Gelesen: „Stark – The Dark Half“ von Stephen King

Auf dieses Buch habe ich lange mit dem Lesen gewartet, denn gekauft hatte ich es schon vor mehreren Jahren bei Apple Books, doch erst nach meinem Exkurs in die Gefilde von „Erdsee“ (hier) begann ich mit der Lektüre.

Ein spannender und mysteriöser Roman: „Stark – The Dark Half“
Ein spannender und mysteriöser Roman: „Stark – The Dark Half“

Castle Rock-Zyklus

„Stark – The Dark Half“ gehört neben „Needful Things – In einer kleinen Stadt“ (hier und hier) und „Cujo“ (hier) zum sog. „Castle Rock-Zyklus“, weil alle Geschichten in oder in der Nähe der fiktiven Stadt Castle Rock spielen. Im Verlauf der Jahre hat Stephen King immer wieder Geschichten in der Gegend angesiedelt, darunter „Erhebung“ (hier) und „Die Arena“ (die genau genommen im ebenso fiktiven Ort Chesters Mill, einem Nachbarort, spielt).

Handlung:

Im Gegensatz zu vielen Stephen King-Romanen, in denen Schrecken und Spannung vor allem aus ganz alltäglichen Dingen entstehen, ist die Ausgangsbasis für „Stark“ gleich ein ganz anderes Kaliber…

Thad Beaumont ist ein Autor, der mit den Romanen unter seinem eigenen Namen nur begrenzten Erfolg, mit denen unter dem streng gehüteten Pseudonym George Stark jedoch riesigen Erfolg hatte. Ein Jura-Student deckt das Geheimnis schließlich auf und möchte Beaumont damit erpressen. Um diesem Problem aus dem Weg zu gehen, „beerdigt“ Thad sein rein fiktives Pendant kurzerhand und gibt ein großes Zeitungsinterview im bekannten People-Magazine. Für den Artikel wird sogar ein Foto mit einem künstlichen Grabstein für George Stark auf dem Friedhof von Castle Rock nachgestellt.
Kurz darauf findet einer der Stadtangestellten an genau dieser Stelle ein Loch im Boden, das wirkt, als habe sich jemand dort heraus gegraben. Kurz darauf beginnen die Morde, die straff geplant und mit äußerster Brutalität durchgeführt werden. Ihr Ziel sind alle, die – auch nur peripher – mit dem „Tod“ des fiktiven Schriftstellers George Stark zu tun hatten.
Nach und nach ahnen Thad und seine Frau Liz, die mit der Polizei kooperieren, wer hinter den Morden steckt: Es kann kein anderer als George Stark sein. Doch wie wäre das möglich, war er doch nur eine Ausgeburt von Beaumonts Fantasie? Es entwickelt sich ein spannender Wettlauf gegen die Zeit, bis der Mörder wieder zuschlägt…

Fazit

Wie man in der Zusammenfassung schon erkennen konnte: Hier geht‘s ordentlich zur Sache. Das Buch ist extrem spannend geschrieben, ich bin binnen weniger Tage durch die mehreren hundert Seiten geflogen – ein echter „Page-Turner“. Dazu beigetragen hat auch eine von Stephen Kings angenehmen Eigenschaften: überwiegend kurze Kapitel. Das senkt die Hemmschwelle beim Beginn eines neuen Kapitels. Und man kann fast immer „noch schnell ein Kapitel“ reinquetschen. Da ich „Needful Things – In einer kleinen Stadt“ schon vor Jahren gelesen habe, war es ein angenehmes „Wiedersehen“ mit dem einen oder anderen Castle Rock-Charakter, und derlei Anknüpfungspunkte sind immer angenehm.

Die meisten Stephen King-Fans werden das Buch schon längst kennen. Wer es noch nicht gelesen haben sollte, wird sich sofort wohl fühlen. Ich jedenfalls kann aus heutiger Sicht gar nicht mehr nachvollziehen, warum ich das Buch so lange aufgeschoben habe. Mal sehen, ob ich irgendwann an das Hörbuch komme, das wäre sicher nicht verkehrt…

Gelesen: Der gesamte „Erdsee-Zyklus“ von Ursula K. Le Guin

Vor einiger Zeit hatte ich schon einen kurzen Zwischenbericht gegeben (hier), mittlerweile habe ich alle sechs Bände des „Erdsee-Zyklus“ von Ursula K. Le Guin durchgelesen. Mit Ausnahme eines meiner Meinung nach nicht zwingend erforderlichen Überblicks über die in den Büchern geschilderte Welt am Ende des fünften Bands fand ich das Lese-Erlebnis durchweg angenehm. Manchmal waren die Kapitel etwas lang, was aber kein stilistisches Problem war, sondern einfach nur meiner täglichen Zeiteinteilung etwas zuwider lief – aber damit konnte ich ja leicht umgehen, Lesezeichen sind einfach zu bedienen, zur Not habe ich mitten im Absatz das zuletzt gelesene Wort markiert und das Weiterlesen vertagt.

Der gesamte „Erdsee“-Zyklus, wie ich ihn hier auf meinem iPad gelesen habe.
Der gesamte „Erdsee“-Zyklus, wie ich ihn hier auf meinem iPad gelesen habe.

Vertiefung statt Erweiterung

Was mir an der Romanreihe am besten gefallen hat, war die zunehmende Differenzierung der Fantasiewelt. Dieser Vorgang fand gleichzeitig stilistisch wie auch im Detailreichtum der geschilderten Welt statt. Und entgegen der Unart mancher Fantasy-Autoren, einfach immer neue Wesen, Völker, Gegenden etc. in ihre Welten zu werfen (ein bisschen wirkt so etwas immer wie das althergebrachte „Deus ex machina“) werden im „Erdsee“-Zyklus immer wieder jene Kulturen und Gegenden aufgegriffen, die bereits an früherer Stelle erwähnt worden waren1. Und mit jedem einzelnen Besuch wird die Welt von Erdsee ein wenig plastischer, verständlicher und auf angenehme Weise vertrauter.

Schön ist es auch, einzelne Charaktere (z.B. Ged) von ihrer frühen Jugend bis ins hohe Alter zu begleiten, denn das setzt viele Ereignisse in eine für uns Menschen leicht verständliche Zeitdimension – mir hat das zumindest sehr gefallen. Anscheinend war es auch für die Autorin selbst eine faszinierende Angelegenheit, denn sie erwähnt diesen Punkt explizit im Nachwort zum letzten der sechs Bücher.

