Gelesen: „Der Turm“ und „Wind“ von Stephen King

Der „Nachzügler“-Roman zum „Dunklen Turm“-Zyklus – zuerst hegte ich Zweifel, dann gab ich mich dem Genuss hin...
Der „Nachzügler“-Roman zum „Dunklen Turm“-Zyklus – zuerst hegte ich Zweifel, dann gab ich mich dem Genuss hin…

Nun ist es vollbracht: Vor ein paar Minuten habe ich mit „Wind“ den nach Abschluss der gesamten Romanreihe noch hinzugefügten Teil – und somit den gesamten Zyklus – gelesen. Was sich im ersten Band aufgrund der kargen Sprache (und der Tatsache, dass die erste Hälfte des Bandes in umgekehrter chronologischer Reihenfolge erzählt wird) noch komisch anfühlte, wuchs bereits im zweiten Band zu einem höchst spannenden Trip in eine phantastische Welt, die an etlichen Punkten immer wieder eng mit der unseren verbunden ist. Spätestens ab dem fünften Band war es ein dermaßen furioser Ritt, dass ich die letzten vier Bücher binnen kurzer Zeit verschlungen habe.

Vor ein paar Tagen habe ich mit „Der Turm“ das eigentliche Ende des siebenbändigen Zyklus abgeschlossen, musste aber sofort und ohne jede Verzögerung in den Nachzügler-Band eintauchen, der zwischen die Bände vier („Glas“) und fünf („Wolfsmond“) gehört.

Zuerst hatte ich ein etwas eigenartiges Gefühl, denn nach Abschluss der gesamten Reihe noch einmal in die Mitte zurückzuspringen – kann das klappen? Nun ja, ich zweifelte nicht lange, denn „Wind“ ist einfach gut geschrieben, binnen Minuten steckt man wieder in der alten Handlung drin – danach schweift der Roman ohnehin ab und taucht in eine gänzlich neue Welt ein: Roland erzählt von einem Abenteuer in seiner Jugend, in das wiederum eine Erzählung eingebunden ist, die er von seiner Mutter vorgelesen bekommen hatte. Also eine Geschichte in einer Geschichte (und das in einer Geschichte) – klingt nach viel Meta-Ebene, ist aber als Lese-Erlebnis sehr unterhaltsam und ergänzt tatsächlich den Zyklus um die eine oder andere faszinierende Facette.

Mehr zum Inhalt schreibe ich nicht, denn ich möchte nichts spoilern. Insgesamt aber kann ich nun feststellen, dass es sich bei diesem Romanzyklus um ein fantastisches Epos handelt, das, wie Stephen King selbst im Vorwort schreibt, eine Mischung aus diversen Italo-Western von Sergio Leone und Tolkiens „Herr der Ringe“ darstellt. Und doch wächst die Geschichte weit über beide Vorlagen hinaus, gerade durch die Verknüpfung vieler Welten, deren Schicksal vom Wohl und Wehe des Dunklen Turms abhängt.

Das zentrale Zitat von Jake Chambers.
Das zentrale Zitat von Jake Chambers.

Alle mir bekannten King-Romane zeichnen sich durch Querverbindungen aus, die für Kenner der Materie in zunehmendem Maße zu Tage treten. Wer sich für diese Fülle von kleineren oder größeren Hinweise oder Bezüge interessiert, dem sei das King-Wiki (hier) wärmstens empfohlen. Allerdings ist das Lesen der Artikel stets mit dem Risiko verbunden, den Inhalt bereits verraten zu bekommen, weshalb ich mir die Hinweise immer erst nach dem Abschluss eines Romans zu Gemüte führe. Etliche habe ich selbst auch entdeckt, aber den einen oder anderen Querverweis hätte ich sonst nie erkannt.

Als schlauer Fuchs hat Stephen King selbst kurz vor Abschluss des siebten Bands auf einen anderen Roman verwiesen, in dem es – seiner eigenen Angabe nach – wohl nur so von Bezügen zum „Dunklen Turm“ wimmeln soll: „Schlaflos“.

