In den letzten Wochen war es hier im Blog sehr still, der letzte Eintrag liegt fast einen Monat zurück. Die Gründe sind simpel: Wenn ich Lust zum Schreiben hatte, fehlte es an Zeit, Wachheit oder einer zündenden Idee – wenn ich dann aber eine zündende Idee hatte, fehlte es an der Zeit, sie auszuarbeiten. Die Situation wurde auch dadurch nicht verbessert, dass in den letzten Wochen arbeitstechnisch nicht gerade wenig los war – womöglich kann ich in den Osterferien, die in knapp zwei Wochen anstehen, wieder ein paar gute (soll heißen: mehr als nur in fünf Minuten hingeworfene) Beiträge veröffentlichen.
Zum heutigen Thema: Ich treibe viel Sport, einerseits zur Erhaltung der Gesundheit im Allgemeinen, andererseits zur Gewichtskontrolle, denn ich gebe es offen zu: Ohne Süßigkeiten und Knabberkram fehlt mir ein großes Stück Lebensqualität. Basta. Seitdem ich vor mittlerweile etwa sieben Jahren 25-30 Kilo abgenommen habe, halte ich mein Gewicht im Großen und Ganzen, es schwankt lediglich um ca. drei bis fünf Kilo. Da ich damit nur zwischen dem unteren Rand des empfohlenen Gewichtsbereichs und dem Normalgewicht changiere, bereitet mir das keine Sorgen.
Seit einigen Monaten benutze ich auf der Apple Watch und dem iPhone die App AutoSleep (ich berichtete), die ihren Namen der Tatsache verdankt, dass sie automatisch (und das äußerst zuverlässig) erkennt, wenn ich einschlafe. Während des Schlafs werden die körperliche (Un)Ruhe und die Herzfrequenz protokolliert. Der Automatismus ist die große Stärke, denn ich würde es unter Garantie an den meisten Abenden vor lauter Müdigkeit vergessen, eine Protokollierung meines Schlafverhaltens manuell zu aktivieren – damit wäre das dann auch sinnlos. AutoSleep funktioniert aber wirklich gut, bis auf eine Nacht, in der die Apple Watch auf dem Ladegerät blieb, weil ich so tief und fest einschlief, dass ich nicht mehr vom Sofa hochkam, habe ich alle Nächte aufgezeichnet.
Und dabei ist mir eine interessante Sache aufgefallen, die zwar wenig erstaunlich, in ihrer Deutlichkeit aber höchst beeindruckend ist: Wenn ich mir abends auf dem Sofa viel Knabber- und Süßkram einverleibe, steigt mein Puls über Nacht (und auch den folgenden Tag) dauerhaft an. Das sollte grundsätzlich niemanden überraschen, die direkte und quasi sofort nachweisbare Auswirkung ist aber ein wirklicher „Augenöffner“.
In der Fastenzeit verzichte ich normalerweise unter der Woche auf Süßigkeiten und Knabberkram, nur am Wochenende ist so etwas erlaubt. Dieses Jahr hat das überhaupt nicht funktioniert, da ich direkt vor Beginn der Fastenzeit einen widerlichen grippalen Infekt durchleben musste, der mir im Abklingen für mindestens drei Tage ganz unangenehme Geschmacksverirrungen bescherte: Nichts von meinen vorher so lieben Geschmäckern wollte mir noch taugen. Als es dann endlich wieder schmeckte, waren weder mein Körper noch mein Geist bereit, sofort den Verzicht anzutreten – unfreiwillig hatte ich ja gerade erst eine gute Woche Verzicht hinter mir.
Also fraß ich die folgenden Tage wie ein Scheunendrescher. Vermutlich war das tiefenpsychologisch eine Kompensation für die Tage des Elends zuvor, auf jeden Fall stellte ich mir schon zu Beginn der abendlichen Abschlaff-Phase nicht nur eine Kleinigkeit auf die Sofa-Lehne (was mich zwingt, jedes Mal aufzustehen, um Nachschub zu holen, bei zunehmender Müdigkeit bleibt das dann einfach aus – eine fast schon als „genial“ zu bezeichnende Strategie der Selbstkasteiung…). Nein, nun stellte ich mir gleich drei oder vier Sachen hin – am besten in der kompletten Packung, nicht nur eine kleine Portion in einem Schälchen…
Ein paar Tage später registrierte ich, dass mein Ruhepuls in der Nacht erhöht war. Üblicherweise liegt mein Pulsdurchschnitt während des Schlafens bei 43-48 Schlägen pro Minute, Tiefstwerte sind 37-39, Höchstwerte um die 50-55. Nach dem mehrtägigen Kompensationsfressen war der Ruhepuls im Mittel auf über 50 gestiegen, die Höchstwerte lagen über 60. Nach weiteren Tagen kletterte das Mittel sogar auf über 55. Zehn Schläge mehr in jeder einzelnen Minute, das gab mir zu denken.
Also startete ich ein Experiment: Letzte Woche verzichtete ich von Montag bis Freitag komplett auf alles Süße und allen Knabberkram. Und wie erwartet sank die durchschnittliche Herzfrequenz wieder ab. Noch nicht ganz auf Normalniveau, aber fünf Tage können nun einmal keine zwei bis drei Wochen Dauerfressen kompensieren…1

Dargestellt sind die Daten für März 2018: Die ersten vier Tage gehörten noch zur Kategorie „gnadenlose Fresstage“, also wirklich ohne jegliche Rücksicht auf Verluste. Ab dem 5.3. gab es keine Süßigkeiten und keinen Süßkram mehr, also beginnt der Ruhepuls mit seinem Sinkflug über die folgenden Tage. Der Restzucker musste wohl erst einmal metabolisch verwertet und abgebaut werden, sodass es nicht sofort einen deutlicheren Rückgang zu verzeichnen gibt, bis zum Freitag sank die durchschnittliche Herzfrequenz aber doch um beachtliche acht Schläge pro Minute.
Der Samstag (10.3.) war ein echter Horror-Tag, an dem ich von 8:00 bis 21:30 h in der Schule war: Erst „Tag der offenen Tür“, später noch ein Benefiz-Konzert, um Gelder für Südafrika zu sammeln. Als ich damit fertig war, musste eine ganze Packung Schokokekse dran glauben. Und weil ich schon dabei war, habe ich die letzten Tage gleich weiter gemampft! Damit erklärt sich auch der erneute Anstieg des Ruhepulses. Hach!
Somit ist es klar zu erkennen, wie stark und direkt der Konsum von Süßkram in den Metabolismus des Körpers eingreift. Was ich noch nicht getestet habe:
- Kommt es zum gleichen Effekt, wenn ich zum Beispiel mittags etwas Süßes zu mir nehme, abends aber nicht?
- Tritt der gleiche Effekt auch ein, wenn ich abends nur Knabberkram wie geröstete und gesalzene Erdnüsse verzehre? (Ist also Salz genauso „wirksam“ wie Zucker?)
Das werde ich in den kommenden Wochen erkunden. Hat sonst noch jemand solche Erfahrungen gemacht?
- Das ist wie der Beginn einer Diät, bei der man einen Tag lang „heldenhaft“ durchhält, um am nächsten Morgen enttäuscht festzustellen, dass von den drei Kilo zu viel noch immer 2,99 Kilo übrig sind, obwohl man sich doch „so bemüht“ hatte. ↩