Frauen-Power

Darüber hinaus befreit Ursula K. Le Guin mit ihrer unaufgeregten und direkten Art diese Fantasy-Romane von der sonst in diesem Genre üblichen männlichen Dominanz, lässt Fragen des ganz alltäglichen Lebens „normaler Menschen“ zum Teil wichtiger werden als den sonst üblichen Hokus-Pokus der Magier und Zauberer. Das erdet die Romane auf gleichzeitig charmante wie auch effektive Weise. Und das imponierte mir, denn es war kein verbissen dogmatisches „Hier dürfen Männer keine wichtigen Positionen einnehmen“-Gehabe, ganz im Gegenteil: Es gibt Männer, auch wichtige Handlungsträger, und das nicht zu knapp. Aber daneben agieren auch Frauen, sie geben sich nicht einfach mit einer unwichtigen Position zufrieden, streiten für ihre Sache und verkörpern ein viel gelösteres und moderneres Frauenbild als so mancher brandaktuelle Kinofilm…

Fazit

Kurz nach dem Tod der Autorin vor gut einem Jahr haben sich viele weitere Schriftsteller lobend über sie geäußert, darunter zwei meiner Lieblingsautoren: Stephen King und John Scalzi. Das brachte mich damals auf die Idee, eines der Bücher aus dem „Erdsee“-Zyklus anzufangen, weil dieser wohl am bekanntesten war. Nun habe ich die kompletten sechs Bücher gelesen, alle haben mir gefallen. Da könnten durchaus noch ein paar weitere der Autorin folgen.

Allerdings rufen gerade einige andere Bücher von meinem (virtuellen) Stapel nach meiner Aufmerksamkeit. Bereits beendet habe ich „Blackout“ von Marc Elsberg, was mir bislang ebenfalls gut gefallen hat (hier). Danach war klar, dass mal wieder ein Stephen King-Roman anstand, heute früh habe ich mit „Stark – The Dark Half“ begonnen (nach zwei Seiten Eingewöhnung hat mich die Story schon verschluckt…). Und für danach liegt schon ein älterer John Scalzi-Schmöker bereit: „Agent der Sterne“. Hm, es scheint, für die kommenden Wochen habe ich genügend Lesefutter…

  1. Erst vor ein paar Tagen fiel mir auf, dass dies auch ein Element bei vielen Science Fiction-Serien und/oder -Filmen ist. Bei Star Wars werden für meinen Geschmack nämlich zu viele neue Planeten, Völker, Kulturen etc. eingeführt (wobei sich Star Trek da auch nicht gerade rühmlich hervortut).

The Expanse

Bereits vor ein paar Monaten bin ich im iTunes-Store über die Fernseh-Serie „The Expanse“ gestolpert. Das Titelbild war faszinierend, die Beschreibung las sich gut, ich war sofort interessiert. Doch der Preis war mir etwas zu hoch – also wartete ich ab, denn üblicherweise kommt alle paar Wochen eine Angebots-Aktion daher. Die Serie landete tatsächlich nach ein paar Wochen im Angebot, also kaufte ich sie mir, sah mir die erste Folge an – und checkte irgendwie gar nichts…

Was für ein cooles Titelbild! Da keimte sofort Interesse, denn gute Science Fiction lohnt sich immer!
Was für ein cooles Titelbild! Da keimte sofort Interesse, denn gute Science Fiction lohnt sich immer!

Woran lag’s? Die Fülle an Charakteren, die alle sofort in abwechselnden Kapiteln aktiv sind, die Menge an unterschiedlichen politischen Kräften und die Komplexität der Gesamtsituation ist schlicht dermaßen verwirrend, dass ich beschloss, erst einmal das erste Hörbuch aus der Buchreihe zu hören, auf der die TV-Serie aufgebaut ist. Also besorgte ich mir „Leviathan erwacht“ des Autorenduos James S. A. Corey, das sich aus Daniel James Abraham und Ty Corey Franck zusammensetzt, und hörte es über die folgenden Tage durch.

Matthias Lühn hat mich schon als Leser der „Krieg der Klone“-Trilogie von John Scalzi begeistert – hier ist er auch superb!
Matthias Lühn hat mich schon als Leser der „Krieg der Klone“-Trilogie von John Scalzi begeistert – hier ist er auch superb!

Auch hier ist der Anfang höchst verwirrend, doch glücklicherweise klärt sich die Verwirrung nach ein paar Stunden. Beim morgendlichen Laufen über die Ostalb gibt’s nicht viel Ablenkung, daher konnte ich mich gut darauf konzentrieren – so klappte es. Sobald man einigermaßen überblickt, wer für welche politische Richtung aktiv ist, wer nur seine eigenen Ziele verfolgt, wer welche taktischen Beziehungen zu anderen aufrecht erhält (usw.), nimmt die Geschichte unglaublich an Fahrt auf.

Das Hörbuch habe ich ab diesem Zeitpunkt förmlich verschlungen, es war unglaublich schwer, nach dem Morgen-Lauf darauf zu verzichten, während des Unterrichtens in der Schule einfach weiterzuhören…

Science Fiction-Fans kommen bei dieser Reihe/Serie voll auf ihre Kosten, denn es wird eine gänzlich neue Welt gezeigt, in der die Menschheit sich über das gesamte Sonnensystem ausgebreitet hat. Leider sind die Erde und die Kolonien völlig zerstritten und verfolgen mit gnadenloser Härte ihre eigenen Interessen. Mitten in dieses Spannungsfeld hinein platzt der Beginn des ersten Romans (und auch der Fernsehserie) – kein Wunder, dass man da erst einmal verwirrt ist, denn das komplexe Beziehungsgeflecht offenbart sich erst Stück für Stück.

Als ich mit dem ersten Hörbuch der Reihe fertig war, begab ich mich wieder an die Fernseh-Serie, von der ich dieses Mal dann auch die gesamte erste Staffel in mehr oder weniger einem Rutsch durchguckte. Mit dem im Hörbuch gesammelten Wissen war das nun sowohl verständlicher als auch eine schöne Erweiterung in opulenter optischer Form. Sofort keimte in mir die Lust auf den zweiten Teil („Calibans Krieg“). Da ich aus der Erfahrung gelernt habe, begann ich dieses Mal gleich mit dem Hörbuch, noch gut zehn Stunden Spielzeit, dann bin ich damit durch.