Angeblich beziehen sich weite Teile des Romans auf den „Dunklen Turm“-Zyklus – also muss ich ihn wohl lesen...
Angeblich beziehen sich weite Teile des Romans auf den „Dunklen Turm“-Zyklus – also muss ich ihn wohl lesen…

Und somit ist natürlich auch klar, welches King-Buch als nächstes gelesen wird. Davor schiebe ich aber – variatio delectat – erst einmal (mindestens) ein Buch eines anderen Autors ein, vielleicht einen der frühen John Scalzi-Romane. „Der wilde Planet“ und „Androiden-Träume“ liegen noch ungelesen im iPad – einer der beiden wird‘s dann wohl werden.

Gehört: „Sleeping Beauties“ von Stephen King

Ein überraschend erfrischender Roman, der so manchem „Prachtmann“ einen Spiegel vorhält...
Ein überraschend erfrischender Roman, der so manchem „Prachtmann“ einen Spiegel vorhält…

Der „Stephen King“-Stil

Stephen King ist (neben John Scalzi) der Autor, den ich in den letzten Jahren am meisten gelesen habe. Hin und wieder gibt es eine Phase, in der mir seine etwas weitschweifigen Erläuterungen ein bisschen zu viel sind, meistens aber ist sein Stil ganz genau „mein Ding“. Er etabliert binnen kurzer Zeit eine starke Vertrautheit mit den Figuren seiner Romane und lässt die Geschichte dann in ruhigem Erzähltempo „einfach laufen“ – was nicht heißt, dass es nicht von Zeit zu Zeit auch einmal heftig zur Sache geht und das Tempo massiv angezogen wird.

Ich kenne einige Leser, die mit dieser sehr ausführlichen, im bereits erwähnten „lockeren Gesprächstempo“ gehaltenen Art des Autors einfach nicht gut zurechtkommen: Das Lesen eines King-Romans ist ihnen zu ausführlich, zu lang(wierig) und vielleicht auch zu umständlich, bis sich der Höhepunkt dann endlich mal aus dem Wust an einzelnen Erzähl-Fäden herauskristallisiert. Verstehe ich, gelegentlich geht’s mir ja ebenso, doch mir gefällt’s nun einmal fast immer.

Roman + Hörbuch = doppelter Genuss

Ich lese fast ausnahmslos erst das Buch, danach gönne ich mir das Hörbuch, was bei den langen Romanen durchaus mal 40-50 Stunden umfassen kann („Es“ ist beispielsweise etwas mehr als 51 Stunden lang). Doch gerade das Anhören, nachdem man den Roman schon gelesen hat, ist eine sehr vertiefende Angelegenheit, die für mich oft erst noch eine Qualitätsebene draufpackt: Immerhin kenne ich den Ausgang und die Figuren schon, beim Hördurchgang kann ich also auf die ganzen Feinheiten achten, die mir beim ersten Lesen eventuell „durchgeschlüpft“ sind.

Im Falle des „Dunklen Turms“, einer insgesamt auf acht teils sehr umfangreiche Romane verteilten Geschichte, waren die wiederholten Hörbuch-Repetitionen äußerst hilfreich, um die unzähligen kleinen Verknüpfungen zwischen den einzelnen Teilen, aber auch etlichen anderen King-Romanen immer wieder aufgezeigt zu bekommen. So entsteht eine noch intensivere Dynamik, die gesamte Stimmung ist dichter gepackt, die Charaktere werden noch lebendiger und ihre Motive ziehen mich tiefer und tiefer in die Geschichte hinein. Aktuell bin ich zu zwei Dritteln mit dem siebten (und die Handlung eigentlich abschließenden) Band fertig, das Hörbuch liegt bereit, ebenso wie der wesentlich später ergänzte achte Band („Wind“), der allerdings zwischen den anderen Teilen angesiedelt ist und nur noch einzelne kleinere Lücken schließen soll.

Nur Hörbuch – selten, aber auch gut

Selten kommt es auch vor, dass ich statt des Lesens gleich zum Hörbuch vorstoße, meistens liegt das am Preis – jaaaa, das Schwabentum hat mich gepackt, ich gestehe es! Aber den Roman für zehn oder zwölf Euro zu kaufen, wenn ich das Hörbuch für 13 oder 14 Euro haben kann, gelegentlich ist das Hörbuch sogar günstiger als das „normale Buch“ (bei mir ja ohnehin immer in der digitalen Version bei iBooks) – in diesem Fall spare ich mir manchmal den Umweg über die Lese-Variante. Ganz besonders gilt das für die Hörbücher, die vordringlich zum Laufen gedacht sind, denn da brauche ich häufig neues Futter. Zwar höre ich auch alte Hörbücher immer wieder mal an – alle fünf Teile von John Scalzis „Krieg der Klone“ habe ich mindestens schon dreimal angehört (aber auch vorher gelesen) – aber „variatio delectat“, Abwechslung erfreut.

