Das Schulz-Dilemma

Mein E-Bike hat heute früh glatt seinen Dienst verweigert, was mich in Zeitnot brachte. Zum ersten Mal in diesem Schuljahr fuhr ich daher mit dem Auto zur Schule. Dabei hörte ich die Nachrichten, in denen von einer interessanten Idee des SPD-Politikers Martin Schulz berichtet wurde.

Seine Idee war eine Art GroKo Light unter der Bezeichnung „KoKo“ (=Kooperationskoalition), bei der eben nicht alles im Vorfeld abgesprochen und vereinbart wird, stattdessen werden nur ein paar grobe Eckpfeiler (oder „Projekte“) abgestimmt und alles weitere muss dann wie bei einer Minderheitsregierung im Bundestag ausdiskutiert und von allen Politkern gemeinsam gestaltet werden.

Ich muss ja gestehen, dass diese Idee eine ordentliche Portion Charme besitzt, denn das würde im Gegensatz zu den vergangenen Legislaturperioden wieder eine Möglichkeit, wenn nicht gar einen Zwang zum echten politischen Abstimmen mit sich bringen. Gerade in der letzten Legislaturperiode fuhr die SPD deswegen so schlecht, weil es der CDU gelang, politische Positionen, die ehemals typisch für die SPD waren, zu besetzen, wodurch viele erreichte Ziele der CDU gutgeschrieben wurden, gleichzeitig wirkte die SPD zunehmend wie ein handlungsunfähiger Verein, der mit Mühe am Regierungstisch geduldet wurde.

Die SPD-Politiker sind nicht dumm, die nach der Wahl sehr deutlich geäußerte Verweigerung einer erneuten GroKo zeugte von dieser Erkenntnis. Erst nach dem wochenlangen und erfolglosen Machtpoker der FDP bei den Jamaika-Verhandlungen waren vor allem die Nachwuchs-Kräfte der SPD ausreichend weichgekocht, um sich dem Machtdenken nicht mehr länger zu verschließen. Ich bin ja nach wie vor der Meinung, der SPD täten ein paar Jahre auf der Oppositionsbank gut, einfach schon deshalb, weil sie ihre eigene Stimme in aller Ruhe wiederfinden und somit ihr politisches Profil schärfen könnte, das durch die eigenen Tendenzen „hin zur Mitte“ und die CDU-Tendenzen nach „links“ in den letzten Jahren so stark verwässert wurde, dass selbst die SPD-Stammwählerschaft kaum mehr erkennen kann, wo denn der frühere Kern ihrer Partei hin entschwunden ist.

Langer Rede kurzer Sinn: Die SPD war direkt nach der Wahl dabei, aus einer Position der Schwäche (anders kann man das Wahlergebnis ja kaum interpretieren) heraus neue Stärke oder zumindest den möglichen Weg zu neuer Stärke für sich zu entdecken und auch zielstrebig einzuschlagen. Sie sind gerade dabei, diese Option durch die Aufnahme der GroKo-Verhandlungen wieder zu begraben.

Doch all das sollte nur als Hintergrund zum eigentlichen Thema dieses Blog-Eintrags dienen: das „Schulz-Dilemma“. Der Vorschlag von Martin Schulz, nur ein paar große Themenblöcke grob abzusprechen und alles andere der echten parlamentarischen Arbeit zu überantworten, wodurch alle im Bundestag vertretenen Parteien gezwungen wären, sich einer „echten“ politischen Diskussion zu widmen und argumentativ für oder gegen eine Sache einzutreten – statt wie in den vergangenen Jahren mit dem Polster der Stimmenmehrheit einfach stur der Parteilinie zu folgen, ob diese nun sinnvoll war oder nicht.

Wie in einem heute erschienenen Tagesschau-Artikel (hier) berichtet wird, scheint die politische Landschaft der Martin Schulz-Idee einer „KoKo“ sehr skeptisch gegenüberzustehen. Man darf sich jedoch auch fragen, warum die Kritik so harsch ausfällt (von „Kasperletheater“ und ähnlichen Äußerungen ist zu lesen und zu hören). Ist es nicht besser und/oder (zumindest) ehrlicher, die Politiker zu zwingen, sich argumentativ im Bundestag mit den Themen auseinanderzusetzen, statt weiterhin im Fraktionszwang und mit komfortabler Mehrheit einfach ein Gesetz nach dem anderen „durchzuwinken“?

Das Dilemma an dieser eigentlich guten Idee ist, dass der SPD im Moment kaum einer etwas abkauft. Zu oft hat ihr die CDU in den letzten Jahren die Butter vom Brot genommen. Doch die Tatsache, dass die Bundeskanzlerin so auf einer „stabilen“ Regierung beharrt (siehe Bericht der Tagesschau), offenbart doch, wie sehr sie sich ans „Durchregieren“ gewöhnt hat – und wie wenig sie Lust darauf hat, mit Argumenten in langen Diskussionen Überzeugungsarbeit zu leisten. Eine GroKo ist komfortabel, siehe vergangene Legislaturperiode, keine Frage. Ob sie „gut“ für das Land ist, sei dahingestellt. Daher wäre mir persönlich entweder gleich eine Minderheitsregierung oder das KoKo-Modell von Martin Schulz lieber. Was wäre das doch für ein Spaß, wenn die ans Regieren ohne echten Gegenwind gewöhnten Damen und Herren von der CDU plötzlich mal wieder richtig „arbeiten“ müssten, um ihre Vorschläge durchzubringen! (Leider gehe ich nicht davon aus, dass es wirklich dazu kommen wird, für eine Überraschung in der Hinsicht wäre ich aber jederzeit zu haben…)

Ein Sonnendach für Solera

Seit über einem Jahr spukt in mir ein Gedanke herum, der nun endlich seiner Erfüllung entgegen geht: Unser Hausdach erhält eine Photovoltaik-Anlage (kurz: „PV“).

