Eilmitteilungen aus der Hölle

Ich habe auf meinem iPhone mehrere Apps von Nachrichtenportalen, z.B. heute und Tagesschau. Üblicherweise mag ich es, wenn mir wichtige Neuigkeiten übermittelt werden, doch in den letzten Monaten ist mir ein unglaublich nerviger Trend aufgefallen: Mittlerweile werden auch für Dinge, die absolut nicht dringend/wichtig sind bzw. sein können, Push-Eilmitteilungen an alle Nutzer rausgehauen. In einer der letzten Nächte kam um 0:57 Uhr die Eilmitteilung, dass der Norweger Carlsen seinen Schachweltmeister-Titel verteidigt hätte. Schön für ihn, ich gönne ihm den Titel von Herzen – aber doch nicht nachts um eins!!!

Muss das wirklich nachts um 0:57 Uhr als Eilmeldung auf mein iPhone geschickt werden?
Muss das wirklich nachts um 0:57 Uhr als Eilmeldung auf mein iPhone geschickt werden?

Was qualifiziert diese Neuigkeit als Eilmitteilung, die sofort an alle Geräte raus muss? Ändert sich am Leben auch nur eines einzigen Benutzers der App etwas dadurch? In diesem Fall wage ich mal die kühne Behauptung: Nein. Somit halte ich fest, dass diese Meldung sich meines Ermessens nicht als Eilmeldung qualifiziert.

Und genau dieser Trend herrscht seit Monaten vor. Zeitweise hatte ich schon die beiden oben erwähnten Apps vom iPhone gelöscht, dann hat die SWR3-App nachgezogen und es ihnen gleichgetan. Und ich wette, die meisten anderen Apps in diesem Sektor werden da auch keinen echten Unterschied darstellen. Also habe ich die Apps wieder installiert. Seitdem bekomme ich die identischen Meldungen jetzt in dreifacher Ausfertigung… Lästig, lästig, lästig.

Maischerze ohne neue Ideen

Der Gipfel der Innovationskraft
Hmmmmm, Innovation in Reinform: Klopapier an Scheibenwischern.

Hier in Aalen gibt es eine – leider lange – Tradition der sog. „Maischerzer“, die es mit sich bringt, dass in der Nacht zum 1. Mai an Ampelanlagen die Druckflächen mit Ketchup beschmiert oder mit Rasierschaum Nachrichten auf Straßen geschrieben werden (letzteres hält sich je nach Pflegeprodukt bis zu sieben Monate, ich konnte den allmählichen Auflösungsprozess von meinem Schlafzimmer aus beobachten, immerhin war es ein großes Herz, deutlich besser als so ein geistloses „LOL“…)

Klopapier am Basketballkorb
Klopapier an meinem Basketballkorb: Und daheim ist jetzt wahrscheinlich keins mehr – dumm gelaufen!

Dieses Jahr war es dafür recht einfallslos, sogar so einfallslos, dass man es auch ganz hätte ausfallen lassen können: Türgriffe und Scheibenwischer bekamen Klopapier-Verzierungen, mein Basketballkorb auch. Gääääähhhhn.

Schnecke an unserem Haus
Diese Schnecke macht es richtig: Sie streckt sich nach dem Himmel.

Die Schnecke macht es übrigens richtig: Sie ignoriert diese Geist- und Einfallslosigkeit und streckt sich gen Himmel, indem sie sich unbeirrt an unserem blauen Haus in die Höhe arbeitet. Ein weit besserer Zeitvertreib als mit Klopapier herumzueumeln.

 

Donauwörth

Am vergangenen Wochenende weilte ich mitsamt Frau und Kindern in der Jugendherberge Donauwörth, wo ein großes Familientreffen stattfand. Grund dafür war der 60. Geburtstag meiner Tante. Da sich die Verwandtschaft untereinander gut versteht, wurde über die Dauer von zwei Tagen ordentlich viel geratscht und sich ausgetauscht. Wir als Musiker-Familie steuerten natürlich auch noch einen zu unserer Profession passenden Anteil bei.