„Sleeping Beauties“

Einer der jüngeren King-Romane ist „Sleeping Beauties“, genau genommen ist es ein „doppelter“ King-Roman, denn Stephen King hat ihn gemeinsam mit seinem Sohn Owen (King) geschrieben. Schon sehr bald nach dem Erscheinen gab es auch eine Hörbuch-Fassung, die von David Nathan, einem der besten King-Leser aller Zeiten, vorgetragen wird und – Achtung: Schwabe am Werk! – „preislich attraktiv“ war, also griff ich zu. Über die folgenden Wochen hörte ich bei meinen morgendlichen Läufen (und in zunehmendem Maße auch in der übrigen Zeit) eine faszinierende Geschichte, die sich über fast 28 Stunden durch meine Ohren in mir ausbreitete.

Ich will auf keinen Fall etwas spoilern, doch muss ich von einer Sache berichten, dazu komme ich nach dem „Klappentext“ des Buchs (von Amazon):

Die Welt sieht sich einem faszinierenden Phänomen gegenüber: Sobald Frauen einschlafen, umhüllt sie am ganzen Körper ein spinnwebartiger Kokon. Wenn man sie weckt oder das unheimliche Gewebe entfernen will, werden sie zu barbarischen Bestien. Sind sie im Schlaf an einem schöneren Ort? Die zurückgebliebenen Männer überlassen sich zunehmend ihren primitiven Instinkten. Eine Frau allerdings, die mysteriöse Evie, scheint gegenüber der Pandemie immun zu sein. Ist sie eine genetische Anomalie, die sich zu Versuchszwecken eignet? Oder ist sie ein Dämon, den man vernichten muss? Schauplatz und Brennpunkt ist ein kleines Städtchen in den Appalachen, wo ein Frauengefängnis den größten Arbeitgeber stellt…

Die „bösen“ Männer…

Wie sowohl Titel als auch Klappentext schon andeuten, haben es die Männer in dieser Geschichte nicht einfach, denn nicht selten stehen sie als die Bösewichte dar, das reicht von „Mansplaining“ über typisch dominierendes Verhalten in diversen gesellschaftlichen Alltagssituationen bis hin zum Ausüben von physischer (und im Extremfall sexueller) Gewalt gegenüber Frauen. Beim Hören dachte ich mir immer wieder: Interessant, dass das Buch gerade von zwei Männern geschrieben wurde…

Der Teufel steckt oft auch im Detail, denn so manches im Roman beschriebene (und sicher auch im Alltag permanent auftretende) Verhalten, das sicher nicht „böse“ gemeint ist, kann aber als typisch männlich dominantes Verhalten klassifiziert werden, das die eine oder mehrere andere (oder alle anderen) Frauen in eine vergleichsweise benachteiligte Position zwingt. Hin und wieder fühlte ich mich beim Anhören genötigt, mir an die eigene Nase zu fassen, so erkannte ich eigene unreflektierte Verhaltensweisen, die mir Tag für Tag völlig selbstverständlich „von der Hand gehen“. Das kam in dieser Häufigkeit und Deutlichkeit noch bei keinem anderen Roman vor – Hut ab!

Fazit

Das war für die männlichen Leser jetzt vielleicht ein bisschen viel, dennoch: Der Roman ist spannend und höchst faszinierend, ich habe ihn beim Hören genossen und im Anschluss meiner Frau empfohlen, die ihn sich auch angehört und ebenfalls für gut befunden hat. Wer also Interesse daran hat, mal einen „etwas anderen“ King-Roman zu lesen/hören, ist hier sicher an der richtigen Adresse. Das Hörbuch kostet bei iTunes nicht viel (ich glaube, es waren ca. 15 Euro), daher kann ich das nicht zuletzt wegen des genialen David Nathan wärmstens empfehlen.