Der zweite Teil – spannend wie die Hölle und ebenso fesselnd wie der erste Teil!
Der zweite Teil – spannend wie die Hölle und ebenso fesselnd wie der erste Teil!

Danach warte ich wieder geduldig, bis die zweite Staffel der TV-Serie bei iTunes im Angebot (also unter zehn Euro) erhältlich ist, dann kann auch dieser Spaß weitergehen.

Gelesen: „Der wilde Planet“ von John Scalzi

Ein wundervoll spannungsgeladener und doch äußerst humorvoller Roman – lesenswert!
Ein wundervoll spannungsgeladener und doch äußerst humorvoller Roman – lesenswert!

In der Vergangenheit habe ich meine Begeisterung für die Romane von John Scalzi keineswegs verheimlicht (siehe hier, hier und hier). Mir gefallen an allen bisher genossenen Werken der locker-flapsige Ton, die oft skurrilen Wendungen, der wilde, teils absurde Humor und die halsbrecherische Action, die eigentlich immer wieder ausbricht.

Nachdem ich die gesamte „Dunkler Turm“-Reihe von Stephen King durchgelesen (und mittlerweile durchgehört) habe, wollte ich eine stilistische Abwechslung, denn wo Stephen King tendenziell in die epische Breite geht, bleiben die Romane von John Scalzi immer deutlich kürzer und kompakter, ohne dabei von minderwertiger Qualität zu sein. Es ist einfach ein knapperer Stil, der mir – gerade als Abwechslung nach vier King-Werken am Stück – gut taugt.

Zum Inhalt

Der Klappentext laut Amazon.de liest sich recht nüchtern und kann leider nicht im Geringsten das Vergnügen heraufbeschwören, das ich beim Lesen empfand:

Die Menschen haben die Galaxis besiedelt und beuten die Rohstoffe der Planeten nach Kräften aus. Für den Prospektor Jack Holloway ein einträgliches Geschäft, wird er doch an den Gewinnen beteiligt. Als auf Zara XXIII, einem paradiesischen Planeten, ein fossiles, in der Galaxis äußerst seltenes Material entdeckt wird, winkt plötzlich das große Geld. Aber keiner hat mit den geheimnisvollen Bewohnern dieser Welt gerechnet – und auch der Planet selbst hält noch einige Überraschungen parat …

Wie bei vielen anderen Scalzi-Romanen wird aus dem anfänglichen Antihelden Jack Holloway nach und nach in einigen überraschenden Wendungen ein absoluter Mega-Held, der mit geschickten und vorher nicht erahnbaren Kniffen für etliche Überraschungen sorgt.

Remake eines Klassikers

Was ich vorher nicht wusste: John Scalzi stellt mit diesem Roman eine Neufassung bzw. Umarbeitung eines bereits bestehenden Werks eines anderen Autors vor. Unter dem Titel „Der kleine Fuzzy“ wurde der Roman von H. Beam Piper bereits 1962 für den in Science Fiction-Kreisen äußerst begehrten Hugo Award vorgeschlagen – und das völlig zu Recht, wenn die Geschichte auch nur annähernd so gut wie die Neufassung ist.

Hörbuch hinterher

Wie immer habe ich mir gleich nach dem Beenden des eigentlichen Lesens das Hörbuch besorgt. Dieses gab es leider nur auf Englisch („Fuzzy Nation“, ich bin mir immer noch nicht ganz sicher, ob es sich dabei um ein Wortspiel über „Fascination“ handelt…), dafür mit dem Bonus, von Wil Wheaton vorgelesen zu werden, den ich als Sprecher sehr schätze. Da er außerdem ein guter Freund von John Scalzi ist, kann man wohl mit Sicherheit davon ausgehen, dass diese Version sehr nah an die Vorstellung des Autors herankommt.

Fazit

Ich habe jede einzelne Minute des Lesens genossen, die letzten 100 Seiten musste ich am Stück durchpflügen, weil ich das Buch einfach nicht weglegen konnte. Wer auf unterhaltsame, intelligente, witzige und extrem spannende Science Fiction steht, wird hier von der ersten Seite an auf seine Kosten kommen.

Gelesen: „Der Turm“ und „Wind“ von Stephen King

Der „Nachzügler“-Roman zum „Dunklen Turm“-Zyklus – zuerst hegte ich Zweifel, dann gab ich mich dem Genuss hin...
Der „Nachzügler“-Roman zum „Dunklen Turm“-Zyklus – zuerst hegte ich Zweifel, dann gab ich mich dem Genuss hin…

Nun ist es vollbracht: Vor ein paar Minuten habe ich mit „Wind“ den nach Abschluss der gesamten Romanreihe noch hinzugefügten Teil – und somit den gesamten Zyklus – gelesen. Was sich im ersten Band aufgrund der kargen Sprache (und der Tatsache, dass die erste Hälfte des Bandes in umgekehrter chronologischer Reihenfolge erzählt wird) noch komisch anfühlte, wuchs bereits im zweiten Band zu einem höchst spannenden Trip in eine phantastische Welt, die an etlichen Punkten immer wieder eng mit der unseren verbunden ist. Spätestens ab dem fünften Band war es ein dermaßen furioser Ritt, dass ich die letzten vier Bücher binnen kurzer Zeit verschlungen habe.

Vor ein paar Tagen habe ich mit „Der Turm“ das eigentliche Ende des siebenbändigen Zyklus abgeschlossen, musste aber sofort und ohne jede Verzögerung in den Nachzügler-Band eintauchen, der zwischen die Bände vier („Glas“) und fünf („Wolfsmond“) gehört.

Zuerst hatte ich ein etwas eigenartiges Gefühl, denn nach Abschluss der gesamten Reihe noch einmal in die Mitte zurückzuspringen – kann das klappen? Nun ja, ich zweifelte nicht lange, denn „Wind“ ist einfach gut geschrieben, binnen Minuten steckt man wieder in der alten Handlung drin – danach schweift der Roman ohnehin ab und taucht in eine gänzlich neue Welt ein: Roland erzählt von einem Abenteuer in seiner Jugend, in das wiederum eine Erzählung eingebunden ist, die er von seiner Mutter vorgelesen bekommen hatte. Also eine Geschichte in einer Geschichte (und das in einer Geschichte) – klingt nach viel Meta-Ebene, ist aber als Lese-Erlebnis sehr unterhaltsam und ergänzt tatsächlich den Zyklus um die eine oder andere faszinierende Facette.

