Ferienende und die endlose Suche nach DEM Rezept

Mit dem gestrigen Tag endeten die sog. „Ferien“. Halt, warum benutze ich dieses kleine und fast schon unscheinbar hinzugefügte Wörtchen „sog.“ vor dem Substantiv „Ferien“? Ganz einfach: Weil Ferien als Lehrer immer etwas anderes sind als noch damals, vor einer gefühlten Ewigkeit, in der Zeit als Schüler.

Ferien sind nur anders verpackte Arbeitszeit

In diesen Ferien musste ich das Abitur vorbereiten, genauer gesagt: das Fachpraktische Abitur. Die diversen Verordnungen zur Durchführung des Abiturs geben ganz genau vor, dass exakt acht Wochen vor dem Prüfungstermin die individuell festgelegten Pflichtstücke bekannt gegeben werden. Dazu muss natürlich im Vorfeld mit den Instrumentallehrern gesprochen/geschrieben werden, um eine für den jeweiligen Schüler passende Auswahl zu erhalten. Aus diesem Fundus legt man als Kursleiter dann wiederum ein Stück fest, welches genau acht Wochen vor der Prüfung bekannt gegeben wird. Das hat in diesen Ferien satte drei Tage Organisation, Emailschreiben und Telefonate mit sich gebracht.

Dann habe ich für eine Klasse, die ich erst im zweiten Halbjahr unterrichte, einen Großteil des Materials, das sich über die letzten fünf bis zehn Jahre etabliert hat, überarbeitet, weil mir gerade in den letzten zwei Jahren immer wieder kleinere Mängel an der einen oder anderen Stelle aufgefallen sind. Diese sind nun behoben, aber es waren wieder zwei Tage.

Für meine Big Band und den vierstündigen Kurs müssen noch ein paar Stücke neu arrangiert werden. Bislang habe ich dafür nur einen kompletten Arbeitstag geopfert, aber heute und morgen werde ich noch einmal Zeit investieren müssen.

So, und das waren nur ein paar der schulischen Dinge. Aber es sind, nein waren, ja Ferien.

Kinder daheim

Was die Ferien als vermeintliche Entspannungszeit spürbar einschränkt, ist die Tatsache, dass auch die Erzieherinnen und Betreuer in Kindergarten und Hort einmal eine kleine Auszeit benötigen. Ich gönne sie ihnen vollkommen. Und doch ist es ganz schön anstrengend, wenn man sich auf die Arbeit konzentrieren will, alle drei bis fünf Minuten aber ein Kind ins Arbeitszimmer schleicht und sich mehr oder weniger gnadenlos aufdrängt.

Am harmlosesten ist die Bitte: „Darf ich mir ein Hörbuch anmachen?“ – Das gewähren wir Eltern gerne, denn wir müssen eigentlich gar nichts tun, die Kinder können das Apple TV komplett alleine bedienen.

Nur für eine sehr kurze Ablenkung sorgt: „Kannst du mir ein Ausmalbild ausdrucken?“ – „Na klar, was hättest du denn gerne?“ – „Irgend etwas mit einer Prinzessin…“ – Zwei Minuten später darf der Drucker das von DuckDuckGo gelieferte Ergebnis ausspucken – und mit etwas Glück kehrt Ruhe ein. Vorläufig.

Schlimmer ist manchmal: „Mir ist langweilig!“ – „Dann lies ein Buch!“ – „Ich habe schon zwei gelesen.“ – „Dann üb auf deinem Instrument!“ – „Das will ich aber nicht…“ – Das kann schnell gehen, wenn man zufällig etwas in den Raum wirft, was taugt, es kann aber auch ergebnislos ausgehen. Dann steigt die Gefahr einer baldigen Arbeitsunterbrechung exponentiell an.

Die endlose Suche nach DEM Rezept

Kompletter Themenwechsel, es sind (nein, waren) ja Ferien, da dürfen die Gedanken auch mal abschweifen…

Was haben pädagogische Fachzeitschriften mit den typischen Frauenzeitschriften gemeinsam? Sie kreisen beständig um die immer gleichen Themen.

Wann immer ich eine Frauenzeitschrift herumliegen sehe und die Überschriften und Ankündigungen auf dem Cover sehe, scheinen sich die Inhalte auf grob die folgenden Kategorien zu erstrecken:

  • Die aktuelle Mode für die kommende Jahreszeit.
  • Rezepte (für die aktuelle Jahreszeit)
  • Tipps zum Abnehmen (oft in Kombination mit vorigem Punkt)
  • Lebenshilfe („Wie werde ich glücklich?“ und dergleichen)
  • Prominente etc.

Pädagogische Fachzeitschriften dagegen fokussieren sich auf:

  • Änderungen an der Rechtssituation für Lehrer
  • Änderungen am Beamtenrecht (und was man dagegen zu tun gedenkt)
  • Ausschreiben von Neuwahlen für die verschiedenen Vertretergremien
  • Was macht guten Unterricht aus?