Langer Vorlauf und Enttäuschungen

Bereits im Februar hatte ich erste Erkundigungen bei diversen Handwerksbetrieben in unserer Umgebung eingeholt, doch die Firmen brauchten erst einmal eine gefühlte Ewigkeit, um überhaupt Kontakt aufzunehmen, geschweige denn, persönlich vor Ort zu erscheinen, dann brauchten sie jeweils noch einmal eine ziemliche Weile, um einen Kostenvoranschlag bei uns einzureichen (bei einer Firma, die Mitte Juni vor Ort war, warten wir immer noch…). Das erzeugt nicht gerade Vertrauen in die organisatorischen Fähigkeiten.

Ich möchte nicht falsch verstanden werden: Die Firmen wirkten in dem, was sie so tun, kompetent. Doch gehört zur übergeordneten Kompetenz auch die Fähigkeit zu erkennen, wann man sich „zuviel“ aufgehalst hat. Wenn dann die Sekretärin im April anrufen muss, dass bis Mitte Juni kein Mitarbeiter genug Zeit finden wird, auch nur einen kurzen Ortstermin wahrzunehmen, scheint das Unternehmen doch arg an seinen Grenzen zu operieren. Und vom 16.6. bis heute (31.8.) ist kein Kostenvoranschlag angekommen – tja, so wird das leider nichts!

Naturstrom: „Sonnendach“

Und dann ergab sich wie aus heiterem Himmel etwas viel besseres: Naturstrom, die Firma, bei der wir ohnehin seit sechs oder sieben Jahren unsere Energie (komplett aus regenerativen Quellen erzeugt) beziehen, präsentierte eine geniale Idee, das sog. Sonnendach.

Der Grundgedanke dabei ist einfach: Vielen Haushalten fehlt das Geld für die nicht unwesentliche Einstiegsfinanzierung (oft in der Größenordnung von 15.000 bis 20.000 €), noch dazu haben die Veränderungen im EEG der letzten Jahre auch für einige Verunsicherung bei vielen interessierten Hausbesitzern gesorgt. Naturstrom hat das natürlich bemerkt und einen Plan entwickelt, diese beiden Probleme weitgehend auszuschalten:

  • Naturstrom baut die komplette PV-Anlage auf das jeweilige Dach, für den Hausbesitzer entstehen dadurch keine Kosten. Da Naturstrom pro Jahr als Auftraggeber für mehrere hundert, wenn nicht gar mehrere tausend PV-Anlagen auftritt, bündelt sich hier eine Menge Know-How, die ein kleiner örtlicher Betrieb, der im Jahr vielleicht 20 oder 30 solcher Anlagen einrichtet, nicht in gleichem Maße bieten kann.
  • Auf eine Vertragslaufzeit von 18 Jahren wird diese PV-Anlage an den Hausbesitzer verpachtet. Der Preis für die Pacht hängt dabei von der Größe ab.
  • Der erzeugte Strom wird selbst verbraucht oder ins Netz eingespeist (zu den handelsüblichen Vergütungen, diese Einnahmen gehen an den Pächter, also den Hausbesitzer).
  • Während der gesamten Vertragslaufzeit ist Naturstrom für Wartung und etwaige Reparaturen verantwortlich, wiederum entstehen dem Pächter keine Kosten.
  • Nach Ablauf der Vertragslaufzeit kann die PV-Anlage wieder rück-/abgebaut werden oder – falls vom Hausbesitzer gewünscht – auf dem Dach belassen werden.

Gerade letzter Punkt ist höchst interessant, denn wie ich in einem Telefonat mit Naturstrom erfuhr, ist die Anlage auf eine Lebensdauer von 25 Jahren ausgelegt. Auch danach kann sie ja noch weiter funktionieren (vermutlich lässt aber die Effizienz irgendwann zu wünschen übrig, doch zu dem Zeitpunkt ist jede Kilowattstunde eine, die man nicht mehr kaufen muss) – und das ohne die Pachtkosten.

25=18+7

Dieser Zeitraum, in dem die Anlage weiter genutzt werden kann, ist der attraktivste Teil des Deals, denn während der 18 Jahre Pachtzeit wird man in der Regel etwas mehr bezahlen als vorher, wenn man den Strom ohne eigene PV-Anlage direkt bei Naturstrom bezöge. Die Vorteile überwiegen meiner Einschätzung nach dennoch:

  • Jede neue PV-Anlage ist ein Beitrag zur Dezentralisierung der Energieversorgung, allein das wäre es mir schon wert.
  • Man geht mit gutem Beispiel voran. Klingt ein wenig hochnäsig, doch die Wende hin zu regenerativen Energien muss kommen, ob man es für dringlich hält oder nicht. Mehr Dächer mit PV-Anlagen sind viele kleine Schritte in die richtige Richtung.
  • Jede selbst erzeugte Kilowattstunde, die man nicht mehr bezahlen muss, arbeitet wieder für einen. So irrsinnig es klingen mag, aber ein höherer Stromverbrauch ist in diesem Fall eine lohnende Sache.
  • Im Anschluss an die Pachtzeit folgen noch sieben (oder mehr) Jahre, in denen man ohne jegliche Pachtkosten Energie erzeugen, verbrauchen und einspeisen (=verkaufen) kann.