Mehr zum Inhalt schreibe ich nicht, denn ich möchte nichts spoilern. Insgesamt aber kann ich nun feststellen, dass es sich bei diesem Romanzyklus um ein fantastisches Epos handelt, das, wie Stephen King selbst im Vorwort schreibt, eine Mischung aus diversen Italo-Western von Sergio Leone und Tolkiens „Herr der Ringe“ darstellt. Und doch wächst die Geschichte weit über beide Vorlagen hinaus, gerade durch die Verknüpfung vieler Welten, deren Schicksal vom Wohl und Wehe des Dunklen Turms abhängt.

Das zentrale Zitat von Jake Chambers.
Das zentrale Zitat von Jake Chambers.

Alle mir bekannten King-Romane zeichnen sich durch Querverbindungen aus, die für Kenner der Materie in zunehmendem Maße zu Tage treten. Wer sich für diese Fülle von kleineren oder größeren Hinweise oder Bezüge interessiert, dem sei das King-Wiki (hier) wärmstens empfohlen. Allerdings ist das Lesen der Artikel stets mit dem Risiko verbunden, den Inhalt bereits verraten zu bekommen, weshalb ich mir die Hinweise immer erst nach dem Abschluss eines Romans zu Gemüte führe. Etliche habe ich selbst auch entdeckt, aber den einen oder anderen Querverweis hätte ich sonst nie erkannt.

Als schlauer Fuchs hat Stephen King selbst kurz vor Abschluss des siebten Bands auf einen anderen Roman verwiesen, in dem es – seiner eigenen Angabe nach – wohl nur so von Bezügen zum „Dunklen Turm“ wimmeln soll: „Schlaflos“.

Angeblich beziehen sich weite Teile des Romans auf den „Dunklen Turm“-Zyklus – also muss ich ihn wohl lesen...
Angeblich beziehen sich weite Teile des Romans auf den „Dunklen Turm“-Zyklus – also muss ich ihn wohl lesen…

Und somit ist natürlich auch klar, welches King-Buch als nächstes gelesen wird. Davor schiebe ich aber – variatio delectat – erst einmal (mindestens) ein Buch eines anderen Autors ein, vielleicht einen der frühen John Scalzi-Romane. „Der wilde Planet“ und „Androiden-Träume“ liegen noch ungelesen im iPad – einer der beiden wird‘s dann wohl werden.

Gehört: „Sleeping Beauties“ von Stephen King

Ein überraschend erfrischender Roman, der so manchem „Prachtmann“ einen Spiegel vorhält...
Ein überraschend erfrischender Roman, der so manchem „Prachtmann“ einen Spiegel vorhält…

Der „Stephen King“-Stil

Stephen King ist (neben John Scalzi) der Autor, den ich in den letzten Jahren am meisten gelesen habe. Hin und wieder gibt es eine Phase, in der mir seine etwas weitschweifigen Erläuterungen ein bisschen zu viel sind, meistens aber ist sein Stil ganz genau „mein Ding“. Er etabliert binnen kurzer Zeit eine starke Vertrautheit mit den Figuren seiner Romane und lässt die Geschichte dann in ruhigem Erzähltempo „einfach laufen“ – was nicht heißt, dass es nicht von Zeit zu Zeit auch einmal heftig zur Sache geht und das Tempo massiv angezogen wird.

Ich kenne einige Leser, die mit dieser sehr ausführlichen, im bereits erwähnten „lockeren Gesprächstempo“ gehaltenen Art des Autors einfach nicht gut zurechtkommen: Das Lesen eines King-Romans ist ihnen zu ausführlich, zu lang(wierig) und vielleicht auch zu umständlich, bis sich der Höhepunkt dann endlich mal aus dem Wust an einzelnen Erzähl-Fäden herauskristallisiert. Verstehe ich, gelegentlich geht’s mir ja ebenso, doch mir gefällt’s nun einmal fast immer.

Roman + Hörbuch = doppelter Genuss

Ich lese fast ausnahmslos erst das Buch, danach gönne ich mir das Hörbuch, was bei den langen Romanen durchaus mal 40-50 Stunden umfassen kann („Es“ ist beispielsweise etwas mehr als 51 Stunden lang). Doch gerade das Anhören, nachdem man den Roman schon gelesen hat, ist eine sehr vertiefende Angelegenheit, die für mich oft erst noch eine Qualitätsebene draufpackt: Immerhin kenne ich den Ausgang und die Figuren schon, beim Hördurchgang kann ich also auf die ganzen Feinheiten achten, die mir beim ersten Lesen eventuell „durchgeschlüpft“ sind.

Im Falle des „Dunklen Turms“, einer insgesamt auf acht teils sehr umfangreiche Romane verteilten Geschichte, waren die wiederholten Hörbuch-Repetitionen äußerst hilfreich, um die unzähligen kleinen Verknüpfungen zwischen den einzelnen Teilen, aber auch etlichen anderen King-Romanen immer wieder aufgezeigt zu bekommen. So entsteht eine noch intensivere Dynamik, die gesamte Stimmung ist dichter gepackt, die Charaktere werden noch lebendiger und ihre Motive ziehen mich tiefer und tiefer in die Geschichte hinein. Aktuell bin ich zu zwei Dritteln mit dem siebten (und die Handlung eigentlich abschließenden) Band fertig, das Hörbuch liegt bereit, ebenso wie der wesentlich später ergänzte achte Band („Wind“), der allerdings zwischen den anderen Teilen angesiedelt ist und nur noch einzelne kleinere Lücken schließen soll.