Gerade dieser letzte Punkt wird gebetsmühlenartig immer und immer wieder aus der mittlerweile völlig zugemüllten Kiste herausgeholt. Und die Tipps und Anregungen, die man als Lehrer daraus ziehen kann, sind in ihrer Summe so widersprüchlich, dass man sich am Ende ohnehin wieder ein eigenes System ersinnen muss. Und komischerweise funktioniert das dann meist gar nicht so schlecht.

Ich verstehe, warum das Thema immer und immer wieder herausgeholt wird. Permanent werden neue Experimente angesetzt, neue Ergebnisse eingefahren, neue Strukturen geschaffen. Was dabei völlig aus dem Blick gerät: Stabilität hat auch einen Wert. Und der ist meist höher als alle Experimente je einbringen könnten.

Mein direkter Vorgänger hat etwa 35 Jahre lang durchgehend an dieser einen Schule unterrichtet. Seine Methoden und Ansichten waren glasklar, seine Linie wankte nie. Jeder Schüler und jeder Kollege wusste ganz genau, woran man bei ihm war. Manche Schüler hatten natürlich ihre Probleme damit, aber noch heute merkt man genau, welche Klassen er unterrichtet hat, denn durch die Stabilität der ganzen Unterrichtsstruktur war ein Fokus auf die Inhalte gewährleistet. Und das, was bei ihm einmal gelernt wurde, saß auch Jahre später noch. Beeindruckend. Und dabei so völlig frei von pädagogischem Schnickschnack.

Ständig das Rad neu zu erfinden, hat noch niemandem geholfen. Meine erste Planstelle hatte ich an einer Modellschule, die es sich in ihren ersten fünf oder sechs Jahren zum Motto gemacht hatte, alles noch einmal neu zu erfinden – und jedes Jahr gefühlt „alles anders“ zu machen. Das war für alle Beteiligten anstrengend, führte zu unglaublich viel Verwirrung und letztlich steigerte es die Unterrichtsqualität nicht, ganz im Gegenteil: Weil man sich so stark auf die sich ständig ändernden Rahmenbedingungen konzentrieren musste, blieb unterm Strich weniger Zeit für die Kernaufgabe: Unterricht vorbereiten und erteilen.

Daher meide ich die Lektüre von pädagogischen Zeitschriften genauso wie die von Frauenzeitschriften. Vergleichbares Schriftwerk für Männer übrigens ebenso.

 

Musik aus der „Schwarzwaldklinik“

Star Trek Enterprise VS. Schwarzwaldklinik
Star Trek Enterprise vs. Schwarzwaldklinik

Meine Frau und ich sind Trekkies. Ohne Kostüme und derlei Zeugs, aber wir kenne seit vielen Jahren alle Star Trek-Folgen aller Serien (letztes Jahr habe ich alles auf einmal in einer Sammler-Edition bei Amazon gekauft) sowie alle zwölf Kinofilme.

Der jüngsten Serie — „Star Trek Enterprise“ — stand ich in den ersten Folgen noch recht ablehnend gegenüber, da die Charaktere im Vergleich zu den etablierten Serien noch gar zu steif und ungelenk wirkten. Mittlerweile mag ich auch diese Serie und bedaure sehr, dass nur vier Staffeln gedreht wurden.

Es gibt aber eine Sache, die mich an dieser Serie wirklich schon immer gestört hat — und es vermutlich auf ewig tun wird: Die grauselige Musik. Typisch für die alten Serien waren die symphonisch geprägten Themen, meine Favoriten hierbei waren und sind die Themen von „Deep Space Nine“ und „Voyager“. Der Titelsong von „Enterprise“ bricht mit der Tradition, ist aber gerade noch ein wenig erträglich. Wenn dann aber eine Folge zu Ende ist, kommt der Abspann. Und die Musik ist derart dämlich kitschig, dass meine Frau und ich nur noch das Wort „Schwarzwaldklinik“ dafür einsetzen.

Zum Vergleich: Abspann-Musik von Enterprise und das Thema der „Schwarzwaldklinik“. Na, was sagt ihr? Klingt doch ziemlich ähnlich — oder sieht das jemand anders?

Quellen: Bild „Enterprise“, Bild „Schwarzwaldklinik“

 

 

Duck Duck Go statt Google

Seit einer Weile gibt es bei iOS die Möglichkeit, DuckDuckGo als Standard-Suchmaschine für Safari einzustellen. Ich habe diese Funktion damals sofort auf allen Geräten aktiviert. Mir gefällt an DuckDuckGo die Tatsache, dass es zur Philosophie des Unternehmens gehört, eben nicht den Kunden als Ware zu betrachten, dessen über die unterschiedlichen Suchen offenbarten Daten gesammelt und verkauft werden sollen.