Schon in die Wege geleitet

Letzte Woche habe ich mich für das Projekt „Sonnendach“ beworben. Dazu mussten diverse Fotos und Angaben eingereicht werden, z.B. Bilder vom Haus, vor allem von der Beschaffenheit des Dachs, des bisher installierten Stromzählers, Angaben zum normalen Energieverbrauch, zur Ausrichtung (N-S oder O-W) des Dachs und dergleichen mehr. Das wurde dann intensiv von einem Techniker geprüft, der dann wiederum ein Angebot hinsichtlich der sinnvollen Größe der PV-Anlage, der zu zahlenden Pacht etc. erstellte.

Vorgestern kamen unsere vorbereiteten Verträge mitsamt den „Allgemeinen Geschäftsbedingungen“, ich habe den Vertrag und die AGB zweimal gelesen, meine Frau hat sie ebenfalls noch einmal aufmerksam studiert. Große Fallstricke waren keine zu erkennen. Also gingen gestern die unterschriebenen Verträge an Naturstrom zurück. Bald sollte es hier losgehen. Und ich freue mich schon sehr darauf.

Wenn die Sache dann mal am Laufen ist, werde ich wieder berichten. Die Spannung steigt auf jeden Fall schon enorm an…

Song des Tages (344) – 2017-08-22

Jeden Tag empfehle ich einen Song als den „Song des Tages“. Mit Drogen habe ich grundsätzlich nichts am Hut, Alkohol trinke ich nur gelegentlich und dann meist in sehr geringen Mengen. Insofern gehöre ich sicher nicht zur Zielgruppe des heutigen Songs des Tages, was mich aber nicht davon abhält, ihn ob seiner entspannten Stimmung wegen zu mögen.

Üblicherweise sollte der Song wohl Teenager ab der achten Klasse ansprechen, doch da ich auch Filmen wie „Grasgeflüster“ oder „Road Trip“ etwas abgewinnen kann, gehöre ich wohl zur Gruppe der Leicht-zu-Amüsierenden. Egal, viel Spaß mit Afroman und seinem Hit „So High“!

Als ich in der zehnten Klasse war, gehörte es fast schon zum guten Ton, dass irgendein cooler Typ in unserer Klasse mindestens einmal im Monat einen Lehrer in eine Diskussion über die Legalisierung von Marihuana zu verwickeln suchte. Üblicherweise verlief die Sache nach wenigen Minuten im Sande, denn die Argumentation seitens der Schülerschaft war höchst oberflächlich – grundsätzlich war die Angelegenheit nur einem Bruchteil der mit Feuereifer diskutierenden Mitschüler wirklich wichtig. Aber die möglichst lang ausgedehnte Diskussion sorgte dafür, dass der reguläre Unterricht zumindest gestört, aufgeschoben oder gar verhindert wurde, gelegentlich gelang das tatsächlich.

Erst vor ein oder zwei Monaten versuchten die Schüler einer meiner neunten Klassen, mich in eine ähnliche Diskussion zu verwickeln. Ich wählte einen Ansatz, der mich kontrolliert binnen maximal zweier Minuten wieder von diesem lästigen Ablenkungsmanöver erlöste: Ich legte dar, dass ich ohnehin keinen Einfluss auf die Legislative hätte, eine vertiefende Diskussion mit mir als Nicht-Konsument und Nicht-Interessierten kaum zielführend wäre. Fall erledigt. Aber ich bin mir ja fast sicher, dass irgendeine Partei im Wahlkampf wieder mit der Thematik ankommt, um verzweifelt um die Stimmen einzelner Erstwähler zu werben. Meine tatsächliche Position ist tatsächlich zweigespalten:

  • Einerseits bin ich kein Freund von Drogen, daher müsste ich eine Legalisierung von Marihuana grundsätzlich ablehnen. Noch dazu halte ich Marihuana persönlich für eine Einstiegsdroge, die einen späteren Umstieg auf stärkere bzw. härtere Alternativen erleichtern kann.
  • Andererseits ist es eine Illusion, davon auszugehen, dass ein Verbot den Konsum unterbinde (faktisch ist es ja so, dass dieser Zustand heute gegeben ist). Und um den Konsum unter eine gesetzlich geregelte Qualitätskontrolle zu stellen und als positiven Nebeneffekt auch noch Steuergelder aus diesem Geschäft für den Staat abzuzweigen (Stichwort: Tabaksteuer), wäre eine Legalisierung sicher denkbar, wenn nicht gar sinnvoll. Die Erfahrungen der letzten ein bis zwei Jahre in den Staaten der USA, die eine Legalisierung durchgesetzt haben, scheinen in diese Richtung zu weisen.

Wie steht ihr dazu? – Egal wie: genießt den Song noch einmal, bevor ihr euch ins Getümmel des Dienstags stürzt!

Alle Songs in meiner freigegebenen Apple Music-Playlist.

