Silent Brass: 20+ Jahre

1996 war ich noch ein junger Student, gerade einmal im zweiten Semester meines ersten Diplomstudiums (Orchestermusik). Für Rundfunkaufnahmen mit dem Bayerischen Rundfunk probte ich in Bayreuth mit einem Projektorchester und einigen Gesangssolisten (hier) für die Aufzeichnung der mehrere europäische Länder einbeziehenden Produktion einer tschechischen Oper (ich glaube, der Titel war „Im Brunnen“, aber es ist einfach schon so lange her…).

Kauf auf Empfehlung

Einer der anderen Musiker, ein Hornist, war gleichzeitig der Chef eines Musikgeschäfts in Bayreuth. Während einer Pause erzählte er mir von einer tollen technischen Neuerung: Yamaha hatte einen Übedämpfer für Trompete entwickelt, der fast frei vom sonst üblichen (und äußerlich hinderlichen) Rückstau (die Luft, die man vorne in die Trompete reinbläst, muss ja irgendwo wieder herauskommen) funktionierte. Zusätzlich konnte der Dämpfer mit einem elektronischen Gerät verbunden werden, über das man sowohl eine externe Klangquelle einschleifen als auch mit einstellbarem Raumhall spielen könne. Der Clou aber war, dass all das nach außen hin so leise blieb, dass man damit auch problemlos in einem Hochhaus üben könne, ohne die Nachbarn zu stören.

Ich wohnte damals im siebten Stock eines Hochhauses, außerdem war es zu der Zeit mein „Beruf“, jeden Tag mehrere Stunden mit Üben zu verbringen. Die Problematik war mir mehr als bewusst – und ich wollte auch nicht dauernd zum Haus meiner Eltern im nächsten Ort weiterfahren, um dort üben zu können… Also kaufte ich mir das angepriesene Gerät, es hieß Silent Brass.

Erfahrung

Das war vor 22 Jahren. Ich habe den Dämpfer immer noch. Erst letzte Woche habe ich täglich im Urlaub mit ihm geübt. Ich verwende zwar seit Jahren nicht mehr das elektronische Zusatzgerät (das „Studio“), weil ich dafür neben dem Dämpfer auch die ganzen Kabel, sechs (!) AAA-Batterien (bzw. Akkus und ein Ladegerät) und einen Kopfhörer mitschleppen müsste. Aber es klappt eben auch ohne den „Technik-Kram“, nur auf akustischem Wege.

Modernisierung

Vor ein paar Monaten kam nun eine neue Version des bewährten Systems heraus. Ein Kollege in der Schule, ebenfalls Blechbläser, erzählte mir davon. Doch ich vergaß es wieder. Bis ich letzte Woche im Urlaub eben wieder täglich mit dem „alten“ Silent Brass übte. Ich erinnerte mich, mein Interesse war geweckt, also recherchierte ich ein wenig – und tatsächlich berichten viele Benutzer, dass es nochmals deutlich besser geworden sei. Nun war ich wirklich gespannt, am Donnerstag bestellte ich das Set, gestern wurde es geliefert, heute habe ich das erste Mal damit geübt.

Mein erstes Fazit: „WOW!“ Insgesamt liegen gut 22 oder 23 Jahre technischer Entwicklung zwischen den beiden Geräten, es war mir klar, dass es hier und da Verbesserungen geben musste, doch das Ausmaß und die Stimmigkeit der Innovation hinsichtlich der Benutzerfreundlichkeit überraschte mich dann doch.

Vergleich zwischen altem und neuem Modell

Um allen, die es interessiert, einen Einblick zu geben, habe ich ein paar schöne Foto-Vergleiche angestellt, die sehr schnell zeigen, was sich getan hat.

Schon der bloße Blick auf die Verpackung zeigt, dass das alte Modell deutlich größer war (klar lag das auch an der Art, wie alles im Karton untergebracht war, dennoch ist die Dimension eine gänzlich andere):

Links das alte, rechts das neue Modell
Links das alte, rechts das neue Modell

Der Verpackungsinhalt ist nicht allzu unterschiedlich, wenn man sich anguckt, was grundsätzlich an Teilen enthalten ist:

Lediglich das Netzteil war beim alten Gerät mitgeliefert, so eines ist heute nicht mehr vorgesehen (kein Wunder, wer möchte beim üben maximal 1,5 Meter von der Steckdose entfernt stehen).
Lediglich das Netzteil war beim alten Gerät mitgeliefert, so eines ist heute nicht mehr vorgesehen – kein Wunder, wer möchte beim Üben maximal 1,5 Meter von der Steckdose entfernt stehen?