Ein Fest für Nerds

Von Zeit zu Zeit geschehen noch kleinere Wunder, über die sich ganze Legionen von Nerds bis zur absoluten Ekstase freuen. Heute war ein solcher Tag, denn völlig aus dem Blauen heraus wurden Scharen von Fans des Star Trek-Universums beglückt, als Patrick Stewart, besser bekannt als Captain Jean-Luc Picard vom Raumschiff Enterprise aus der Serie „Star Trek – The Next Generation“, eine komplett neue Star Trek-Serie um seinen Charakter ankündigte.

Eine monumentale Ankündigung, die (nicht nur) bei mir für Begeisterung sorgte!
Eine monumentale Ankündigung, die (nicht nur) bei mir für Begeisterung sorgte!

Da ich mit dieser Serie aufgewachsen bin, alle Folgen erst live im TV gesehen, später mit viel Mühe auf VHS aufgenommen, noch später am Rechner aufgenommen, erst vor zwei oder drei Jahren dann (aus Bequemlichkeit) als Komplettset auf DVD gekauft habe, bin ich geradezu „aus dem Häuschen“. Ich kann es kaum erwarten, bis ich die Serie hier angucken kann.

Einzig die Wartezeiten zwischen den Episoden werden unerträglich, daher schätze ich einfach mal, dass ich warte, bis die erste Staffel fertig ist, dann kann ich mir die kaufen und in einem großen Zug durchgucken.

So, nun lehne ich mich zurück und lasse mich genüsslich von der Spannung zerreißen…

Gelesen: „Wolfsmond“ und „Susannah“ von Stephen King

In den letzten Wochen habe ich etliche hundert Seiten der Dunkler Turm-Reihe verschlungen, angefangen mit „Wolfsmond“, dem fünften Teil, der dann nahtlos in „Susannah“ fortgesetzt wurde.

Wolfsmond

Das Titelbild passt ausnehmend gut, denn in diesem Roman wird viel geschossen – er ist extrem spannend, kurzweilig und doch eine perfekte Fortsetzung der Saga.
Das Titelbild passt ausnehmend gut, denn in diesem Roman wird viel geschossen – er ist extrem spannend, kurzweilig und doch eine perfekte Fortsetzung der Saga.

Der fünfte Teil der insgesamt achtteiligen Reihe ist eine ganz klare Hommage an den Western-Klassiker „Die glorreichen Sieben“ von 1960 bzw. dessen japanisches Vorbild „Die sieben Samurai“ von 1954. Da aber die Charaktere und die gesamte sie umgebende Welt schon über vier teils wirklich lange Romane vorbereitet wurden, erreicht die Geschichte trotz aller Action eine spürbare Tiefe, die – zumindest ging es mir so – den Leser vollständig einsaugt und nicht mehr hergibt.

Ohne die viele Vorarbeit der Vorgängerromane wäre der Spannungsfaktor sicher geringer ausgefallen, dennoch ist der Band meiner Einschätzung nach der bislang spannendste und kurzweiligste der gesamten Reihe. Kaum hatte ich ihn durchgelesen, musste ich noch einmal das Hörbuch bei meinen morgendlichen Läufen genießen – während ich mich durch das Buch arbeitete, hatte ich in den vergangenen Wochen die vier ersten Teile schon durchgehört, was die unzähligen kleinen Verknüpfungen innerhalb der Buchreihe wie auch zu etlichen anderen Romanen von Stephen King in meiner Wahrnehmung intensivierte.

Susannah

Die nahtlose Fortsetzung des Vorgängers, auch spannend, aber etwas humorvoller...
Die nahtlose Fortsetzung des Vorgängers, auch spannend, aber etwas humorvoller…

Während ich also das Hörbuch des fünften Teils genoss, las ich schon im sechsten Teil weiter. Heute früh habe ich ihn abgeschlossen und mich voller Interesse in den siebten Teil („Der Turm“) gestürzt. Der achte Teil kam einige Jahre später hinzu und füllt wohl nur noch ein paar Handlungslücken auf, sodass die eigentliche Serie schon nach dem siebten Teil beendet sein wird. Die Spannung steigt also.