Trumps zweite Amtszeit

Heute mal noch eine kleine politische Prophezeiung: Ich bin mir relativ sicher, dass es hinsichtlich des amtierenden Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika eine von zwei Meldungen geben wird: Entweder wird Donald Trump ziemlich bald seines Amtes enthoben (aus meiner persönlichen Sicht heraus wünschenswert, aber derzeit nicht ernsthaft zu erwarten), oder er schafft es tatsächlich in eine zweite Amtszeit.

Den ersten Punkt muss ich nicht elaborieren, denn durch die Medien geistern täglich neue Meldungen über Fehltritte und (mehr oder weniger grobe) Schnitzer des Präsidenten. Kombiniert man das noch mit den Anschuldigungen hinsichtlich seiner vielen Russland-Verbindungen, die in der amerikanischen Seele ja immer noch eine ganz bestimmte Glocke zum Klingen bringen, müsste es eigentlich langsam sehr eng werden – ob es das wirklich tut, wird die Zeit zeigen müssen. Bislang habe ich nicht den Eindruck.

Erstaunlich ist nur, dass die Republikaner noch nicht gemerkt haben, dass sie im Falle eines erfolgreichen Impeachment Trumps als seine Steigbügelhalter ebenso „den Bach runter gehen“ würden wie ihr ungeliebter Präsident. Von den Demokraten erwarte ich im Moment nicht wesentlich mehr als das, was sie aktuell tun: Nichts bzw. fast nichts. In den ersten Wochen nach der Wahl konnte man das durchaus einer gewissen Schockstarre zuschreiben, mittlerweile ist es schlicht unentschuldbar. Trotzdem bekommen sie keine gerade Linie in ihren Widerstand gegen die aktuelle Regierung – echte „Opposition“ sieht anders aus.

Aber für den Moment möchte ich einfach mal davon ausgehen, dass es kein erfolgreiches Impeachment-Verfahren gegen Donald Trump geben wird. Und für diesen Fall rechne ich mittlerweile mit einer zweiten Amtszeit. Das klingt vielleicht etwas provokant, ich habe aber Gründe, die ich nun darlegen möchte.

Pro-Trump-Wähler leben in ihrer eigenen Welt

Ein Großteil der Trump-Wähler ist schlicht und einfach nicht gebildet genug, um die platten Statements als das zu erkennen, was sie sind: heiße Luft. In diversen in- und ausländischen Nachrichtenformaten wurde nach 100 Tagen Amtszeit zusammengefasst, was von Trumps angekündigten Veränderungen umgesetzt wurde: Nichts (siehe Bild unten). Bei seinen überzeugten Wählern hat dies jedoch keinerlei Auswirkungen gehabt, ihre Unterstützung ist im weiterhin sicher. Der Grund liegt auf der Hand: Er erzählt ihnen genau, was sie hören wollen. Die Umsetzung der vielen Versprechen ist mittlerweile gar nicht mehr nötig, nur versprochen muss es werden, garniert mit einem zünftigen „Make America GREAT AGAIN!“

Tweets wie diese geistern bereits seit Wochen täglich durch alle „sozialen“ Medien.
Tweets wie diese geistern bereits seit Wochen täglich durch alle „sozialen“ Medien.
Genau genommen hat Donald Trump aber auch noch nicht wirklich etwas auf die Beine stellen können in seiner Amtszeit – in dieser Hinsicht bleibt er weit hinter seinen vollmundigen Versprechungen zurück.
Genau genommen hat Donald Trump aber auch noch nicht wirklich etwas auf die Beine stellen können in seiner Amtszeit – in dieser Hinsicht bleibt er weit hinter seinen vollmundigen Versprechungen zurück.

Postfaktische Neuigkeitsblasen

Wir sind definitiv im Zeitalter des Postfaktischen angekommen. Damit meine ich nicht nur die einzelnen Nachrichtensender, die ausschließlich positiv über den Präsidenten und seine Parteikollegen berichten. Mir geht es eher um die auf den jeweiligen Nutzer maßgeschneiderten News-Bubbles, wie sie die modernen sozialen Netzwerke erlauben. Neuigkeiten, die einem nicht in den Kram passen, werden stumm geschaltet („mute“) oder der Verfasser gleich ganz geblockt. Noch nie war es so einfach, sich eine eigene Welt voll von ausschließlich „genehmen“ Nachrichten zu basteln. Bereits vor Jahren (zu Zeiten der „Tea-Party“ um Sarah Palin) war das deutlich erkennbar, doch das Ausmaß ist derart angewachsen, dass es immer schwerer wird, zu den Menschen innerhalb einer solchen maßgeschneiderten Blase von Neuigkeiten, die derjenige an sich heranlässt, vorzudringen. Und wenn ein absoluter Trump-Anhänger sich so seine eigene Realität einmal gebastelt hat, ist es schier unmöglich, ihn oder sie wieder mit rationalen Argumenten auf den Boden der Tatsachen zurück zu holen. Beweis gefällig? Hier.

Fazit

Zusammengefasst können wir also festhalten, dass es auf der einen Seite in den USA eine schwache Opposition gibt, die ihre Zeit in den letzten Monaten zu stark mit einer eigenen verzweifelten Suche nach Lösungen für ihre internen Probleme verbracht hat: Würden Trump und sogar noch Pence durch ein hypothetisches Impeachment schon morgen aus dem Amt gejagt, wer sollte denn als demokratischer Kandidat einspringen? Da ist einfach kein charismatischer Kandidat, der bereit steht – selbst Hillary Clinton war ja nicht wirklich beliebt (und Bernie Sanders würde es nach dem letzten Wahlkampf vermutlich nicht noch einmal wagen, anzutreten).