Wie man gleich sehen kann, gab es am elektronischen Teil viele Einstellmöglichkeiten, die beim Üben aber tatsächlich kaum ins Gewicht fallen, deswegen wurde der Großteil davon in der Revision abgeschafft. Aus der Praxis heraus weiß ich sicher, dass das kein Verlust ist, denn „zu viele Einstellungsmöglichkeiten“ verleiten fast immer dazu, „zu viel daran herumzuspielen“ – man sollte sich aber eher auf das Üben konzentrieren, nicht an der Technik herumbasteln. Ganz abgesehen davon konnte man sich mit der Reverb-Einstellung „Church“ hinsichtlich des eigenen Sounds ganz schön in die Tasche lügen…

Der elektronische Begleiter ist gleich deutlich schlanker ausgefallen, funktioniert aber (mit weniger Einstellungsmöglichkeiten) genauso gut.
Der elektronische Begleiter ist gleich deutlich schlanker ausgefallen, funktioniert aber (mit weniger Einstellungsmöglichkeiten) genauso gut.

Auf beiden Fotos habe ich mit voller Absicht die Kopfhörer unterschlagen, denn nach 22 Jahren gibt es das originale Paar Kopfhörer aus der blauen Kartonage einfach nicht mehr.

So weit ragt der alte Dämpfer aus dem Schallstück der Trompete heraus...
So weit ragt der alte Dämpfer aus dem Schallstück der Trompete heraus…
...und so (wenig) weit ist es beim neuen Modell – ich habe das rechte Foto nur dazugenommen, weil man vom Dämpfer links so wenig sieht.
…und so (wenig) weit ist es beim neuen Modell – ich habe das rechte Foto nur dazugenommen, weil man vom Dämpfer links so wenig sieht.

Tja, die Länge des Dämpfers hat sich am deutlichsten verändert, denn das originale Modell ragte wirklich weit aus der Trompete heraus (je nach Schallstück 10-15 Zentimeter). Wenn man da beim Üben in einer engen Wohnung oder einem kleinen Hotelzimmer nicht aufpasste, konnte man schon einmal anstoßen – eine schmerzhafte Sache, da sich der Stoß über Instrument und Mundstück auf die Lippen und Schneidezähne überträgt… (Ich schreibe aus schmerzvoller Erfahrung.)

Ein weiterer Nachteil des weiten Herausragens des alten Dämpfermodells war, dass es gerne mal nach einer Weile des Übens (wenn sich genug Feuchtigkeit aus der Atemluft im Schallstück angesammelt hatte), herausfiel. Ich ging, nachdem mir das ein- oder zweimal passiert war, dazu über, das Verbindungskabel vom Dämpfer zum Studio noch einmal um das Schallstück der Trompete zu winden, sodass der Dämpfer im Fall der Fälle erst einmal daran baumeln konnte. Dafür wurde das Kabel dann etwas kurz… Das neue Modell sitzt so tief und stabil im Schallstück, dass ich mir darüber erst einmal keinen Kopf zerbrechen muss.

Fast 118 Gramm – kein echtes „Schwergewicht“, am Ende eines Hebels aber deutlich spürbar...
Fast 118 Gramm – kein echtes „Schwergewicht“, am Ende eines Hebels aber deutlich spürbar…
Mit 69 Gramm sogar noch unter der Herstellerangabe (vielleicht haben die auch das Kabel eingerechnet) – den Unterschied fühlt man, vor allem in Verbindung mit der neuen Form!
Mit 69 Gramm sogar noch unter der Herstellerangabe (vielleicht haben die auch das Kabel eingerechnet) – den Unterschied fühlt man, vor allem in Verbindung mit der neuen Form!