Friedhofs-Präsentation

Ein Punkt, der einiges Schmunzeln und auch Augenverdrehen hervorrief, war eine via Beamer gezeigte Präsentation über den Ort, in dem mein Vater und seine fünf Schwestern einmal aufgewachsen waren. Es handelt sich um Göllheim in Rheinland-Pfalz. Der makabre Punkt war, dass die Präsentation nach einer kurzen Einleitung überwiegend Bilder von Grabsteinen beinhaltete.

Doch für mich, der ich dort zuletzt in meinen mittleren Teenager-Jahren zu Besuch war, enthielt die Präsentation sehr viele faszinierende Elemente – immerhin konnte ich an der einen oder anderen Stelle an meinen eigenen Erfahrungsschatz anknüpfen (und diesen somit erweitern). Gezeigt wurden unter anderem die Grabsteine des Pfarrers (Haus und Grundstück lagen in unmittelbarer Nähe zur örtlichen katholischen Kirche), des damaligen Grundschullehrers, einiger früherer Nachbarn und sonst für die Familie bedeutsamer Personen aus dem Ort.

Alles in allem ging die Präsentation etwa zwanzig Minuten lang, in der Zeit habe ich mehr über den Ort und die Familie gelernt als in den vergangenen fünf Jahren – und seit damals habe ich durch den Tod meines Vaters schon ein paar neue Informationen ausgegraben.

Laufen am Morgen

Jeder kennt das Phänomen, dass es auf solchen Familienfesten immer geradezu unglaubliche Mengen an leckeren Speisen, vor allem Kuchen und andere Leckereien, gibt. Ich habe mich zwar einigermaßen beherrscht, doch das eine oder andere Stück fand durch meinen Mund den Weg in die ewigen Jagdgründe, um es mal im Stil von Karl May auszudrücken. Um aber der völligen Verfettung entgegenzuwirken, hatte ich in weiser Voraussicht (etwas anderes hätte sicher keiner meiner treuen Leser von mir erwartet) meine Laufsachen eingepackt.

Und dann erfuhr ich, dass meine Cousine sich bereits bei der Herbergsleitung mit Informationen zu geeigneten Laufstrecken versorgt hatte. Nach einer kurzen Kontaktaufnahme stand fest, dass wir am nächsten Morgen eine ca. 15 Kilometer lange Runde in Angriff nehmen wollten – meine Frau schloss sich gleich dieser illustren Runde an. Da meine Tante selbst ebenfalls eine Lehrerin ist, hatte sie die Organisation des Tages nicht dem Zufall überlassen und den Beginn des Frühstücks auf die sportliche Zeit von 7:30 h angesetzt. Da man für 15 Kilometer nun einmal zwischen 80 und 90 Minuten benötigt, war somit auch der Startzeitpunkt auf 6:00 h festgelegt.

Also trafen wir uns am Samstag Morgen ungefähr zur vereinbarten Zeit im Foyer der Jugendherberge – und dann ging es auch schon los in die Dunkelheit. Und damit begann die zu Beginn etwas planlose Sucherei, denn die Straßenkarte war eher eine grobe schematische Darstellung denn ein geeignetes Medium, um daraus die genaue Route ableiten zu können. Zusätzlich lag ein dichter Nebel über der Landschaft, was die Orientierung zusätzlich erschwerte. Dennoch fanden wir nach ein paar Kilometern die richtige Abzweigung, danach lief es relativ geradlinig, sogar dem Ring-Kling-Tick meiner Frau konnten wir gemeinsam frönen, als wir alle drei am Wendepunkt an den Pfosten eines Verkehrsschildes klopften.