Zurück zum sechsten Teil: Was mir an diesem Roman besonders imponiert hat, war die Tatsache, dass Stephen King sich hier ziemlich selbstironisch mit hineingeschrieben hat: Die Hauptfiguren Roland und Eddie besuchen ihn zu Hause und verpflichten ihn dazu, endlich seine Romanreihe weiterzuschreiben und zum Abschluss zu bringen… Einerseits liest man diese Passage mit einer gehörigen Portion Ungläubigkeit – Wie kann ein Autor so dreist sein, seine Hauptcharaktere bei sich zu Hause vorbeikommen zu lassen? –, andererseits spürt man das Augenzwinkern des Schreibers quasi permanent zwischen den Zeilen durchblitzen.

Heute früh habe ich mit dem Hörbuch des sechsten Teils angefangen, parallel lese ich – wie schon geschrieben – den siebten Teil. Danach wird mit Sicherheit gleich der achte folgen, denn diese Buchreihe, die in so karger, beinahe „vertrockneter“ Stimmung beginnt (im ersten Band „Schwarz“), baut sich derart wortgewaltig auf, dass vor allem die Hörbücher noch häufig durch meine AirPods laufen werden.

Bin ich damit durch, muss erst einmal wieder eine kurze Pause für Stephen King-Romane her, dann gibt‘s ein oder zwei der noch nicht genossenen John Scalzi-Bücher. Hach! Das Lesefutter geht einem ja zum Glück nie aus…

„Zählt Rechtschreibung?“

Zählt Rechtschreibung? – Ja, ganz eindeutig!
Zählt Rechtschreibung? – Ja, ganz eindeutig!

Das Schuljahresende naht, also müssen hier und da noch ein paar Tests geschrieben werden, das ist weder überraschend noch eine müde Erwähnung wert. Wohl aber, dass ich derzeit bei jedem einzelnen Test von mindestens einem, meist mehreren Schülern (jeglichen Geschlechts) gefragt werde, ob die Rechtschreibung denn zähle?

Korrekte Rechtschreibung einzufordern ist keine Erbsenzählerei – es ist eine Schlüsselqualifikation!
Korrekte Rechtschreibung einzufordern ist keine Erbsenzählerei – es ist eine Schlüsselqualifikation!

Gestern und heute habe ich jeweils einen Test schreiben lassen, in beiden wurde mir die Frage gleich von mehreren Schülern gestellt. Mich verwundert dabei vor allem, dass es offensichtlich eine Art „Zwei Klassen-Rechtschreibung“ im Kopf der Schüler gibt: Sagt der Lehrer, dass die Rechtschreibung „nicht zählt“, dann wird ein (fast) beliebiger Buchstabenkauderwelsch formuliert, Hauptsache der Lehrer bekommt irgendwie heraus, was es heißen soll. Gibt der Lehrer jedoch an, dass ihm die Rechtschreibung wichtig ist (in diese Kategorie zähle ich mich durchaus), dann fühlen sich die fragenden Schüler offensichtlich „genötigt“, im Gehirn die automatische Rechtschreibkontrolle zu aktivieren. Was für ein Glück, dass sie dafür kein Geld von mir verlangen!

„tagtstrich“ oder „Taktstrich“ – das ist hier die Frage!
„tagtstrich“ oder „Taktstrich“ – das ist hier die Frage!

So, Sarkasmus beiseite! Tatsächlich finde ich es grundsätzlich nicht schlau, innerlich überhaupt in Kategorien wie „Jetzt muss ich aber auf meine Rechtschreibung achten!“ oder „Ach, hier ist es egal, wie ich schreibe!“ zu denken. Die Wahrscheinlichkeit, einige Fehler dauerhaft zu behalten, ist einfach zu groß. Noch dazu funktioniert unser Gehirn auch nicht so, dass es zwei getrennte Rechtschreibungsdatenbanken anlegt. Gewöhnt man sich einmal an, die Rechtschreibung als bloße Option und nicht als unabdingbare Voraussetzung anzusehen, wird sie sich nicht verbessern.