Neben der Form ist das Gewicht des Dämpfers entscheidend, hier ist der Unterschied ebenfalls deutlich spürbar: fast 118 Gramm beim alten Modell stehen nicht einmal 70 Gramm beim neuen gegenüber. Verbindet man das mit der deutlich komprimierten Form, so ist das neue Modell viel besser im Alltag einzusetzen. Das ist sinnvolle Innovation, die auf Erfahrung basiert.

Eine Sache kann ich fotografisch nicht festhalten: den Rückstau. Beim Mundstück bläst man als Trompeter komprimierte Luft in das Instrument hinein, die muss ja irgendwo entweichen. Wie genau das Silent Brass-System die Kanalisierung gestaltet, dass es ohne den sonst üblichen – und äußerst hinderlichen – Rückstau klappt, weiß ich nicht. Dennoch: Auch an dieser Front hat sich einiges getan. Um es zu testen, habe ich heute von den 40-50 Minuten Üben zuerst 35 Minuten ohne Dämpfer gespielt. Dann bin ich auf den neuen Übedämpfer umgestiegen, um den direkten Vergleich zum „offenen“ Spielen zu erfühlen. Und das hat mich tatsächlich am meisten umgehauen, denn es war so gut wie gar kein Unterschied mehr zu fühlen. Wie auch immer die das hinbekommen haben, es war ein Geniestreich!

Fazit

Ich bin derart begeistert, dass ich in den nächsten Tagen garantiert allein deswegen noch einige Male mit dem neuen Silent Brass üben werde, auch wenn ich das hier (also zuhause) gar nicht müsste. Den Machern des neuen Systems sollten ganze Generationen von Trompetern dankbar sein, denn nun kann man wirklich „immer und überall“ spielen, ohne andere Leute damit zu nerven – gerade als Student, der eventuell in einem beengten Wohnheim üben muss ist das eine fantastische Sache! Hut ab vor den Entwicklern!

Song des Tages (378) – 2018-01-31

Ein Jahr lang habe ich jeden Tag einen Song als den „Song des Tages“ empfohlen, nun bin ich schon in der zweiten Runde und habe das Intervall etwas gelockert: Statt „jeden Tag“ gibt es nun „hin und wieder“ einen Song des Tages an dieser Stelle.

Ohne die geringste Erinnerung daran, wer mir den Tipp gegeben hat, landete ich vor einigen Wochen bei einem wundervollen Song von einer mir bislang völlig unbekannten norwegischen Jazz-Sängerin namens Silje Nergaard, der bereits nach den ersten Sekunden in meiner Favoriten-Playlist landete. Mittlerweile habe ich ihn so oft gehört, dass ich keine Probleme habe, die immer wieder eingeworfenen Trompeten-Solopassagen mitzusummen, darüber hinaus ist alles an dem Song derart gelungen, dass er einen Platz in dieser illustren Runde verdient hat: „Be Still My Heart“ von Silje Nergaard:

Das ist die perfekte Musik, um dabei abends (oder auch am Vor- oder Nachmittag) sanft und völlig entspannt einzuschlafen – und das sicher nicht aufgrund von Langeweile! So ein Ruhepunkt in der Wochenmitte ist doch eine feine Sache.

Alle Songs in meiner freigegebenen Apple Music-Playlist.

Album der Woche – Episode 15 – 2017-12-31

Jede Woche präsentiere ich ein Album, das mir persönlich gut gefällt. Im Vorfeld höre ich es noch einmal (oder häufiger) durch und bemühe mich dann, es allen Interessierten „schmackhaft“ zu machen.

The Blues Brothers (Original Soundtrack Recording)

Eines der ganz großen Alben des 20. Jahrhunderts, das man auf gar keinen Fall „zu häufig“ anhören kann.
Eines der ganz großen Alben des 20. Jahrhunderts, das man auf gar keinen Fall „zu häufig“ anhören kann.

Als Jugendlichem ging es mir so, doch bis heute sollen Leute herumlaufen, die nicht wissen, dass die Band The Blues Brothers nicht nur im gleichnamigen Film von John Landis existierte. Vielmehr veröffentlichte die Band eine ganze Reihe grooviger Alben, von denen ich insgesamt mindestens drei sehr gut kenne.