Auf der anderen Seite stellen die Trump-Wähler eine große gesellschaftliche Gruppe dar, die sich wenig Sorgen um die Erfüllung der vollmundigen Versprechungen macht, solange man die Versprechungen in der passenden Rhetorik („MAKE AMERICA GREEEEAAAAT AGAAAAAAAIIIN!“) nur immer wieder laut genug wiederholt. Gleichzeitig wird medial zwar über alles berichtet, doch je nach Fernsehsender oder sozialen Medien haben sich die Lager klar einsortiert, sodass man als Angehöriger der einen oder anderen Gruppe oft nur noch die „gewünschten“ Fakten zu Gesicht bekommt1.

Der nächste Wahlkampf wird eine reine Schlammschlacht werden, doch Donald Trump lebt seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten in genau dieser Welt und beherrscht dieses Spiel mit einer gnadenlosen Rücksichtslosigkeit wie kein Zweiter. Genau deshalb wird Trump meiner Einschätzung nach auch wieder gewählt werden und eine zweite Amtszeit im Weißen Haus absolvieren. Und die Amerikaner werden – auch wenn es sich „hart“ anhört – ihn verdienen. Doch das muss ich an anderer Stelle noch einmal aufgreifen, denn für heute habe ich genug über Politik geschrieben.

Nachtrag 1 (31.7.2017, 20:10):

Vorhin habe ich bei Twitter den folgenden Link entdeckt, der mittels eines Zitats angekündigt wurde – passt perfekt zum Thema, gerade zum Kommentar von Robert.

IMG_1364.jpg
Sehr passend, schon in der kurzen Zusammenfassung.

Nachtrag 2 (5.8.2017, 17:15):

Gerade heute früh hat jemand bei Twitter (siehe Bild) ebenfalls diese News-Bubble schön treffend erwähnt:

IMG_1392.jpg
Grob übersetzt: Nicht nur Dschihadisten werden online radikalisiert. [Es gibt] so viele Twitter-Subkulturen mit ihrem eigenen Ansichten-Set und der sich selbst verstärkenden Empörung.
  1. Darüber muss ich mich an anderer Stelle auch noch einmal auslassen, denn das politische System der USA unterscheidet nur noch zwischen zwei Lagern, somit gibt es nur noch: „Bist du nicht für mich, bist du gegen mich!“ – Kompromisse, wie sie in der Politik unvermeidlich sind, werden dadurch aber unmöglich gemacht.

Der himmlische Mute-Knopf

In den letzten Tagen ging es in Hamburg ja ziemlich rund. Dazu möchte ich mich aber gar nicht äußern, meine Meinung wäre ohnehin redundant, denn die Berichterstattung und Meinungsmache lief bei allen beteiligten Akteuren auf Hochtouren, kein denkbarer Standpunkt wurde ausgelassen. Und wie so oft hieß das Motto: „Es wurde zwar schon alles gesagt, aber noch nicht von jedem.“

Genau genommen lief die Hysterie auf derart hohen Touren, dass mir vollkommen die Lust verging, mir weitere überdrehte (oft in feinster Trump-Manier durchweg in Großbuchstaben verfasste…) Pro-/Contra-Meldungen über die üblichen Nachrichtenkanäle oder meine Twitter-Timeline anzusehen.

Besonders auffällig war für mich, dass im Verlauf der Eskalation die Einstellung vieler Personen einen Wandel um 180 Grad durchlief. Erst waren die Polizisten, die Sicherheitsorgane, die Staatschefs und der Staat selbst die „Bösen“, dann brannten mehrere Nächte am Stück die Autos völlig unbeteiligter Menschen, wurden Geschäfte geplündert und Straßenzüge verwüstet – und auf einmal war der pöbelnde Mob, der vorher noch wie ein Trupp Heilsbringer (oder zumindest moderner Che Guevaras) gefeiert worden war, das „personifizierte Böse“.

Da es vielen modernen Mediennutzern aber anscheinend nicht möglich ist, sich differenziert zu äußern, sie viel lieber in Hysterie, mit marktschreierischer Aufmerksamkeitssucht und vor allem in oft unangebracht diffamierender bzw. unflätiger Weise ihren (manchmal nur für kurze Zeit gültigen) Standpunkt in die Welt hinausposaunen (die Silbe „Po“ in der Mitte ist übrigens sehr passend…), wählte ich den Weg, der mir am besten taugte.

Beim Öffnen der Timeline hatte ich heute früh gut 800 ungelesene Tweets vor mir. Konsequent mutete (für die Nichteingeweihten: muten=stummschalten) ich alle Tags, die sich auf G20 bezogen. Zusätzlich noch einen Nutzer, der sein Fähnchen in den letzten Tagen ständig nach dem Wind gedreht hatte. Binnen zweier Minuten war die Timeline auf 200 Tweets zusammengeschrumpft, die konnte ich in ein paar Minuten in Ruhe überfliegen und genießen.