Irgendwann auf dem vom Gegenwind gekennzeichneten Rückweg entzog sich meine Frau unserem den kühlen Temperaturen geschuldeten Tempo-Diktat und scheuchte mich energisch davon. Durch einen cleveren Trick (der geneigte Leser erinnert sich hier vielleicht an die Geschichte vom Hasen und dem Igel: „Ich bin schon da!“) schaffte sie es dennoch, früher als wir beiden – von ihr als „langbeinige Fliegengewichte“ bezeichnet (siehe hier) – zurück zur Jugendherberge.

Ich bin schon da!
Wie sagte doch gleich der Igel zum Hasen: Ich bin schon da!

Und dennoch vereinbarten meine Cousine und ich einen erneuten Lauf für den Sonntag Morgen. Zum Glück wussten wir ja nun, wo der Weg entlang ging. Zusätzlich hatte mein Schwager aus Tübingen eine sensationell helle Stirnlampe vom Fahrradfahren dabei, die er mir auslieh – wow, damit durch ein paar Nebelschwaden zu laufen…: Man kommt sich dabei vor wie im „Millenium Falcon“, wenn dieser auf Überlichtgeschwindigkeit beschleunigt. Also hängten wir noch einige weitere Kilometer am Ende an – der lange Umweg vom Vortag war ja nun weggefallen. Das Tempo war richtig gut, auf die Gesamtstrecke von 15,6 Kilometer liefen wir im Schnitt mit 5:27 Minuten pro Kilometer (das sind etwas mehr als 11,5 km/h). Schick, da freut man sich gleich wieder auf das nächste Familientreffen!

Kalt, aber schön!
Niedrige Außentemperaturen, hohes Tempo!

Laufstatistik 2016:
– 32 Läufe
– Kilometer gesamt: 456,15
– Laufzeit: 42 Stunden 54 Minuten

 

Halbfertiges…

Ich gehöre ja eher zur Frühaufsteher-Fraktion, das liegt mir, ich habe keine Probleme damit. Auf die Weise kann ich mein Sportprogramm hinter mich bringen, bevor ich zur Schule aufbreche. Nur bringt es einen entscheidenden Nachteil mit sich: Ich bin abends unglaublich schnell platt. Ab 21:00 oder 21:30 h bin ich einfach zu nichts mehr zu gebrauchen.

Zweimal im Monat habe ich eine Big Band-Probe in Ellwangen, denn ich bin einer der Trompeter im Ellwangen Jazz Orchestra. Diese Probe geht immer bis 22:00 h. Dann muss noch ungefähr zehn Minuten lang der Raum in seinen Urzustand zurückversetzt werden, danach geht es mindestens 20 Minuten mit dem Auto nach Hause… Diese Abende sind rein von der Müdigkeit her betrachtet höchst unbefriedigend. Vor allem bin ich dann daheim wieder erstaunlich wach, weil ich mich so lange über meinen Punkt hinaus wachgehalten habe. Dumme Sache!

Aber zurück zum Thema: Abends pflegen wir die Kinder gegen 20:00 h in ihre Betten bzw. Zimmer zu stecken/schicken. Doch das dauert häufig satte 30 Minuten. Damit bleiben uns vor meinem vollendeten Abschlaffen nur noch etwa eine Stunde, vielleicht auch mal 90 Minuten, wenn es bei den Kindern wider Erwarten mal schnell ging. Einen richtigen Film, der auch diese Bezeichnung verdient, anzusehen, ist damit eine komplizierte Geschichte.

Und so haben meine Frau und ich vermutlich mehr Filme in Dritteln oder Hälften gesehen als alle anderen Menschen auf der Welt. Zum Glück merkt sich das Apple TV die Position. Sonst wäre das mühsam! Geht es noch jemandem in meiner riesigen Gefolgschaft so?

 

Der große „Bumms!“

Gestern war ein ereignisreicher Tag: Aufstehen um 5:00 h, 15 Kilometer auf dem Laufband, Duschen, Röntgen-Termin zur Tumor-Abklärung, endlich Frühstück (zum Röntgen musste ich „nüchtern“ erscheinen), Wände im Hausflur mit Streichputz versehen, Saugen und Wischen, Lampe und Spiegel wieder anbringen etc. etc. – der Tag war voll, richtig knüppelvoll.