Vielleicht habe ich den Soundtrack einfach zu oft gehört, um nicht sofort an ihn denken zu müssen, wenn die Sprache auf diese Band kommt. Doch das Album ist unglaublich stark. Es hat sich den Platz in dieser illustren Runde mehr als nur verdient, es war von Anfang an dafür prädestiniert

Die Songs:

Elf Songs, 40 Minuten Spielzeit, Gast-Stars ohne Ende, von der ersten bis zur letzten Sekunde Groove – alles handgemacht, wer da nicht mit den Füßen mitwippt oder die Hüften kreisen lässt, der hat das Leben nicht begriffen.

Es gibt faktisch nur Highlights auf dieser Platte, ein Hit jagt den nächsten, doch ich habe natürlich auch ein paar Favoriten, die ich besonders gern höre:

  • „She Caught The Katy“: Eine der goldenen Regeln in der Musik heißt ja, dass der Opener eines Albums stark sein muss. Dieser ist es. Im Film gleich noch mehr, denn erst wird Jake Blues völlig ohne Musik aus dem Gefängnis entlassen, dann holt ihn sein Bruder in einer „Bullenschaukel“, einem ausgemusterten Polizeiwagen, ab. Erst als sich die beiden vor den Gefängnismauern gegenüberstehen, setzt die Musik ein – mit diesem Stück. Und es verfehlt seine Wirkung nicht, zumindest nicht die Wirkung auf mich. Als ich vor gut einem Jahr bei der Blues-Band „Blues and the Gang“ für zwei Gigs aushelfen durfte, stand „She Caught The Katy“ mit auf dem Programm – das war wie eine Erleuchtung für mich, das Stück mal „von der anderen Seite aus“ kennenlernen zu dürfen. Seither mag ich es noch mehr.
  • „Peter Gunn Theme“: Unter dem Adjektiv „cool“ findet man ja viel Musik, doch dieses Stück definiert meiner bescheidenen Ansicht nach den Informationsgehalt von Coolness in musikalischer Form. Der Einstieg über Schlagzeug, Bass und Gitarre, bevor dann die Bläser mit ihrem rotzigen Riff einfallen, das ist ein derart gelungenes Stück Musik, dass ich es bereits vor einigen Jahren für meine Schul-Big Band arrangiert habe. Die Rhythmusgruppe langweilt sich zwar immer ein wenig, weil sie wirklich das gesamte Stück (mit Ausnahme der letzten zwei oder drei Takte) das gleich Pattern zu spielen haben, doch auch das kann man ja mit einer gewissen Nonchalance vortragen und sich dabei entspannen.
  • „Everybody Needs Somebody To Love“: Von allen Highlights ist dieses das mitreißendste. Ganz unzweifelhaft stellt diese Szene den Höhepunkt des Films dar: Die Blues Brothers kommen viel zu spät zum eigenen Konzert und werden entsprechend kühl empfangen. Doch mit diesem Song schaffen sie es, das Publikum auf ihre Seite zu ziehen, sogar die Polizeistreitkräfte, die sie eigentlich verhaften sollen, werden von der Kraft der Musik angesteckt und vergessen ganz, was sie eigentlich tun sollten. Ein Märchen, klar, aber ein schönes!
  • „Think“: Aretha Franklin in absoluter Höchstform! Der Song ist allein schon superb, im Film aber, gewürzt mit der süffisanten Choreographie, in den Kontext der Szene gestellt, verfehlt sie nie die Wirkung auf die Zuschauer. Meine Nackenhaare stellen sich ehrfürchtig auf, wenn ich nur an den Song denke.

Fazit

Könnte man die Zeit einfach so zurückdrehen und ohne das Auslösen diverser Zeitreise-Paradoxa ein paar Jahre in die Vergangenheit reisen, dann würde ich mir auf jeden Fall einen der legendären Live-Auftritte dieser Band reinziehen. Das muss schlicht umwerfend gewesen sein. Leider ist John Belushi ja nun schon seit etlichen Jahren tot, sodass es nicht mehr möglich ist, diesen Haufen, der „stark genug war, um Ziegenpisse in Benzin zu verwandeln“ live zu hören. Schade, sehr schade. Zum Trost kann man sich das Album aber gut und gerne ein paar hundert Mal anhören.