Nur Hörbuch – selten, aber auch gut

Selten kommt es auch vor, dass ich statt des Lesens gleich zum Hörbuch vorstoße, meistens liegt das am Preis – jaaaa, das Schwabentum hat mich gepackt, ich gestehe es! Aber den Roman für zehn oder zwölf Euro zu kaufen, wenn ich das Hörbuch für 13 oder 14 Euro haben kann, gelegentlich ist das Hörbuch sogar günstiger als das „normale Buch“ (bei mir ja ohnehin immer in der digitalen Version bei iBooks) – in diesem Fall spare ich mir manchmal den Umweg über die Lese-Variante. Ganz besonders gilt das für die Hörbücher, die vordringlich zum Laufen gedacht sind, denn da brauche ich häufig neues Futter. Zwar höre ich auch alte Hörbücher immer wieder mal an – alle fünf Teile von John Scalzis „Krieg der Klone“ habe ich mindestens schon dreimal angehört (aber auch vorher gelesen) – aber „variatio delectat“, Abwechslung erfreut.

„Sleeping Beauties“

Einer der jüngeren King-Romane ist „Sleeping Beauties“, genau genommen ist es ein „doppelter“ King-Roman, denn Stephen King hat ihn gemeinsam mit seinem Sohn Owen (King) geschrieben. Schon sehr bald nach dem Erscheinen gab es auch eine Hörbuch-Fassung, die von David Nathan, einem der besten King-Leser aller Zeiten, vorgetragen wird und – Achtung: Schwabe am Werk! – „preislich attraktiv“ war, also griff ich zu. Über die folgenden Wochen hörte ich bei meinen morgendlichen Läufen (und in zunehmendem Maße auch in der übrigen Zeit) eine faszinierende Geschichte, die sich über fast 28 Stunden durch meine Ohren in mir ausbreitete.

Ich will auf keinen Fall etwas spoilern, doch muss ich von einer Sache berichten, dazu komme ich nach dem „Klappentext“ des Buchs (von Amazon):

Die Welt sieht sich einem faszinierenden Phänomen gegenüber: Sobald Frauen einschlafen, umhüllt sie am ganzen Körper ein spinnwebartiger Kokon. Wenn man sie weckt oder das unheimliche Gewebe entfernen will, werden sie zu barbarischen Bestien. Sind sie im Schlaf an einem schöneren Ort? Die zurückgebliebenen Männer überlassen sich zunehmend ihren primitiven Instinkten. Eine Frau allerdings, die mysteriöse Evie, scheint gegenüber der Pandemie immun zu sein. Ist sie eine genetische Anomalie, die sich zu Versuchszwecken eignet? Oder ist sie ein Dämon, den man vernichten muss? Schauplatz und Brennpunkt ist ein kleines Städtchen in den Appalachen, wo ein Frauengefängnis den größten Arbeitgeber stellt…

Die „bösen“ Männer…

Wie sowohl Titel als auch Klappentext schon andeuten, haben es die Männer in dieser Geschichte nicht einfach, denn nicht selten stehen sie als die Bösewichte dar, das reicht von „Mansplaining“ über typisch dominierendes Verhalten in diversen gesellschaftlichen Alltagssituationen bis hin zum Ausüben von physischer (und im Extremfall sexueller) Gewalt gegenüber Frauen. Beim Hören dachte ich mir immer wieder: Interessant, dass das Buch gerade von zwei Männern geschrieben wurde…

Der Teufel steckt oft auch im Detail, denn so manches im Roman beschriebene (und sicher auch im Alltag permanent auftretende) Verhalten, das sicher nicht „böse“ gemeint ist, kann aber als typisch männlich dominantes Verhalten klassifiziert werden, das die eine oder mehrere andere (oder alle anderen) Frauen in eine vergleichsweise benachteiligte Position zwingt. Hin und wieder fühlte ich mich beim Anhören genötigt, mir an die eigene Nase zu fassen, so erkannte ich eigene unreflektierte Verhaltensweisen, die mir Tag für Tag völlig selbstverständlich „von der Hand gehen“. Das kam in dieser Häufigkeit und Deutlichkeit noch bei keinem anderen Roman vor – Hut ab!

Fazit

Das war für die männlichen Leser jetzt vielleicht ein bisschen viel, dennoch: Der Roman ist spannend und höchst faszinierend, ich habe ihn beim Hören genossen und im Anschluss meiner Frau empfohlen, die ihn sich auch angehört und ebenfalls für gut befunden hat. Wer also Interesse daran hat, mal einen „etwas anderen“ King-Roman zu lesen/hören, ist hier sicher an der richtigen Adresse. Das Hörbuch kostet bei iTunes nicht viel (ich glaube, es waren ca. 15 Euro), daher kann ich das nicht zuletzt wegen des genialen David Nathan wärmstens empfehlen.

Gelesen: „Wolfsmond“ und „Susannah“ von Stephen King

In den letzten Wochen habe ich etliche hundert Seiten der Dunkler Turm-Reihe verschlungen, angefangen mit „Wolfsmond“, dem fünften Teil, der dann nahtlos in „Susannah“ fortgesetzt wurde.

Wolfsmond

Das Titelbild passt ausnehmend gut, denn in diesem Roman wird viel geschossen – er ist extrem spannend, kurzweilig und doch eine perfekte Fortsetzung der Saga.
Das Titelbild passt ausnehmend gut, denn in diesem Roman wird viel geschossen – er ist extrem spannend, kurzweilig und doch eine perfekte Fortsetzung der Saga.

Der fünfte Teil der insgesamt achtteiligen Reihe ist eine ganz klare Hommage an den Western-Klassiker „Die glorreichen Sieben“ von 1960 bzw. dessen japanisches Vorbild „Die sieben Samurai“ von 1954. Da aber die Charaktere und die gesamte sie umgebende Welt schon über vier teils wirklich lange Romane vorbereitet wurden, erreicht die Geschichte trotz aller Action eine spürbare Tiefe, die – zumindest ging es mir so – den Leser vollständig einsaugt und nicht mehr hergibt.

Ohne die viele Vorarbeit der Vorgängerromane wäre der Spannungsfaktor sicher geringer ausgefallen, dennoch ist der Band meiner Einschätzung nach der bislang spannendste und kurzweiligste der gesamten Reihe. Kaum hatte ich ihn durchgelesen, musste ich noch einmal das Hörbuch bei meinen morgendlichen Läufen genießen – während ich mich durch das Buch arbeitete, hatte ich in den vergangenen Wochen die vier ersten Teile schon durchgehört, was die unzähligen kleinen Verknüpfungen innerhalb der Buchreihe wie auch zu etlichen anderen Romanen von Stephen King in meiner Wahrnehmung intensivierte.