Die Stummschaltung gilt noch bis morgen, dann werde ich mal sehen, ob ich nochmal die virtuellen Maulkörbe verteilen muss. Für heute habe ich jedenfalls himmlische Ruhe – mein herzlicher Dank gilt dem Mute-Knopf!

Song des Tages (73) – 2016-11-23

Jeden Tag empfehle ich einen Song als den „Song des Tages“. Herbert Grönemeyer spaltet ja die Geschmäcker – und das seit Jahrzehnten. Ich gehöre zu denen, die gelegentlich gerne ein paar Stücke von ihm hören. Üblicherweise mag ich seine humoristischen oder sanften Stücke, doch der heutige Song des Tages ist da ganz anders. Auf dem Album „Chaos“ befindet sich ein auf den ersten Blick ganz unscheinbarer Song mit dem Titel „Die Härte“. Erst wenn man genau auf den Text achtet, bemerkt man, dass Herbie sich in ungewohnt deutlicher Weise über Neonazis und ihr beschränktes Weltbild lustig macht. Ein toller Song:

(Mein Gott, war der da noch jung… Das Album kam vor 23 Jahren heraus.)

Alle Songs in meiner freigegebenen Apple Music-Playlist.

52 Wochen – Teil 39 („Orale Hygiene“)

Heute ein absolut spontanes Bild, denn ich bin gestern auf dem Sofa eingeschlafen. Und ich war derart tief und fest weggebeamt, dass ich erst um kurz nach vier wieder aufwachte. Erst organisierte ich das Ladegerät für mein iPhone, das nur noch 5% Ladung aufwies (und ich brauche es zum Laufen), dann putzte ich meine Zähne. Und irgendwie passten das Licht, die Perspektive, die morgendlich zerknitterte Haut und natürlich die Erinnerung an diverse Äußerungen des gewählten neuen Präsidenten aus dem Wahlkampf in den USA gut zusammen, um sich das Thema der „oralen Hygiene“ für heute auszusuchen:

Ja, die orale Hygiene (im direkten wie auch übertragenen Sinn) ist wichtig – ich weiß, wovon ich spreche!
Ja, die orale Hygiene (im direkten wie auch übertragenen Sinn) ist wichtig – ich weiß, wovon ich spreche!

Verwendet: iPhone SE (Frontkamera), keine Filter.

Zur Aktion „52 Wochen“

Seit nunmehr 39 Wochen läuft Zeilenendes Foto-Aktion „52 Wochen“, an der ich teilnehme (hier findet man alle meine Beiträge). Ziel ist es, jeden Sonntag ein neues Selfie oder Portrait einzustellen. Die übrigen Teilnehmer sind:

Song des Tages (66) – 2016-11-16

Jeden Tag empfehle ich einen Song als den „Song des Tages“. Zeit für ein bisschen Herumgewühle in den Untiefen meiner Kindheit! Über einige Jahre hinweg gab es eine beinahe heilige Uhrzeit im Leben aller Jungs unseres Heimatdorfs: 17:50 h. Denn zu dieser Zeit kam von Montag bis Freitag immer unsere Serie: Ein Colt für alle Fälle. Die wenigsten haben je realisiert, dass Lee Majors, der Darsteller des Colt Seavers, auch den Titelsong eingesungen hat. Diesen haben wir als Kinder so oft gehört, dass auch nur ein paar Sekunden davon sofort nostalgische Gefühle aufwallen lassen. Daher ist der heutige Song des Tages kein anderer als „The Unknown Stuntman“ von Lee Majors:

Warum auch immer, aber leider ein unumstößliches Faktum: Diesen Song gibt es im Original nicht bei Apple Music. Es gibt ihn auch nicht bei iTunes. Ich suche nämlich schon seit Jahren – ohne Erfolg. Dafür gibt es diverse Versionen anderer Künstler, z.B. diese, diese oder diese. Inhaltlich ist der Song nach wie vor unverändert, doch an das Original kommt keine so ganz ran.

Alle Songs in meiner freigegebenen Apple Music-Playlist.

Song des Tages (65) – 2016-11-15

Jeden Tag empfehle ich einen Song als den „Song des Tages“. Angesichts der vor einer Woche abgelaufenen Präsidentenwahl in den USA ist der heutige Song des Tages durchaus mit Bedacht gewählt, denn es handelt sich um einen der großen Anti-Kriegs-Songs des 20. Jahrhunderts: „Lady in Black“ von Uriah Heep:

Von Zeit zu Zeit singe ich den auch mit Schülern, wobei er meist auf wenig Gegenliebe stößt. Allerdings glaube ich eher, dass dies an einem mangelnden Verständnis der Tragweite des Textes liegt. Daher habe ich das schon auf meine To-Do-Liste gesetzt: Für das kommende Schuljahr baue ich den Song in die Sequenz zum „Politischen Lied“ ein.

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E-Bike – Erfahrungsberichte und eine (gar nicht so kleine) Vision

Seit August habe ich mein E-Bike, mittlerweile bin ich deutlich mehr als 600 Kilometer damit über die Ostalb gefahren – und es ist immer noch traumhaft angenehm. Jeder, der mich danach fragt, bekommt einen quasi euphorischen Zwischenbericht.