Grammatik, Zeiten, alles dringend benötigte Werkzeuge zur kompetenten Kommunikation...
Grammatik, Zeiten, alles dringend benötigte Werkzeuge zur kompetenten Kommunikation…

Die vier Beispiele oben sind alle aus von mir eigenhändig in den letzten sechs Jahren korrigierten Tests entnommen. Ich stelle mir gelegentlich vor, in einem Personalbüro zu arbeiten und Bewerbungen mit derlei offensichtlichen Schwächen vor mir auf dem Schreibtisch liegen zu haben. Im überwiegenden Teil der Fälle würde ich diese Bewerbungen sofort aussortieren und mir nur den Rest angucken. Nun bin ich kein „Personaler“, solche Entscheidungen muss ich – zum Glück – nicht treffen. Aber ich kann mir gut vorstellen, wie gründlich eine grauselige Orthographie den ersten Eindruck „versauen“ kann. Daher antworte ich auf die Frage, „ob Rechtschreibung zählt“, immer mit „Ja, natürlich!“

Noch eine letzte Stilblüte...
Noch eine letzte Stilblüte…

Song des Tages (389) – 2018-06-02

Ein Jahr lang habe ich jeden Tag einen Song als den „Song des Tages“ empfohlen, nun bin ich schon in der zweiten Runde und habe das Intervall etwas gelockert: Statt „jeden Tag“ gibt es nun „hin und wieder“ einen Song des Tages an dieser Stelle.

Heute heiratet eine Musik-Kollegin aus meiner Schule. Bei der Hochzeit wird es natürlich auch ein Ständchen mit umgedichtetem Text geben (hat denn jemals jemand eine Hochzeit ohne umgedichtete Lieder erlebt?). Das umgedichtete Lied basiert auf Neil Youngs Song „Heart of Gold“. Da ich ihn vorher nicht kannte, musste ich ihn mir einige Male anhören, dabei entdeckte ich, dass er mir gefiel – und schon war er der heutige Song des Tages:

Diese Live-Version ist sehr charmant, weil Neil Young am Anfang selbst noch mit seiner Mundharmonika-Technik kämpft. Als routinierter Bühnenmensch überspielt er das perfekt und erzeugt sogar den einen oder anderen Lacher, auf jeden Fall ist es eine sehens- und hörenswerte Performance.

Alle Songs in meiner freigegebenen Apple Music-Playlist.

Vom fehlenden E-Bike, einem Ersatz-MTB und der Apple Watch

Es sind Pfingstferien, gerade noch zumindest. Und doch habe ich seit mehr als drei Wochen kein E-Bike mehr zur Verfügung. So lange ist es schon in der Reparatur. Am 10. Mai fuhr ich in die Stadt, um für den Folgetag etwas zu organisieren, dabei setzte plötzlich der Antrieb aus. Binnen weniger Minuten des Akku-An- und Absteckens, Display-An- und Absteckens, etlicher Start-Versuche und unzähligen (stillen) Flüchen war klar: Da geht nichts mehr.

Also brachte ich am 11. Mai das E-Bike, mein geliebtes Hercules Jarvis, zum Service, nannte die im Display angezeigten Fehlercodes und hoffte, da das eigentlich benötigte Ersatzteil im Laden vorrätig war, auf eine zügige Reparatur. Nach ein paar Tagen rief ich dann interessehalber im Laden an, nur um zu erfahren: Das Ersatzteil hat nicht funktioniert, ein Ersatz für den Ersatz ist unterwegs. Okay. Noch ein paar Tage warten.

Dann wieder: Anruf. Auch dieses Ersatzteil funktioniert nicht. Eine Chance gibt es noch, aber der Techniker muss mit Hercules telefonieren. Vermutlich muss das Rad eingeschickt werden. Seitdem habe ich keine Neuigkeiten mehr gehört. Aber ich wollte auch nicht die gesamten Ferien ohne mobilen Untersatz verbringen. Also wagte ich einen kurzen Blick aufs Konto: Alles klar! Dann ab zum Decathlon, wo ich für 300 € ein Mountainbike – ohne Motor – erstand.

Keine Schutzbleche, kein Ständer, kein Licht, aber für knapp unter 300 € doch ein fahrbarer Untersatz.
Keine Schutzbleche, kein Ständer, kein Licht, aber für knapp unter 300 € doch ein fahrbarer Untersatz.