Susannah

Die nahtlose Fortsetzung des Vorgängers, auch spannend, aber etwas humorvoller...
Die nahtlose Fortsetzung des Vorgängers, auch spannend, aber etwas humorvoller…

Während ich also das Hörbuch des fünften Teils genoss, las ich schon im sechsten Teil weiter. Heute früh habe ich ihn abgeschlossen und mich voller Interesse in den siebten Teil („Der Turm“) gestürzt. Der achte Teil kam einige Jahre später hinzu und füllt wohl nur noch ein paar Handlungslücken auf, sodass die eigentliche Serie schon nach dem siebten Teil beendet sein wird. Die Spannung steigt also.

Zurück zum sechsten Teil: Was mir an diesem Roman besonders imponiert hat, war die Tatsache, dass Stephen King sich hier ziemlich selbstironisch mit hineingeschrieben hat: Die Hauptfiguren Roland und Eddie besuchen ihn zu Hause und verpflichten ihn dazu, endlich seine Romanreihe weiterzuschreiben und zum Abschluss zu bringen… Einerseits liest man diese Passage mit einer gehörigen Portion Ungläubigkeit – Wie kann ein Autor so dreist sein, seine Hauptcharaktere bei sich zu Hause vorbeikommen zu lassen? –, andererseits spürt man das Augenzwinkern des Schreibers quasi permanent zwischen den Zeilen durchblitzen.

Heute früh habe ich mit dem Hörbuch des sechsten Teils angefangen, parallel lese ich – wie schon geschrieben – den siebten Teil. Danach wird mit Sicherheit gleich der achte folgen, denn diese Buchreihe, die in so karger, beinahe „vertrockneter“ Stimmung beginnt (im ersten Band „Schwarz“), baut sich derart wortgewaltig auf, dass vor allem die Hörbücher noch häufig durch meine AirPods laufen werden.

Bin ich damit durch, muss erst einmal wieder eine kurze Pause für Stephen King-Romane her, dann gibt‘s ein oder zwei der noch nicht genossenen John Scalzi-Bücher. Hach! Das Lesefutter geht einem ja zum Glück nie aus…

Gelesen: „Tommyknockers – Das Monstrum“ von Stephen King

Geschafft! Vor ein paar Tagen habe ich die letzten Seiten von „Tommyknockers – Das Monstrum“ gelesen, einem der etwas längeren Romane von Stephen King, der ja nun nicht gerade für die Kürze seiner Werke bekannt ist.

Lang, aber spannend: „Tommyknockers – Das Monstrum“ von Stephen King.
Lang, aber spannend: „Tommyknockers – Das Monstrum“ von Stephen King.

Doch die Länge hat ja auch ihre Vorteile, wofür ich den Autor sehr schätze, denn so kann er verschiedene Handlungsstränge in Ruhe und mit vollem Detailreichtum aufbauen und dann gegen Ende genüsslich miteinander verknüpfen, was zu einer ordentlichen Verdichtung der Handlung führt.

Worum geht’s?

Die Handlung ist unglaublich komplex, weil so viele Personen im Verlauf des Romans auftreten, dass ich das hier in aller Kürze nicht darlegen kann (und will). Letztlich kann man die wichtigsten Grundzüge der Handlung folgendermaßen zusammenfassen:

  • Eine Autorin findet im Wald hinter ihrem Grundstück in der fiktiven Stadt Haven ein nur mit einer kleinen Ecke aus dem Erdboden ragendes Raumschiff, das sie in seinen Bann zieht und sie dazu bringt, alle möglichen technischen Erfindungen zu tätigen, die sie weitgehend dazu nutzt, das Raumschiff auszugraben. Im Verlauf der Handlung durchläuft sie eine körperliche wie geistige Metamorphose, die ihre Menschlichkeit immer weiter zurückdrängt und ihr immer mehr Ähnlichkeit mit den Aliens, die im Raumschiff waren, aufzwingt. Dazu zählen auch telepathische Fähigkeiten.
  • Ihr bester Freund, ein gescheiterter Poet und heftiger Alkoholiker, der aufgrund eines früheren Unfalls eine Metallplatte im Kopf hat, ist gegenüber der vom Raumschiff ausgehenden Strahlung und auch der telepathischen Versuche, seine Gedanken zu lesen, weitgehend unempfindlich. Er hilft der Autorin bei der Ausgrabung, bemerkt aber – im Gegensatz zum Rest der Bevölkerung – voller Bestürzung die Verwandlung, die seine Freundin sowie nach und nach alle Bewohner des Ortes durchlaufen.
  • Zum Ende hin spitzt sich die Handlung dahingehend zu, dass die Bevölkerung des Ortes nahezu vollständig in der Metamorphose steckt bzw. diese schon abgeschlossen hat, nur der gescheiterte Poet stellt sich gegen sie, was zu einem gigantischen Showdown führt, denn sein einziger Vorteil ist die Tatsache, dass niemand im Ort seine Gedanken lesen kann…

Weglegen? – Unmöglich!

Wie immer war es nach der langen Klimax, die Stephen King aufgebaut hat, ein absolutes Problem, auch nur kleinere Pausen beim Lesen einzulegen, denn der Roman ist auf den letzten 100-150 Seiten durchweg äußerst spannend. Irgendwann kapitulierte ich einfach und las den Schluss komplett in einem großen Rutsch durch, was mir am betreffenden Tag einen Berg Arbeit für den späteren Abend hinterließ, den ich aber bereitwillig auf mich nahm, denn die Spannung hätte ich schier nicht ertragen.

Mein Fazit zu „Tommyknockers – Das Monstrum“ ist demnach, dass es ein Roman ist, der sicherlich etliche Science Fiction-Fans begeistern kann, die aber gewillt sein müssen, eine erhebliche Seitenzahl auf sich zu nehmen, denn kurz fasst sich Stephen King nun einmal nie. Wer damit klarkommt, hat sicher etliche genussvolle Stunden vor sich.