Mein E-Bike – hier in der Mitte einer kleinen Tour durch die Ostalb
Mein E-Bike – hier in der Mitte einer kleinen Tour durch die Ostalb

Interessante Reaktionen

Es war keine große Überraschung, dass ich von allen möglichen Seiten mit Kommentaren beworfen wurde. Die meisten davon waren fragender, fast schon zweifelnder Natur:

  • Der häufigste Kommentar (von Schülerseite) war tatsächlich: „Sie fahren/haben ein E-Bike?
  • Der zweithäufigste Kommentar von Schülern war: „Sie wollen mir das E-Bike doch sicher schenken, oder?“
  • Der dritthäufigste Kommentar machte sich eher indirekt am Fahrrad fest. Da das Fahrrad viel gekostet hat und ich einfach keine Lust habe, mich mit Vandalismus oder Diebstahl auseinanderzusetzen, parke ich es weder im Fahrradkeller noch vor der Schule sondern in meinem Unterrichtsraum (der liegt glücklicherweise im Erdgeschoss der Schule). Beim Hineinschieben in das Schulgebäude darf ich mir auch nach mehr als fünf Schulwochen noch anhören: „Dürfen Fahrräder hier überhaupt rein?“
  • Eine Schülerin rief bei meinem Anblick auf dem E-Bike mit entsetztem Tonfall aus: „Aber Sie sind doch noch jung!“ – Klar bin ich jung (gefühlt allemal), aber was hat das mit dem E-Bike zu tun?
  • Ein Kollege, der jeden Tag gut 15 Kilometer (einfach) zur Schule und später dann zurück radelt (alles nur mit Muskelkraft), fragte im (gefühlt) halben Kollegium herum, wem denn das „dicke E-Bike im Fahrradkeller“ gehöre, bis er endlich erfuhr, dass es meines ist.

Nachdem die erste Aufregung sich etwas gelegt hat, immerhin kam ich an den 25 ersten Schultagen des Schuljahres 24 Mal mit dem E-Bike zur Schule (einmal musste es zur ersten großen Überprüfung nach 400 gefahrenen Kilometern, das dauerte über Nacht), erwachte bei einigen Kollegen ein sehr positives Interesse. Plötzlich wurde ich zu Details befragt, dann ging es um meine Erfahrungen, allein der Anblick des Rads, das eben nicht aussieht wie „Modell Oma Jahrgang 1930“, verleitete eine Kollegin dazu, ihre bisherige Abneigung weitgehend abzulegen (sehr verständlich, denn auf so eine „Oma-Schaukel“ würde ich mich auch nicht freiwillig setzen).

Und dann fragte mich sogar der äußerst dynamische Sport-Kollege sehr interessiert nach meinen Erfahrungen, nach Anschaffungspreisen und dergleichen. Das fand ich sehr cool, denn viele zweifelnde Fragen deuteten auf einen (gefühlten) Widerspruch zwischen sportlicher Gesamterscheinung und der Benutzung eines E-Bikes hin. Dass nun der Sport-Kollege, an dessen Fitness überhaupt kein Zweifel bestehen kann, Interesse an dem E-Bike offenbart, zeigt mir, dass ich wohl unbeabsichtigt einige Denkprozesse im Kollegium ausgelöst habe.

Das finde ich gut, denn nach wie vor fahren unglaublich viele Menschen viel zu viele kurze Strecken unnötig mit dem Auto. Wie oft habe ich gesehen, dass Kollegen, die nur zwei oder drei Kilometer von der Schule entfernt wohnen, jeden Tag mit dem Auto anfahren. Im Winter, mit schwerem Gepäck (aber: Wann kommt das bei Lehrern dauerhaft vor?) oder bei wirklich schlechtem Wetter kann ich das ja als Ausnahme noch verstehen. Aber selbst zu Fuß sind zwei Kilometer doch in maximal zwanzig Minuten bequem zu schaffen. Mit dem Auto im morgendlichen Berufsverkehr wird die Strecke auch mindestens 10 Minuten benötigen. Und Spaß macht Stop-and-Go-Verkehr den wenigsten.

Vision

Mit meiner Frau habe ich mich in den vergangenen Monaten häufig über das Thema Mobilität ausgetauscht. Wir haben ein paar kleine Kopfrechnungen durchgeführt. Tatsächlich ist es mittlerweile unser erklärtes Ziel, nach dem Ableben unseres aktuellen Autos (Jahrgang 2010) kein neues mehr anzuschaffen. Dazu müsste das aktuelle Modell noch gut acht Jahre durchhalten, denn dann wäre selbst unser jüngstes Kind 14 Jahre alt – alt genug, um mit einem eigenen E-Bike komfortabel klarzukommen. Das würde uns Eltern von vielen Taxi-Diensten befreien, den Kindern ein gesundes Verhältnis zur Notwendigkeit mancher Fahrten verschaffen, viel Geld einsparen (dazu komme ich gleich noch) und die Umwelt schonen.

Auf das Auto sind wir im Moment nur für wenige konkrete Dinge angewiesen: Einkaufen, familiäre Besuche, Transporte schwerer Gegenstände und Fahrten zur Musikschule, zu weiter entfernten Proben/Konzerten etc. Alles weitere können wir schon jetzt mit den E-Bikes erledigen – unkompliziert und schnell. In Zukunft würden wir in den unumgänglichen Fällen ein Auto mieten, ansonsten könnten wir ohne Probleme komplett darauf verzichten.