Das Rad ist natürlich nicht mit dem E-Bike für 2.500 € vergleichbar, aber es ist deutlich leichter (das spürt man sofort) und bringt mich beim Einsatz meiner Muskelkraft von A nach B. Da es keine Unterstützung gibt, habe ich das Mountainbike gleich als zusätzliches Sportgerät für mich entdeckt und in der vergangenen Woche mehr oder weniger täglich eine kurze Tour mit ordentlich Höhenmetern und Anstrengung unternommen. Das macht Spaß.

Dabei habe ich dann gleich noch etwas ausprobiert: Ich habe das iPhone zuhause gelassen, mir aber die AirPods in die Ohren gestopft und die Musik direkt von der Apple Watch laufen lassen, während ich das Fahrrad-Training absolvierte.

Alle Daten vorhanden, auch ohne gekoppeltes iPhone und Internetverbindung...
Alle Daten vorhanden, auch ohne gekoppeltes iPhone und Internetverbindung…
Das GPS-Modul funktioniert zuverlässig – dass ich nebenher durchgehend Musik hören konnte, war ein weiterer Bonus...
Das GPS-Modul funktioniert zuverlässig – dass ich nebenher durchgehend Musik hören konnte, war ein weiterer Bonus…

Das GPS der Uhr funktioniert auch ohne iPhone, somit konnte ich das Training komplett „tracken“, ohne aber ein gekoppeltes Telefon mitzuschleppen. Normalerweise stört mich das iPhone nicht im Geringsten, an diesem Nachmittag war es aber extrem heiß und schwül, daher wollte ich möglichst dünn bekleidet radeln. Das iPhone hätte ich nur mitnehmen können, wenn ich es mir wie beim Laufen auf den Rücken gehängt hätte – dazu war’s mir aber eindeutig zu warm…

P.S.: Es ist nun der 2. Juni, aber mein E-Bike habe ich noch nicht zurück bekommen…

Song des Tages (388) – 2018-05-29

Ein Jahr lang habe ich jeden Tag einen Song als den „Song des Tages“ empfohlen, nun bin ich schon in der zweiten Runde und habe das Intervall etwas gelockert: Statt „jeden Tag“ gibt es nun „hin und wieder“ einen Song des Tages an dieser Stelle.

Bruce Dickinson gehört zu meinen Lieblings-Sängern, ob er bei Iron Maiden singt oder auf Solo-Pfaden unterwegs ist. Auf einem seiner Solo-Alben fand ich das musikalische Prachtstück, das zum heutigen Song des Tages erwählt wurde: „Man of Sorrows“

Nach dem ruhigen Einstieg mausert sich das Stück zu einer wahren Rock-Hymne. Das kann man sich ruhig auch ganz oft anhören.

Alle Songs in meiner freigegebenen Apple Music-Playlist.

Song des Tages (387) – 2018-05-23

Ein Jahr lang habe ich jeden Tag einen Song als den „Song des Tages“ empfohlen, nun bin ich schon in der zweiten Runde und habe das Intervall etwas gelockert: Statt „jeden Tag“ gibt es nun „hin und wieder“ einen Song des Tages an dieser Stelle.

Die künstlich ausgedehnte und am Ende einfach zu brutale Peter Jackson-Fassung des Hobbit, die mir im ersten Teil noch gut gefallen hatte, im zweiten etwas überzogen vorkam, um im dritten Teil dann völlig aus dem geschmacklichen Ruder zu laufen, hat zumindest ein Gutes mit sich gebracht: den heutigen Song des Tages. Da mir vor allem der letzte Teil eigentlich gar nicht mehr wirklich gefallen hatte, war auch die Filmmusik weitgehend an mir vorbeigegangen. Vor ein paar Monaten war jedoch unser Großer auf dem Trip und wollte unbedingt alle drei Teile sehen. Also durfte er, was uns aber natürlich mit einschloss. Und da entdeckte ich dieses musikalische Juwel.

Der heutige Song des Tages wird von Billy Boyd, dem Schauspieler des „Pippin“ in der Herr der Ringe-Trilogie (sowie natürlich der Hobbit-Trilogie) gesungen: „The Last Goodbye“

Der Song ist voller schottischer Melancholie, ich kann mir gut vorstellen, wie dieser Song in den Highlands gesungen wird (auch wenn er im Freien sicher nicht diese klangliche Brillanz aufweist).