Hörbuch

Wie so oft gönne ich mir nach Abschluss des Lesens noch einen Durchgang des Romans in Hörbuchfassung. Bei „Tommyknockers“ gab es im iTunes Store nur eine englische Fassung, also wird es hier sicher noch einige interessante Entdeckungen hinsichtlich der verwendeten Formulierungen geben. Mit etwas Glück erweitert die andere Sprachfassung meine Vorstellungen der Personen und der Orte im Roman noch ein bisschen – ich kann’s kaum erwarten. Allerdings muss ich mit dem Hörbuch noch warten, denn aktuell läuft bei mir „Der Talisman“ von Peter Straub und Stephen King. Bis das mit seinen etwas mehr als 31 Stunden durch ist, brauche ich mindestens noch eine Woche.

Verfilmung

Es gibt eine Verfilmung, die fast drei Stunden dauert. Leider ist sie bei iTunes nicht erhältlich, also musste ich auf die gebrauchten Angebote bei Amazon zurückgreifen. Doch der Film liegt nun hier, irgendwann in den kommenden Wochen muss ich ihn mir ansehen.

Fast drei Stunden – das schaffe ich unter Garantie nicht auf einen Rutsch...
Fast drei Stunden – das schaffe ich unter Garantie nicht auf einen Rutsch…

Aller Erwartung nach wird der Film nicht annähernd den Standard des Buches erreichen, wie sollte er auch? In meiner Vorstellung ist der Ort im Verlauf der mehreren hundert Seiten beim Lesen recht konkret ausgestaltet worden – der Film wird unter Garantie weit entfernt davon sein. Trotzdem ist es sicher spannend, den Vergleich anzustellen – ich lasse mich gerne positiv überraschen…

Und nun?

Direkt nach Abschluss des Romans wollte und konnte ich nicht in ein neues Buch einsteigen, dafür musste ich mir einen Tag Zeit lassen. Außerdem wollte ich nicht sofort wieder einen weiteren King-Roman lesen, deshalb landete ich schließlich bei den schon lange in der Warteschlange aufmerksamkeitsheischend auf und ab hüpfenden „Redshirts“ von John Scalzi.

Für Star Trek-Fans ein fantastischer Roman, denn er nimmt alle Klischees in Perfektion auf die Schippe – herrlich!
Für Star Trek-Fans ein fantastischer Roman, denn er nimmt alle Klischees in Perfektion auf die Schippe – herrlich!

Bereits die ersten zehn bis fünfzehn Seiten überzeugten mich davon, dass es die richtige Wahl war. Mehr erzähle ich erst, wenn ich durch bin, auf jeden Fall vereint der Roman schon jetzt (ich bin aktuell ungefähr zu 20-30 Prozent durch) alle Elemente, die zu erwarten waren: Humor, Action, Nerdtum und Star Trek – könnte gar nicht besser sein!

Gehört: „Das Syndrom“ von John Scalzi

John Scalzi gehört zu meinen Lieblings-Autoren, die „Krieg der Klone“-Trilogie sowie deren beide Nachfolger habe ich komplett verschlungen. Sobald ich mit meinem aktuellen Lesefutter durch bin, möchte ich unbedingt Zeilenendes Empfehlung folgen und endlich „Redshirts“ lesen.

Bereits im vergangenen Jahr hatte ich ein sehr spannendes Hörbuch – „Das Syndrom“ vom gerade erwähnten John Scalzi begonnen, das in der „Hörspiele und Hörbücher“-Abteilung von Apple Music angeboten wurde. Eines Tages jedoch verschwand das Hörbuch von einem Tag auf den nächsten aus dem Programm – nur war ich damit noch nicht fertig. Ärgerlich, nein sehr ärgerlich, denn ich stand nur noch gut 45 oder 50 Minuten vor dem Ende, ganz kurz vor der Auflösung der langen Klimax! Das war eine ziemlich fiese Methode, ungewollt einen Cliffhanger zu erzeugen…

Ungekürzt und spannend: „Das Syndrom“ von John Scalzi bei Apple Music
Ungekürzt und spannend: „Das Syndrom“ von John Scalzi bei Apple Music

Zu meinem großen Glück hatte ich den Roman auf Englisch – da heißt er dann „Lock In“ – in meiner iBooks-Bibliothek (den hatte es ein Jahr vorher für 99 Cent im Angebot gegeben), also konnte ich der Spannung ohne weitere Verzögerung abhelfen. Dennoch wurmte mich die Sache, also sah ich seither jede Woche nach, ob das Hörbuch nicht wieder in Apple Music verfügbar sei. Siebzehn Euro für das im iTunes Store käuflich erhältliche Hörbuch wollte ich nicht investieren – ich zahle ja bereits für mein Streaming-Abo.

Vor ein paar Tagen erschien nun das Hörbuch erneut im Angebot, also lud ich es sofort wieder auf mein iPhone1. Gestern früh konnte ich beim Laufen endlich den Schluss anhören. Die ganz große Spannung war natürlich weg, da ich den Schluss bereits gelesen hatte, ihn parallel zum Laufen aber gemütlich hören zu können, war schon ein angenehmes Vergnügen, das mir den Morgensport ordentlich versüßte.

Zum Inhalt

Der Klappentext im iTunes Store generiert schon eine prickelnde Grundspannung, ich habe das einfach übernommen:

Gefangen im eigenen Körper.
Ein Virus geht um die Welt, und die Folgen sind katastrophal. Die meisten Opfer kommen mit einer Art Grippe davon, doch für einige wenige wird die Ansteckung zum Horror: Sie fallen in ein totales Wachkoma, das sogenannte Haden-Syndrom. Millionen von Menschen sind betroffen, und in den USA ist nichts mehr, wie es einmal war. Als der junge FBl-Agent Chris Shane auf einen mysteriösen Mordfall angesetzt wird, stechen er und seine Partnerin in ein Wespennest – ein brutales Versteckspiel beginnt, in dessen Zentrum möglicherweise die Antwort auf das Rätsel des Haden-Virus steht.

Was im virtuellen Klappentext gar nicht erwähnt wird, den Reiz vieler Scalzi-Romane jedoch ausmacht, sind die unzähligen Anspielungen auf andere im Science Fiction-Genre bekannte Filme, Bücher, Vorstellungen etc. Kennt man sich selbst ein bisschen darin aus, bereichert dies den Hör-/Lesegenuss ungemein – für mich war es jedenfalls ein wahres Fest, ein „wahrer Scalzi“ halt!

