Klavier spielt und singt – ein Element, das mir den Hörgenuss noch deutlich erhöht hat. Normalerweise mache ich einen großen Bogen um Bücher, die sich primär um „Beziehungskisten“ drehen, „Der Mann, der zu träumen wagte“ war jedoch eine äußerst positive Überraschung, das Hörbuch muss ich zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal anhören.

Der erste Halbmarathon 2018

Hui, es gibt mal wieder News von der Sportfront. Gestern bin ich – völlig ungeplant – meinen ersten Halbmarathon im Jahr 2018 gelaufen. Irgendwie ergab er sich einfach so…

Stress- und Fresstag…

Der 11. Mai war ein wirklich anstrengender Tag: Zur Schule mit einem Pedelec, dessen Elektronik streikte (also ohne jegliche Antriebsunterstützung, dafür mit dem zusätzlichen Gewicht, das ein Pedelec nun einmal mit sich bringt), auf dem Rücken der gut gefüllte Rucksack mit Material für den Unterricht sowie Big Band-Noten (ein dickes Pack) sowie ein Gig-Bag mit Trompete und Dämpfern. Dann fünf Stunden Unterricht, eine Stunde Umbau der Aula, dann Proben-Nachmittag bis kurz nach 16:00 h, ab zum Fahrrad-Laden, um den Austausch der Elektronik anzuleiern… Bis ich daheim war, war es fast 17:00 h. In Windeseile erledigte ich noch die ausstehenden Sport-Aktivitäten, um meinen inneren Monk zu befriedigen (die Liste muss abgehakt werden), danach fiel ich in ein von Müdigkeit überschattetes Fress-Koma. An diesem Abend kamen sicherlich noch gut 2.500 Kalorien zusammen – zusätzlich zu allem anderen, das ich an diesem Tag schon verzehrt hatte…

…und Kompensation

Samstag (12.5.) früh: 5:45 h aus dem Bett, erst einmal die Twitter-Timeline nachgelesen (der vorige Abend war da nicht mehr sehr ergiebig gewesen), dann rein in meine Laufklamotten und los. Da ich in leicht grüblerischer Stimmung war, verzichtete ich darauf, mein aktuelles Hörbuch fortzusetzen – ich hätte mich ohnehin nicht darauf konzentrieren können. Statt dessen nutzte ich die Song des Tages-Playlist (für Apple Music-Abonnenten hier zu finden), die bei zufälliger Wiedergabe eine perfekte Abwechslung genau der Songs/Stücke brachte, die mir ohnehin gefallen.

Dann lief ich los, völlig ohne Plan. Als ich gerade in der nächsten Ortschaft angekommen war, reifte die Idee, am Ende meiner normalen Strecke (also an dem Punkt, an dem ich normalerweise wieder umdrehe) einfach noch einen extra Schlenker anzuhängen. Kaum war ich dort, fühlte ich mich einer weiteren Runde gewachsen, also hängte ich auch noch ein wenig mehr dran. Ab dem Punkt war klar: Wenn schon, denn schon – Halbmarathon!

Eine wundervolle Runde bei exzellentem Wetter – himmlisch!
Eine wundervolle Runde bei exzellentem Wetter – himmlisch!

Da mir der vorige Tag noch etwas in den Knochen steckte, ging ich von einem ziemlich furchtbaren Tempo aus, doch das stimmte gar nicht, da mein „Pace“ bei 5:19/km lag:

Die Überraschung des Tages: Ein recht gutes Tempo für den Morgen nach einem „heftigen“ Tag...
Die Überraschung des Tages: Ein recht gutes Tempo für den Morgen nach einem „heftigen“ Tag…

Die 351 Höhenmeter sind nur Steigungsmeter, abwärts wird nicht gezählt. Und diese Strecke bietet einige Steigungen, manche kurz und heftig (die gehen ja immer ganz gut), andere lang und fies (sie wirken aus der Entfernung immer so harmlos, sind aber genau das Gegenteil). Doch rein landschaftlich ist es zu dieser Jahreszeit ein absolutes Vergnügen da entlang zu laufen, weil sich die Natur momentan so exzessiv entfaltet.

Hmmm, alles in allem ein schöner Lauf, aber heute gab es wieder das Standard-Programm, schließlich muss da noch einiges für die kommende Woche vorbereitet und leckeres Essen zubereitet werden…

Noch zwei meiner üblichen Morgenläufe, dann habe ich die (ersten) 2.000 Kilometer in diesem Jahr voll:

Bald sind die ersten 2.000 Kilometer in diesem Jahr voll, mein Jahresziel ist aber weiterhin undefiniert, auf keinen Fall wird es wieder auf die 6.000 vom letzten Jahr hinaus laufen...
Bald sind die ersten 2.000 Kilometer in diesem Jahr voll, mein Jahresziel ist aber weiterhin undefiniert, auf keinen Fall wird es wieder auf die 6.000 vom letzten Jahr hinaus laufen…

Album der Woche – Episode 21 – 2018-04-29

Jede (oder zumindest fast jede) Woche präsentiere ich ein Album, das mir persönlich gut gefällt. Im Vorfeld höre ich es noch einmal (oder häufiger) durch und bemühe mich dann, es allen Interessierten „schmackhaft“ zu machen.