Alle Songs in meiner freigegebenen Apple Music-Playlist.

Gehört: „Der Mann, der zu träumen wagte“ von Graeme Simsion

Vor beträchtlicher Zeit hatte ich das enorme Vergnügen, mir zuerst den Roman und anschließend das Hörbuch von „Das Rosie-Projekt“ des australischen Autors Graeme Simsion zu Gemüte zu führen (hier), später folgte noch die Fortsetzung „Der Rosie-Effekt“, mit dem ich nicht ganz so glücklich war – vor allem, weil die Schilderungen der Ehe-Probleme so überaus realistisch waren, dass es mir beim Hören geradewegs „an die Nieren“ ging… (hier). Vor kurzem entdeckte ich bei Apple Music in der Hörbuch-Sparte ein neues Hörbuch von Graeme Simsion mit dem Titel „Der Mann, der zu träumen wagte“ (Link).

Mental immer noch in einer über 20 Jahre alten Erinnerung an eine damals abgebrochene Beziehung gefangen stolpert Adam kopfüber in ein erneutes Aufflammen der Liebe zu der „Frau von damals“.
Mental immer noch in einer über 20 Jahre alten Erinnerung an eine damals abgebrochene Beziehung gefangen stolpert Adam kopfüber in ein erneutes Aufflammen der Liebe zu der „Frau von damals“.

Überlegen musste ich nicht lange, geladen war‘s gleich (der Schwabe in mir jubilierte, weil das im Abo-Preis inbegriffen war). Gestern habe ich es zu Ende gehört – und das mit großem Genuss!

Handlung

Ich fasse kurz zusammen, in welche Richtung sich die Geschichte bewegt, verschweige aber die wichtigsten Entwicklungen, die nach der Vorstellung der Personen und ihrer jeweiligen Vorgeschichte einsetzen.

Adam ist ein Datenbank-Architekt, der in seiner Freizeit in einer Bar in Melbourne Klavier spielt. Dort lernt er eines Tages Angelina kennen, die noch verheiratet, aber von ihrem Ehemann gefrustet und mit ihrem Leben im Allgemeinen unzufrieden. Gemeinsam musizieren sie, kommen sich näher – und nach einigen Wochen beginnt eine intensive Beziehung. Adams Arbeitsvertrag zwingt ihn jedoch nach wenigen Monaten, Australien zu verlassen. Angelina kann als Schauspielerin in einer Sitcom nicht weg. Sie verlieren sich aus den Augen.
Adam heiratet einige Zeit später, doch im Verlauf von gut 20 Ehejahren leben er und seine Frau Claire sich allmählich auseinander. Gerade an dem Punkt, als Adam und seine Frau gleichzeitig in einer beruflichen Umbruchsphase stecken, sie beide schon in getrennten Schlafzimmern nächtigen und kaum mehr als eine punktuelle Zweckgemeinschaft darstellen, meldet sich seine alte Flamme Angelina urplötzlich per Email, was Adam auf eine wahre emotionale Achterbahnfahrt schickt…

Mehr gebe ich hier nicht preis, denn sonst ist die angenehme Spannung dahin. Und wenn man schon weiß, wie die Geschichte endet, verlieren viele Handlungselemente ihren Reiz.

Fazit

Graeme Simsion hat einen kurzen und sehr unterhaltsamen Roman abgeliefert, der vor allem für Menschen jenseits der 30 attraktiv sein wird, da er einige eigene Lebenserfahrung voraussetzt, um die Motive der Hauptpersonen vollends würdigen und somit die eine oder andere Entscheidung gutheißen zu können. Der Schreibstil ist sehr flüssig, oft witzig-humorvoll, gelegentlich deftig erotisch, manchmal beißend sarkastisch, in diesem Fall zusätzlich angereichert mit unzähligen Musik-Titeln (oder Anspielungen darauf), die der Protagonist am Klavier spielt und singt – ein Element, das mir den Hörgenuss noch deutlich erhöht hat. Normalerweise mache ich einen großen Bogen um Bücher, die sich primär um „Beziehungskisten“ drehen, „Der Mann, der zu träumen wagte“ war jedoch eine äußerst positive Überraschung, das Hörbuch muss ich zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal anhören.