Kostenfaktor Auto

Ich versprach, gleich noch einmal auf die Kosteneinsparung durch den Verzicht auf ein Auto zu sprechen zu kommen: Ein Auto ist sehr teuer, genau genommen verschlingt es Unmengen an Geld, doch diese muss ich ein wenig aufschlüsseln:

  • Anschaffungskosten: Unser Auto (Fiat Dobló) hat ziemlich genau 20.000 € gekostet. Bei einer zehnjährigen Nutzungszeit würde allein dies 2.000 € pro Jahr ausmachen, bei einer zwanzigjährigen immerhin noch 1.000 €.
  • Versicherung: Selbst mit allen möglichen Schadenfreiheitsrabatten kostet uns die Versicherung jedes Jahr etwa 280 €.
  • Steuer: 120 € pro Jahr.
  • Benzinkosten: Das hängt stark von der Fahrweise und dem Kilometeraufwand ab. Auf 100 Kilometer verbraucht der Fiat aktuell ca. 8,4 Liter Benzin (für einen Benziner gar nicht so schlecht, aber immerhin). Mittlerweile sind wir mit dem Auto 78.000 Kilometer gefahren. Das macht (780×8,4=) 6.552 Liter Benzin. Bei einem Literpreis von moderaten 1,20 € (und es waren ja auch schon deutlich mehr zwischenzeitlich) haben wir in den letzten sechs Jahren also 7.862,40 € für Benzin ausgegeben, pro Jahr also satte 1.310,4 €.
  • Reparaturen: Gut, die sind nie ganz kalkulierbar. Schätzungsweise nehmen sie aber mit Zunahme des Alters auch noch deutlich zu. Wenn man 400 € pro Jahr nur für Reparaturen ansetzt, ist man sicher recht moderat (wir hatten bislang schon deutlich mehr).
  • Wartungen und sonstiges: Die üblichen Kundendienste und Wartungen kosten ja auch Geld, selbst wenn gar nichts kaputt ist. Die TÜV-Plakette gibt’s nicht geschenkt. Unter 200 € pro Jahr kommt man einfach nicht weg.

So, ich zähle mal zusammen: Ich gehe von 20 Jahren Nutzung aus, das ist vielleicht etwas optimistisch, aber dann bekommt es eine ganz gute Langzeitperspektive:

20.000 € (Anschaffungskosten) + 5.600 € (Versicherung) + 2.400 € (Steuer) + 26.208 € (Benzinverbrauch) + 8.000 € (Reparaturen) + 4.000 € (Wartungen etc.)

Ergibt zusammen: 66.208 € – ein teurer Spaß. Und der Fiat Dobló gehört nun nicht gerade zu den prestigeträchtigen Fahrzeugen. Wäre das ein Audi oder Mercedes, dann müsste ich den Anschaffungspreis locker verdoppeln, wenn nicht gar verdreifachen.

Selbstverständlich kann es sein, dass bei einem teureren Auto die Reparaturkosten niedriger ausfallen. Dafür kostet die Wartung bei VW, Mercedes, Audi, BMW und anderen Marken deutlich mehr, wenn ich meinen Kollegen glaube (einer berichtete davon, dass auch beim Ölwechsel die Arbeitszeit in Meisterstunden berechnet würde – als ob je ein Meister in der Werkstatt noch das Öl wechseln würde…). Vermutlich gleicht sich das wieder aus – und auch 8.000 € Reparaturen gegen vielleicht nur 4.000 € aufzurechnen, wenn dafür der Anschaffungspreis des Autos um 15.000 oder 20.000 € höher liegt, erzeugt keine bessere Gesamtbilanz. Das Auto ist und bleibt ein wirklich sauteures Luxus-Vergnügen, dessen wahre Kosten nur selten auf den Tisch kommen, da sie sich meist über viele Jahre strecken und dadurch gut tarnen…

Die Vision wächst.

Letztlich ist unsere Vision doch gar nicht so klein, zumindest nicht hinsichtlich unserer eigenen Lebensgestaltung. Diese Vision umfasst eine Photovoltaik-Anlage auf unserem Hausdach. Wir benutzen zwar schon seit Jahren ausschließlich Energie von Naturstrom, der zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energiequellen stammt, doch durch die Photovoltaik treiben wir in unserem kleinen Rahmen die Dezentralisierung der Energieversorgung voran – das vermutlich wichtigste Element einer nachhaltigen Neuausrichtung dieser gesellschaftlichen Herausforderung. Noch dazu wäre dann nach einer vermutlich üppigen Anfangsinvestition ein Großteil der verbrauchten Energie ab diesem Zeitpunkt selbst erzeugt, wodurch die alltägliche finanzielle Belastung sinken würde. Auf Dauer sicher keine schlechte Entscheidung.

Angeblich soll zum Jahresende ein neuer Standard für Photovoltaik-Anlagen verabschiedet werden, der eine bessere Vergleichbarkeit zwischen den einzelnen Herstellern gewährleistet. Sobald sich da etwas Klarheit abzeichnet, wird unser Projekt Stück für Stück in die Wege geleitet und umgesetzt. Ich kann es kaum noch erwarten.

Gut, jetzt habe ich das Thema einigermaßen weit aufgerissen. Doch es ist mir wichtig, also schreibe ich darüber. Vielleicht bewege ich ja den einen oder anderen tatsächlich dazu, auch einmal etwas nachzudenken. Jede kleine Veränderung, die im Alltag Fuß fassen und sich in einer veränderten Gewohnheit niederlegen kann, hilft.