Abends gab es zur Entspannung ein paar Folgen „The Big Bang Theory“, bei denen ich nach und nach in eine abgrundtiefe Müdigkeit hineinglitt. Gerade noch bekam ich die Kurve, schaffte es noch, meine Beißerchen zu schrubben und ins Bett zu entschwinden. Just als ich eingeschlafen war, tat es einen derben Schlag irgendwo in den Tiefen des Hauses, der mir durch Mark und Bein ging. Sofort war ich hellwach. Meine Frau, die bereits auf dem Sofa weggedämmert war (sie schafft es im Gegensatz zu mir während der Nacht dann doch immer noch ins Bett), ging deutlich hörbar nachsehen, also fühlte ich mich nicht zuständig. Aber wach war ich.

Ein paar Minuten später kam meine Frau ans Bett und legte sich auch hin. Dabei erfuhr ich, dass der mittags erst aufgehängte Spiegel wieder von der Wand gefallen sei. Seltsam, nach dem Aufhängen hatten wir extra daran gerüttelt und gezogen, da hatte sich absolut nichts gerührt. Der Spiegel an sich ist in Folge des Sturzes sogar heil geblieben, nur der Rahmen hat völlig den Geist aufgegeben.

Da hing er mal...
Hier hing er — zumindest für ein paar Stunden...

Aber: Nun waren wir beide wach. Eine Stunde später war ich immer noch wach. Völlig unnormal für mich, denn eigentlich schlafe ich schon, wenn ich nur das Kopfkissen berühre. Noch dazu nach einem Tag voller körperlicher Aktivitäten. Hier aber: Fehlanzeige. Mein Herzschlag war kräftig und rasch. Völlig behämmert, wie es da in meiner Brust pumpte. Mein Ruhepuls ist bei 50, oft drunter. Hier lag ich mit ca. 90 bpm im Bett.

Ich wälzte mich. Meine Frau wälzte sich. Ich wälzte mich, sie wälzte sich. So ging das mindestens noch eine halbe Stunde. Dann änderten wir das. Auf angenehme Weise. Danach konnte ich immerhin etwas besser schlafen. Gerädert war ich trotzdem am heutigen Morgen. Immerhin werde ich heute Nacht sicher schnell und tief schlafen.

 

Der „Alte-Damen-Erschrecker“

Gestern Abend lief ich ca. fünf oder sechs Minuten hinter einer mir nicht bekannten älteren Dame mit schlohweißem Haar her, die rein zufällig genau in die gleiche Richtung ging wie ich. Es war dunkel, neblig und kalt, ich war schwarz angezogen, trug meine schwarze Winterjacke und mein ebenfalls schwarzes Trompeten-Gigbag (das zugegebenermaßen wie ein mittelschweres Kanonenrohr aussieht).

Mir selbst fiel sofort die makabre Situation auf, denn die Frau musste sich von mir quasi auf Schritt und Tritt verfolgt fühlen. Ich bemühte mich, so unaufdringlich wie möglich zu laufen, doch im Verlauf der paar Minuten drehte sie sich auffällig oft und mit eindeutig steigender Frequenz mit leicht nervösem Blick in meine Richtung um. Ich war — wie schon im letzten Blog-Eintrag verkündet — nicht in der Lage, ihr auf stimmlichem Weg mitzuteilen, dass ich nur zufällig in die gleiche Richtung wolle. Also beschränkte ich mich darauf, möglichst die gegenüberliegende Straßenseite zu benutzen, gelegentlich klar vernehmbare Geräusche zu machen und ein bisschen langsamer als sie zu gehen.

Trotzdem muss die arme Dame eine wahre Welle der Erleichterung verspürt haben, als ich nach Erreichen der anvisierten Straßenkreuzung in eine andere Richtung abbog. Puh!