Ich gehöre sicher nicht zu den hysterischen und nach Aufmerksamkeit heischenden Verschwörungstheoretikern, dazu bin ich viel zu pragmatisch (und faul). Aber ich grenze die von mir preisgegebenen Daten gerne ein, daher ja auch mein Blog-Motto „Nur ein paar Schnipsel von mir“ – und jeder, der mich kennt, wird bestätigen können, dass der Blog eben nur immer ein wenig von mir verrät. Ich bin zwar bei Twitter, nutze dies aber eher als Informationsquelle und zum Erhalten von technischem Support und Tipps denn als Plattform für seelischen Striptease. Facebook meide ich komplett, und daran wird sich auch sicher niemals etwas ändern. In den letzten Jahren hat Facebook immer schamloser gezeigt, in welche Richtung sich deren Datenschutzpolitik bewegt (nämlich ins Nirwana).

Es bleibt die meiner Meinung nach am stärksten unterschätzte Datenkrake der Welt: Google. Als ob mehrere hundert Millionen Suchanfragen aus aller Welt, unzählige private Emails, Dokumente und Termine in den Webservices (die alle stets „anonymisiert“ nach „Schlüsselwörtern“ durchforstet werden, um dann passende Werbung einblenden zu können) noch nicht genug wären. Am perfidesten ist für mich die Verknüpfung all dieser Dienste, sodass Google ständig weiß, was seine Nutzer bewegt, was sie wann, wo und mit wem tun. Wer sich bei YouTube, das ja nun auch zu Google gehört, einloggt, gibt automatisch auch preis, welche Clips, Filme, Musik er oder sie dort ansieht und wie bewertet. Entsprechend kann gleich darauf die passende Werbung in der Seitenleiste erscheinen. Erschreckend!

Das Tiefenausmaß dieser Informationsverknüpfung wird meiner Einschätzung nach ca. 85 Prozent der Nutzer zu keinem Zeitpunkt bewusst. Und sollte es einem für einen kurzen Augenblick einmal klar vor Augen stehen, überwiegt häufig die Bequemlichkeit. Alle privaten Emails, Dokumente, Termine, Videos, Kontakte etc. von dort wegzuverlegen, kostet Mühe – und die scheut man. Das weiß Google, darauf baut Google.

Nun möchte ich nicht nur Google allein schlecht hinstellen, denn Bing (Microsoft), Yahoo und alle anderen kommerziellen Suchdienst verfahren sicher genauso, wenngleich oft nicht mit gleichem Erfolg, denn dazu fehlt den Unternehmen der Zugriff auf weitere Daten. Apple wäre sicher in der Lage, über die an iCloud angeschlossenen Dienst (ähem, na ja, wenn die Cloud abwechslungsweise mal funktioniert, hüstel) ähnlich weitgehende Nutzerprofile zu erstellen. Im Gegensatz zu Google (beim Anmelden für einen Gmail-Account muss man diesen Bedingungen zustimmen, es wird auch ohne Alternative ein Google+-Konto angelegt, das auch sogleich mit diversen Datenstreams belegt wird) behaupten sie aber zumindest, dies nicht zu tun. Die Einführung einer per Standard aktivierten Verschlüsselung aller mobilen Geräte scheint dies auch zu bestätigen. Noch dazu betont Tim Cook seit geraumer Zeit, dass bei Apple die verkauften Geräte das Produkt seien, nicht der Kunde. Andererseits kann das auch nur Masche sein.

Immerhin stellt Apple die Möglichkeit zur Verfügung, DuckDuckGo als Suchmaschine festzulegen. Die nutze ich seither durchweg (auf iMac, iPad und iPhone). Nun ist es so, dass die Qualität der Suchergebnisse bei Google höher ist. Das gebe ich sofort zu.

Eine häufige Situation in meinem Arbeitsalltag ist die Suche nach einem geeigneten Bild für ein Arbeitsblatt. Mit Google landen die wirklich geeigneten Bilder üblicherweise sehr weit vorne in den Suchergebnissen. Das ist möglich, weil viele über Google verknüpfte User dieses Bild angeklickt, aufgerufen und gespeichert haben. Das weiß Google, und daher werden diese Bilder in den Suchergebnissen weit nach vorne gestellt. Das ist gut und schlecht zugleich:

  • Gut daran ist, dass häufig genau das Gesuchte schnell zu finden ist,
  • schlecht daran ist, dass bei populären Themen auch der häufig von meinem eigenen abschweifende Geschmack der Masse zuschlägt (sucht beispielsweise am Tag nach einer Fernsehshow mit Helene Fischer mal nach einer Bekannten namens „Helena Fischer“ bei Google – sehr erhellend…).
  • Ebenso schlecht daran ist auch die Tatsache, dass die User dabei auf einen Teil ihrer Privatsphäre verzichten mussten.

Und deshalb nutze ich DuckDuckGo. Die Suche dauert eventuell einen Moment länger, manchmal finde ich das Gesuchte auch gar nicht. Aber meine Suchergebnisse werden nicht gespeichert, ich muss nicht auf meine Privatsphäre verzichten. Das ist mir die paar Sekunden am Tag durchaus wert.