Links

Nachdem sich hin und wieder Leser meines Blogs über den Mangel an Links zu den Stücken beschwert haben, kommt hier – erstmalig – eine Sektion für die Musikhungrigen ohne Streaming-Abo:

So, mehr schreibe ich in diesem Jahr nicht mehr in diesen Blog hinein, lasst es euch allen gut gehen, seid nett zueinander, wir sehen/lesen/hören uns im neuen Jahr wieder!

Werbung in eigener Sache

Heute Abend gibt es ein wirklich empfehlenswertes Konzert zu hören – Karten sind an der Abendkasse (noch) zu haben.
Heute Abend gibt es ein wirklich empfehlenswertes Konzert zu hören – Karten sind an der Abendkasse (noch) zu haben.

Es ist mal wieder soweit: Traditionell veranstaltet das OJO (Ostalb Jazz Orchestra, hier) ein Konzert mit einem namhaften Gastkünstler. Im letzten Jahr hatten wir den ganz herausragenden Trompeter Axel Schlosser zu Gast, heute Abend ist es Obi Jenne, der Schlagzeuger der SWR Big Band. Insgesamt darf sich unser Publikum auf gut zwei Stunden Spielzeit, in der Mitte von einer Pause unterbrochen, freuen. Die Stücke entstammen vielen unterschiedlichen Jazz-Stilen, im Mittelpunkt steht immer wieder das Schlagzeug, in mehreren Stücken spielen sogar zwei Schlagzeuger an individuellen Sets, sodass es sicher ein fantastischer und abwechslungsreicher Abend wird.

Wie schon in der Bildunterschrift angekündigt: Noch gibt es Karten an der Abendkasse – aber nicht mehr allzu viele. Glücklicherweise könnte ein größerer Bedarf durch das Hinzufügen von Stühlen aus weiteren Klassenzimmern des Peutinger-Gymnasiums gedeckt werden. Wer also noch Zeit und Lust oder einfach nur Interesse hat: Kommt! Es lohnt sich.

Song des Tages (306) – 2017-07-15

Jeden Tag empfehle ich einen Song als den „Song des Tages“. Miles Davis war zu Lebzeiten eine absolut „coole Socke“. Vor einigen Jahren habe ich seine Autobiographie gelesen, die mir durchaus imponiert hat. Und im Lauf der Zeit habe ich den einen oder anderen Hit in seinem Repertoire für mich entdeckt. Diese Stücke kann ich jederzeit anhören und mich dabei einfach besser fühlen. Eines dieser Stücke habe ich zum heutigen Song des Tages erkoren, es handelt sich um ein in der Jazzwelt nicht ungewöhnliches Wortspiel, das den Namen des Interpreten aufgreift: „Milestones“:

Ähnliche Wortspiele gibt es auch bei Charlie Parker, der mit Spitznamen „Bird“ hieß, denn er schrieb Stücke mit Titeln wie „Bird Gets The Worm“ oder „Ornithology“.

Noch eine Bemerkung zum heutigen Song des Tages: Hierbei handelt es sich um modalen Jazz. Miles Davis wollte weg vom typischen Bebop-Gedudel, bei dem die Interpreten sich beim Improvisieren so schnell über die vorgegebenen Akkorde bewegen mussten (Tempo nicht selten bei 250+ bpm), dass sie nach einer Weile immer floskelhafter spielten. Dies wollte Miles Davis nicht, also nahm er das wichtigste Element für das ihm verhasste „Gedudel“ aus der Gleichung: Die Akkordfolge mit ihrer eigenen Dynamik, die dann dadurch die Improvisation antreibt. Stattdessen bleibt jeweils ein einziger Akkord (gefühlt) minutenlang stehen. Nun ist der Solist gezwungen, sich neue (wenn nicht gar neuartige) Gedanken darüber zu machen, wie die Zeit zu füllen ist. Nicht ganz ohne, nach einer gewissen Zeit jedoch sehr befreiend!