Sting & Shaggy: „44/876“

Eines der gelungensten Alben der letzten Jahre: Von der ersten bis zur letzten Minute ein purer Genuss!
Eines der gelungensten Alben der letzten Jahre: Von der ersten bis zur letzten Minute ein purer Genuss!

Bereits vor Monaten kam der Song „Don‘t Make Me Wait“ als eine Art Appetizer für das später folgende Album heraus. Mir hat er so gut gefallen, dass er gleich ein Song des Tages wurde. Vor ein paar Tagen erschien nun das gesamte Album, also lud ich es bei Apple Music und genoss es bereits etliche Male – ein wahres Fest für die Ohren!

Die Songs:

Ich kann unmöglich eine sinnvolle Auswahl von Highlights hier erstellen, einerseits kenne ich das Album noch nicht so gut, andererseits ist bislang jeder Song auf seine Art und Weise fantastisch. Mit den ersten fünf Songs auf dem Album kann man aber auf keinen Fall etwas falsch machen.

Mein persönlicher Favorit – so man aus einer Menge superber Songs überhaupt einen Favoriten auswählen kann – ist „Gotta Get Back My Baby“: Unsere Mittlere hörte den Song, als ich das Album zum Kochen auf dem iPhone laufen ließ. Sie fragte mich gleich, was das denn sei, seitdem hat sie ihn ein paar Tage fast in Endlosschleife gehört. Lustigerweise wird der Song dabei nicht nervig, er bleibt einfach fantastisch.

Fazit

Sting startete mit The Police zu Beginn der bis heute andauernden Erfolgsgeschichte in einem bunten Stilmix, der auch damals schon eine ordentliche Portion Reggae beinhaltete. In gewisser Weise stellt diese äußerst gelungene Kooperation mit einem der profiliertesten Reggae-Musiker der Gegenwart eine wundervolle Rückkehr zu den Wurzeln dar, wenngleich in einem sehr frischen und höchst lebendigen Gewand. Dieses Album hat sich binnen weniger Minuten einen Platz in der Favoriten-Liste erobert, und den muss es niemals wieder aufgeben.

Links

Leider gibt es bislang nur „Don‘t Make Me Wait“ als YouTube-Version zu finden. „Gotta Get Back My Baby“ hätte ich hier lieber präsentiert… Dennoch wünsche ich allen Interessenten beim Anhören viel Vergnügen!

Für Apple Music-Abonnenten ist hier der Link, um das gesamte Album herunterzuladen: https://itunes.apple.com/de/album/44-876-deluxe/1355944309 – sehr zu empfehlen!

Song des Tages (386) – 2018-04-28

Ein Jahr lang habe ich jeden Tag einen Song als den „Song des Tages“ empfohlen, nun bin ich schon in der zweiten Runde und habe das Intervall etwas gelockert: Statt „jeden Tag“ gibt es nun „hin und wieder“ einen Song des Tages an dieser Stelle.

Die TV-Serie „Psych“ gefällt mir sehr gut, auch wenn ich bislang kaum mehr als ein paar Folgen der ersten Staffel gesehen habe. Die kuriose Mischung aus „Monk“ und diversen Screwball-Komödien wird perfekt unterstützt vom quietschigen Titelsong, der selbst zu später Stunde noch ein Anrecht darauf hat, Song des Tages zu werden:

Frech, witzig und voller Ohrwurm-Qualitäten. Mehr davon, bitte!

Alle Songs in meiner freigegebenen Apple Music-Playlist.

Song des Tages (385) – 2018-04-11

Ein Jahr lang habe ich jeden Tag einen Song als den „Song des Tages“ empfohlen, nun bin ich schon in der zweiten Runde und habe das Intervall etwas gelockert: Statt „jeden Tag“ gibt es nun „hin und wieder“ einen Song des Tages an dieser Stelle.

In meiner 10. Klasse steht morgen das Thema „Woodstock“ auf dem Plan, zur Vorbereitung habe ich ein paar Stellen auf der DVD herausgesucht, die eventuell als gute Ergänzung taugen können, denn die Thematik wird von zwei Schülern präsentiert. Dabei bin ich auch wieder an einem meiner Lieblings-Groove-Stücke hängen geblieben. Spontan kürte ich es zum Song des Tages.

Es handelt sich um die fantastisch energiegeladene Live-Version von „I Want to Take You Higher“ von Sly & the Family Stone – was für ein Brett!

Das Stück besteht – wie so oft im Funk – nur aus einer sehr überschaubaren Menge an Riffs, die mit ordentlich Schmackes in die Gehörgänge gepresst werden. Gerade in der Kombination mit den ultimativ coolen Klamotten zaubert das Stück jedes Mal, wenn ich es höre/sehe, einen genießerischen Ausdruck auf mein Gesicht. Also, lehnt euch zurück und genießt!

Alle Songs in meiner freigegebenen Apple Music-Playlist.

Gehört: „Ready Player One“

Apple Music bietet für die Abonnenten nicht nur Musik und Musikvideos, sondern auch eine angenehme Auswahl von Hörspielen und Hörbüchern. Selbstverständlich habe ich alles von Stephen King, das bei Apple Music im Angebot ist, schon lange durch, die letzten drei oder vier „Cotton Reloaded Nemesis“-Episoden ebenfalls, doch dann stolperte ich über mein gerade heute fertig gehörtes Juwel: „Ready Player One“ von Ernest Cline.

Eines der gelungensten Hörbücher der letzten Jahre, ich kann es uneingeschränkt empfehlen, auch wenn Menschen meines Alters (so Anfang bis Mitte 40) den meisten Genuss draus ziehen werden...
Eines der gelungensten Hörbücher der letzten Jahre, ich kann es uneingeschränkt empfehlen, auch wenn Menschen meines Alters (so Anfang bis Mitte 40) den meisten Genuss draus ziehen werden…

Da die Verfilmung des Romans gerade im Kino läuft, ist die mediale Aufmerksamkeit diesbezüglich nicht zu übersehen. Wenn es jedoch die Möglichkeit gibt, höre ich mir zuerst das Hörbuch an oder lese das Buch, um die intensivere Perspektive zu genießen, meine eigene innere Vorstellung entstehen zu lassen – und somit eine „intimere“ Beziehung zur Geschichte aufzubauen. Insofern freute ich mich sehr, das Hörbuch im Apple Music-Angebot zu entdecken. Für 15 Euro im Monat genießen meine Frau, ich und alle drei Kinder die Option, alles, was uns interessiert (und das angeboten wird) ohne Zusatzkosten anzuhören.

Zum Roman: Allzu viel möchte ich nicht verraten, sonst verderbe ich womöglich jemandem den Spaß, aber einige Details kann ich hier völlig risikofrei offenlegen. Der Roman befasst sich einerseits mit Computerspielen und virtueller Realität, rollt dabei aber en passant auch gleich die Geschichte der Computerspiele und Spielkonsolen auf, schwelgt in der Nostalgie der Spieleklassiker der 1980er Jahre und erzählt eine spannende Geschichte über Wettkampf, Intrigen, Strategien, Käuflichkeit versus Integrität und – natürlich – Liebe.

Für Menschen meiner Altersklasse, also 40 und aufwärts, ist der Roman schon deshalb so faszinierend, weil er viele Elemente unserer Vergangenheit, gerade der Zeit der maximalen Faszination für derlei fesselnde Computer-/Videospiele, aufgreift. Zusätzlich wird alles garniert mit Gestalten aus den beliebten Fernsehserien und der Musik dieser Zeit, so erhalten die Band Rush, die ich in meiner Song des Tages-Rubrik schon einige Male ins Zentrum gestellt habe, und Wil Wheaton (ja, Fähnrich Wesley Crusher aus Star Trek – The Next Generation) ihre eigene Erwähnung, darüber hinaus kommen schier unzählige Autoren bzw. Werke der Literatur sowie Filmklassiker zu Wort (kein Wortspiel, es wird immer wieder direkt aus einigen Werken zitiert).

Gelesen wird das Hörbuch von David Nathan, der mir als altem Stephen King-Fan schon bestens bekannt ist, schließlich liest er viele der ganz langen Romane des „Meisters“, sodass man seine Stimme jeweils lockere 30-50 Stunden (ja, das Hörbuch von „Es“ dauert satte 51 Stunden) hört – ab einem gewissen Zeitpunkt ist einem die Stimme wirklich sehr vertraut. So fühlte ich mich sehr schnell heimisch beim Anhören, sicherlich ein Vorteil.

Alles in allem ist das Hörbuch aus meiner Sicht bereits jetzt ein moderner Science Fiction-Klassiker, ein intelligenter und spannender Roman voller Anspielungen auf Elemente der Pop-Kultur der 1970er, 1980er und 1990er Jahre. Wer also ein gewisses Alter und die entsprechende Kenntnis der Literatur, Musik und Filme der erwähnten Jahrzehnte aufweisen kann, wird hier voll auf seine Kosten kommen. Ich habe das Hörbuch von Beginn bis zur letzten Sekunde genossen, in ein paar Wochen oder Monaten gibt es noch einen weiteren Durchgang, ganz sicher!