Hörbuch-Fassung

Wie die meisten anderen Scalzi-Hörbücher wird auch dieses von Matthias Lühn gelesen, der es gleichzeitig einfühlsam und staubtrocken vorträgt, was die humorvollen Passagen um so schriller wirken lässt, ohne jemals an Ernsthaftigkeit einzubüßen. Das Hörbuch ist – welch Luxus! – ungekürzt und dauert ungefähr neuneinhalb Stunden.

Fazit

John Scalzi enttäuscht nicht im geringsten in diesem actiongeladenen Science Fiction-Roman. Wie immer vermag er es, eine gänzlich andere, uns fremde Welt zu skizzieren, ihr Leben einzuhauchen und sie mit Charakteren zu spicken, die nicht stereotyp gut oder böse, sondern immer auch mit eigenen Stärken und Schwächen ausgestattet sind. Das Setting ist zwar futuristisch, aber noch vertraut genug, um sofort bereits heute existierende gesellschaftliche Strömungen in einer über kommende Jahrzehnte hinweg ablaufenden Entwicklung erkennen zu können. Das gelegentlich erschreckend realistische Szenario wird immer wieder geschickt durch den Einsatz von äußerst pointiertem Humor aufgelockert, sodass der Fluss der Handlung nie ins Stocken kommt.

Wer nun auf den Geschmack gekommen und selbst ein Abonnent von Apple Music ist, kann sich über diesen Link direkt zum Hörbuch begeben.

  1. Interessanterweise wurde anscheinend das gesamte Hörbuch während seiner Absenz von Apple Music umformatiert, denn damals war ich bei Track 245 von ca. 280 stehen geblieben. In der neuen Fassung gibt es nur noch 159 Tracks…

Gehört: „Artemis“ von Andy Weir

Meiner Meinung nach hat „Der Marsianer“ die Messlatte für humorvolle, friedliche (also überhaupt nicht militärische) und visionär-wegweisende Science Fiction-Literatur in den letzten Jahren ziemlich hoch gelegt. Der Autor, Andy Weir, hat sich mit seinem Nachfolger-Roman „Artemis“ etwas Zeit gelassen. Vor ein paar Wochen erschien die deutsche Übersetzung als Buch, kurz darauf auch als Hörbuch, dieses habe ich mir gekauft und binnen dreier Tage verschlungen.

Mit großer Spannung erwartet, mit vollem Genuss gehört: „Artemis“ von Andy Weir überzeugt mich vollkommen!
Mit großer Spannung erwartet, mit vollem Genuss gehört: „Artemis“ von Andy Weir überzeugt mich vollkommen!

Die große Frage für mich war ganz klar: „Schafft Andy Weir es, die selbst so hoch gelegte Messlatte nochmals zu erreichen, sie vielleicht sogar zu übertreffen?“ Eine gleichzeitig freudig-erregte wie auch bange Frage, denn der Eindruck, den „Der Marsianer“ bei mir hinterlassen hat, war einfach überirdisch, somit fieberte ich also auf den neuen Roman hin wie schon lange auf keinen anderen mehr.

Inhalt

Worum geht’s also in „Artemis“? Für manche Fans vielleicht enttäuschend, für mich aber nicht wirklich überraschend: „Artemis“ ist keine Fortsetzung von „Der Marsianer“, die beiden Bücher haben gar nichts miteinander zu tun. Gut so, denn Fortsetzungen – vor allem bei überaus bekannten und erfolgreichen Erstlingswerken – tendieren dahin, eher ein lauwarmer Aufguss der gleichen Story mit leicht veränderten Begleitumständen zu werden. Das hätte mich wahrlich enttäuscht.

Im Klappentext (soll heißen „in der Beschreibung im iTunes Store“) steht zu „Artemis“ der folgende kurze Anreißertext:

Jazz Bashara ist kriminell. Zumindest ein bisschen. Schließlich ist das Leben in Artemis, der ersten und einzigen Stadt auf dem Mond, verdammt teuer und, wenn man kein Millionär ist, verdammt ungemütlich. Also tut Jazz, was getan werden muss: Sie schmuggelt Zigaretten und andere auf dem Mond verbotene Luxusgüter für ihre reiche Kundschaft. Als sich ihr eines Tages die Chance auf einen ebenso lukrativen wie illegalen Auftrag bietet, greift Jazz zu. Doch die Sache geht schief, plötzlich steckt Jazz mitten drin in einer tödlichen Verschwörung, in der nichts Geringeres auf dem Spiel steht als das Schicksal von Artemis selbst.

Meinung

Klingt schon verheißungsvoll, ist aber in der Realität noch viel besser. In gewohnter Weise schafft es Andy Weir mit technischen Details und einer ordentlichen Prise Humor eine spannende Geschichte zu entwickeln, die mich vom ersten Moment an in ihren Bann zog. Kein Wunder, beginnt der Roman doch gleich mit einer lebensbedrohlichen Situation, die zwei der immer wieder auftretenden Charaktere wundervoll beiläufig einführt, ohne gestelzt zu wirken.

Im weiteren Verlauf lernt man Jazz und ihr Leben im heiklen sozialen Gefüge der Mond-Stadt Artemis kennen, erfährt von ihren aktuellen und früheren Konflikten, baut zügig eine enge Beziehung zur Protagonistin auf und fiebert dann mit ihr durch alle Unwägbarkeiten der turbulenten Handlung.

Fazit

Auch wenn ich – wie ich zugeben muss – ein wenig schwäbisch war und mir nur die gekürzte Fassung (ca. acht Euro) statt der vollständigen (nur ca. 40 Minuten länger, dafür bei ca. 17 Euro) geleistet habe, war das Hörbuch ein vollständiger Genuss – in dieser Hinsicht besteht eine große Ähnlichkeit zum „Marsianer“, denn auch da war ich schwäbisch (und auch er war sensationell gut).

Abschließend kann ich den Roman allen Science Fiction-Fans empfehlen, denn er ist sehr gelungen. Hier kann man bedenkenlos zugreifen und muss keine Enttäuschung fürchten. Analog zur Figur der Ripley in „Alien“, die als erste Frau in eine vorher nur für Männer reserviert zu scheinende Domäne vordrang und sie im Sturm eroberte, haben wir hier eine Araberin, die sich von einer Antiheldin ziemlich bald in eine nicht unumstrittene, sehr wohl aber integre und deutlich heldenhafte Züge annehmende Protagonistin verwandelt – eine weitere faszinierende Facette!