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Song des Tages (242) – 2017-05-12

Jeden Tag empfehle ich einen Song als den „Song des Tages“. Boxen interessiert mich persönlich so rein gar nicht, auch Filme über das Boxen können mich nur in sehr geringem Maß zum Ansehen motivieren. Und doch gibt es einen Song, der auf ewig mit der Gestalt eines (fiktiven) Boxers verbunden ist – und dieses Stück (es handelt sich um ein Instrumentalstück) ist derart gut und auch noch weithin bekannt, dass ich nicht umhin kam, es in diese Liste aufzunehmen (noch dazu spielt eine Trompete die Hauptmelodie). Der heutige Song des Tages wird gespielt von Maynard Ferguson und heißt „Gonna Fly Now“:

Und nun die Quizfrage: Zu welchem Film gehört das Stück? Wer es weiß, darf gern einen Kommentar hinterlassen – zu gewinnen gibt es leider nichts, außer natürlich dem erneuten Anhören dieses klassischen Ohrwurms!

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Song des Tages (230) – 2017-04-30

Jeden Tag empfehle ich einen Song als den „Song des Tages“. Während des Studiums nahm ich dreimal an einer Mischung aus Workshop, Recording-Session und diversen Aufführungen in Bayreuth teil. Die CDs höre ich mir gelegentlich (na ja, ganz ehrlich: ziemlich selten) noch an, denn sie wecken eine ganze Reihe schöner und nostalgischer Erinnerungen. Ein großer Teil der schönen Erinnerungen liegt in der Tatsache begründet, dass wir trotz des rein klassischen Kursprogramms allabendlich eine beinahe schon „orgiastisch“ zu nennende Jazz-Jam-Session gemacht haben. Eines der besten Stücke, das wir dabei spielten, hieß „Blue Monk“ und stammte vom vielleicht exzentrischsten Jazz-Musiker aller Zeiten, Thelonious Monk. Im Prinzip ist es ein einfaches Blues-Schema mit einer Melodie, die vielen Udo Lindenberg-Fans vertraut vorkommen sollte. Darüber spielten wir unendlich lange ein Solo nach dem anderen. Klarinetten, Trompeten, Posaunen, Klavier, Kontrabass – jeder, der wollte, stieg ein und gab alles. Das war wundervoll!

Und auf diese Weise hat sich diese kleine, aber feine Jazz-Nummer einen Platz als heutiger Song des Tages verdient: „Blue Monk“ von Thelonious Monk:

So, und jetzt stellt euch das einfach mal bildlich vor: Zehn, zwölf oder fünfzehn Musikstudenten aus mindestens drei verschiedenen Ländern (Deutschland, Frankreich, Polen), die nach acht oder zehn Stunden konzentrierter Proben- oder Aufnahmearbeit noch stundenlang in gelöster Stimmung amerikanischen Bebop im verschneiten Bayreuth spielen. So sieht wahre Völkerverständigung aus, und das war schon vor gut 20 Jahren.

Also, liebe Bildungspolitiker: Statt immer nur die „harten“ Fächer zu pushen, denkt einmal darüber nach, was für die friedliche und produktive Zusammenarbeit von jungen Erwachsenen hier so hilfreich war. Auch wenn ich nicht in die Köpfe der anderen sehen kann, bin ich überzeugt, dass einige der damaligen Teilnehmer von Zeit zu Zeit so wie ich an die zwei Wochen in Bayreuth zurückdenken. Und es sind schöne Erinnerungen. Deshalb „Blue Monk“ am heutigen Tag.

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Song des Tages (162) – 2017-02-20

Jeden Tag empfehle ich einen Song als den „Song des Tages“. Mein nächst älterer Bruder ist ein großer Jazz-, Soul-, Funk-Fan, der mir schon in meinen jungen Jahren so einige musikalische Interessensgebiete quasi „en passant“ verschafft hat. Eine Gruppe, die er besonders schätzte (und sicher bis heute schätzt), war (ist) Blood, Sweat & Tears. Irgendwann im Studium zog ich also los, um mir ein „Best of“-Album zuzulegen, das ich bis heute habe. Darauf sind wirklich lauter Stücke, die ich fast unbesehen in diese exklusive Playlist werfen könnte. Doch selbst unter den guten Songs gibt es ein paar, die eben noch einen Tick besser sind. Und somit habe ich als den heutigen Song des Tages das einmalig rockige und inhaltlich ziemlich fiese „Lucretia MacEvil“ von Blood, Sweat & Tears herausgesucht:

Der Song ist ja nun mindestens so alt wie ich, vermutlich sogar noch älter. Aber er groovt derart los, dass ich mich ihm nicht widersetzen kann. Vor allem dann, wenn das Klavier nach dem Break wieder einsetzt – da können die Füße kaum mehr stillstehen… Und dann ist da noch dieses sensationell wilde Trompetensolo (gespielt vom leider viel zu früh verstorbenen Lew Soloff)

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Song des Tages (158) – 2017-02-16

Jeden Tag empfehle ich einen Song als den „Song des Tages“. Mit Erschrecken musste ich vor ein paar Tagen lesen, dass ein weiterer meiner musikalischen Helden gestorben ist. Noch dazu einer, der bislang schon einmal in dieser exklusiven Playlist aufgetaucht ist: Al Jarreau. Vor einigen Jahren habe ich eine faszinierende Dokumentation über ihn gesehen, in der er einfach so vor laufender Kamera aus dem Stand ein paar Vokalakrobatik-Nummern durchzog, dass mir die Ohren wackelten. Fantastisch! Und doch kam er als eher bodenständiger Typ rüber, was ich als sehr sympathisch empfand.

Der heutige Song des Tages ist schon über 30 Jahre alt, dennoch gehört er mit seinem funkigen Groove zu meinen dauerhaften Al Jarreau-Favoriten: „Boogie Down“:

(Die Trompeten-Parts klingen fast so, als wären sie synthetisch, doch die sind alle echt. Der Trompeter Jerry Hey war bekannt für seinen glatten und makellosen Klang, der hier eben zu diesem leichten Missverständnis führen kann…)

Bereits in den frühen 1990er Jahren habe ich diesen Song in Würzburg in der Big Band der Sing- und Musikschule gespielt. Da kam ich auf den Geschmack, denn der Song war für mich als Teenager richtig schwer an der Trompete (immerhin geht er in teils superschnellen Licks bis ans dreigestrichene E). Doch gerade das spornte mich an, also übte ich, bis die Nummer ging. Insofern hat mich Al Jarreau nicht nur musikalisch inspiriert, er hat mich auch indirekt angetrieben und meiner späteren Berufung näher gebracht.

Alle Songs in meiner freigegebenen Apple Music-Playlist.

52 Wochen – Teil 44 („Packesel“)

Als Eltern hat man es in mancherlei Hinsicht gelegentlich etwas schwer. Mit dem heutigen Bild zeige ich die harmloseste Seite der zu erwartenden Schwierigkeiten: Als Packesel zu fungieren, wenn man die Kinder abholt:

Was dem Selfie fehlt, weil mein Arm schlicht nicht lang genug war: Dabei schiebe ich noch mein E-Bike… Dafür kann man ganz gut erkennen:

  • meinen Rucksack mit allen Schulmaterialien (auf dem Rücken)
  • darüber mein Trompeten-Gigbag
  • vorne die Geige unserer Mittleren, die verhinderte, dass ich meinen Kopf senkte, außerdem musste ich mich sehr gerade halten, was nach einem langen Schultag (acht Stunden) und den ersten zwölf wachen Stunden an diesem Montag wirklich schwer war (es fühlte sich ein bisschen wie Westpoint an…)
Rucksack, Trompeten-Gig Bag, Geigenkoffer und — nicht mehr zu sehen — E-Bike zum Schieben. Uff!
Rucksack, Trompeten-Gig Bag, Geigenkoffer und — nicht mehr zu sehen — E-Bike zum Schieben. Uff!

Wenn das jedoch schon alle Probleme wären, die die Kinder so mit sich bringen (ob absichtlich oder unabsichtlich), dann wäre das ja das reinste „Zuckerschlecken“. Uff!

Zur Aktion „52 Wochen“

Seit nunmehr 44 Wochen läuft Zeilenendes Foto-Aktion „52 Wochen“, an der ich teilnehme (hier findet man alle meine Beiträge). Ziel ist es, jeden Sonntag ein neues Selfie oder Portrait einzustellen. Die übrigen Teilnehmer sind: