Ende Mai wurde in unser Haus ein 6,4 kWh-Energiespeicher (hier) für die im letzten Oktober installierte Photovoltaik-Anlage (hier) installiert. Da die Installation erst kurz vor dem Monatsende erfolgte, konnte ich daraus natürlich noch keine nennenswerten Schlüsse ziehen, nun aber ist der Juni vorbei, also kann ich ziemlich genau sehen, welche Wirkung der Haus-Akku auf unseren Energiebezug hat.
Insgesamt war der Juni ein etwas „durchwachsener“ Monat, denn hier in Aalen gab es einige Regentage, an denen eine ziemlich dichte Wolkendecke vorherrschte. Die im April und Mai noch sehr intensive Sonne ließ sich nur gelegentlich blicken, lediglich fünf Tage mit mehr als 20 kWh Energieerzeugung waren dabei.
Der Überblick über den Juni 2018 – klar zu erkennen ist das durchwachsene Wetter und die dadurch geringere Energieausbeute an einigen Tagen.
Dennoch war die Sonneneinstrahlung ausreichend, um den Akku jeden Tag neu komplett zu füllen. Der Akku hat nicht nur den eingeplanten Nutzen, uns über Nacht mit Strom zu versorgen, er mildert auch die Spitzen im Energiebedarf ab, sodass der Bezug von Energie aus dem Stromnetz fast komplett wegfällt. „Nur fast?“ Ja. Denn der Akku benötigt ein paar Momente, um über die Software angesteuert zu werden und seine Energie dann abzugeben. Somit werden bei jeder Benutzung der Mikrowelle, des Toasters, des Herds, Ofens etc. einige Sekunden lang die Spannungsspitzen aus dem Stromnetz getilgt, bis dann der Akku „angesprungen“ ist. Wie viel Strom haben wir aber nun aus dem Stromnetz bezogen? Dazu hilft ein Blick auf den unteren Teil der oberen Abbildung:
Hier die „harten Fakten“ über den Akku im Haus…
Verbraucht haben wir im gesamten Monat Juni 222,32 kWh, teilt man diese durch die 30 Tage erhält man einen Tagesbedarf von 7,41 kWh (nicht schlecht für einen fünf-Personen-Haushalt). Die Eigenversorgung lag in unserem Fall bei sensationellen 218,08 kWh, also 98 Prozent. Lediglich 4,23 kWh mussten wir aus dem Netz beziehen, was bei 27 Cent/kWh der Summe von 1,15 € entspricht. Dem steht gegenüber, dass wir auch 224,88 kWh ins Stromnetz eingespeist haben, was bei einer Vergütung von 12,2 Cent/kWh immerhin 27,34 € entspricht.
Mir geht es nicht darum, mit der Photovoltaikanlage Geld zu verdienen, ich schätze es aber sehr, weitgehend unabhängig vom Stromnetz und somit auch den Energiepreisen zu sein. Wie es aussieht, scheint das zumindest für die „hellen“ Monate möglich und realistisch zu sein. Das freut mich.
Mit dem gestrigen Lauf habe ich meine Gesamtleistung des Jahres 2016 übertroffen.
Gestern habe ich das Douglas Adams-Alter erreicht, natürlich bin ich morgens wieder gelaufen, doch erst heute früh habe ich meine Laufstatistik wieder aktualisiert. Dabei fiel mir auf, dass ich tatsächlich gestern schon meine komplette Vorjahresleistung übertroffen habe (zum Vergleich: hier). Und es kommen noch mehr als zwei Monate…
Es mag ein wenig verrückt klingen, doch wenn ich es in diesem Jahr auf 5.400 Kilometer bringe, habe ich in den beiden Jahren 2016 und 2017 zusammen 10.000 Kilometer geschafft. Das wäre doch ein hübscher Meilenstein!
In diesem von Zeilenende initiierten Projekt wird ein Ort ein Jahr lang fotografisch begleitet, jeweils am letzten Sonntag im Monat wird der dann aktuelle Zustand hier präsentiert.
Die Feuchtigkeit der verregneten Tage und die Wärme der letzten Woche hat sich in unserer „Gartenbaustelle“ massiv ausgewirkt: Alles wächst wie besessen. Einzig die Pflanzen, die dem Schneckenfraß zum Opfer gefallen sind, wie zum Beispiel der Rhabarber, vegetieren nur noch mühsam vor sich hin. Dafür geht es dem Efeu gut, der am Ende ja die nicht ganz so hübschen Pflanzringe effektiv überwuchern soll.
Der Kürbis ist am erstaunlichsten, denn den haben wir gar nicht angepflanzt. Er ist das Ergebnis davon, dass auch eigene Komposterde beim Auffüllen der Ebenen eingesetzt wurde. Da wir im Herbst sehr gerne Suppe aus Hokkaido-Kürbissen machen, scheint sich ein Samenkorn hartnäckig gehalten zu haben. Mit ein wenig Glück können wir am Ende sogar noch einen selbst gezüchteten Kürbis verspeisen.
Ansonsten steht diese Ecke des Gartens momentan gar nicht so sehr im Fokus, denn es laufen gleichzeitig noch andere Vorbereitungen für neue Baustellen im und am Haus: Auf das Dach soll eine Photovoltaik-Anlage (dazu gibt es bald einen separaten Blog-Eintrag) die Terrasse soll mit einer Glasüberdachung versehen werden, sodass sie auch im Herbst und bei Regenwetter besser verwendet werden kann. Gerade letzterer Punkt könnte ab Oktober durchaus für Veränderungen in der Perspektive bei den Bilder für diese Aktion sorgen.
Wie immer bleibe ich bei den drei Perspektiven: (1) Von der Terrasse aus, (2) vom Rand des neu angelegten Abschnitts aus um die Hausecke, (3) vom Woodport aus auf die drei Etagen.
Von der Terrasse aus…Vom Rand um die Hausecke……und vom Woodport aus.
Die weiteren Teilnehmer und ihre spannenden Beiträge sind bei Zeilenende verlinkt.
Jeden Tag empfehle ich einen Song als den „Song des Tages“. Für das Woodstock-Festival bin ich einfach ein paar Jahre zu jung gewesen, denn es fand sechs Jahre vor meiner Geburt statt. Doch als Musiklehrer habe ich mich selbstverständlich intensiv mit dieser Sternstunde der Popmusik auseinandergesetzt.
Und bis heute ist für mich einer der besten Momente der Auftritt von Santana mit seiner Band, wenn sie „Soul Sacrifice“ spielen, weswegen ich genau diesen Song zum heutigen Song des Tages erwählt habe:
Sehr faszinierend ist die kurze Dokumentation über den LSD-Konsum der Band. Wenn man diesen kurzen Bericht vor dem Genuss des Live-Videos ansieht, nimmt man viele kleine Details ganz anders wahr:
Vor allem der „Zwei Minuten zu spät für’s Klo“-Blick des fabulösen Gitarristen erklärt sich aus der Tatsache, dass er im LSD-Rausch der Meinung war, sein Gitarrenhals würde sich wie eine Schlange winden… Am faszinierendsten finde ich aber, dass die Band trotz ihres Zustandes einen derart mitreißenden Groove erzeugte – das allein lohnt das Anhören jedes Mal neu!
Bereits vor ein paar Wochen war dieser Film bei iTunes im Angebot gewesen, doch neben der Arbeit blieb zu wenig Zeit, ihn in Ruhe anzusehen. Also wandte ich meine lange erprobte Scheibchentaktik an: Jeden Tag ein kleines Stück des Films angucken, bis man durch ist. Den vollen Genuss zieht man so unter Garantie nicht aus dem Film, da durch die langen Unterbrechungen die Dramaturgie zumindest teilweise zunichte gemacht wird. Doch am Ende hat man den Film einmal ganz durch, was natürlich dann die Möglichkeit eröffnet, ihn – falls lohnend – bald noch einmal am Stück anzusehen. Heute Mittag waren noch etwa 35 Minuten übrig, die habe ich dann ohne weitere Unterbrechung angesehen.
Handlung – und die Erwartungen an einen solchen Film…
Im Prinzip lässt sich die Handlung äußerst knapp – und lustlos – wie folgt zusammenfassen:
Nach dem Absturz ihres Flugzeugs irgendwo in Alaska werden die wenigen Überlebenden von hungrigen Wölfen, in deren Revier sie gelandet sind, gejagt und einer nach dem anderen getötet.
Da kann man sich jetzt einiges an Action vorstellen, doch der Film funktioniert anders, denn er legt den Fokus nicht auf lange und spannende Action-Szenen, in denen z.B. Kämpfe gegen die immer wieder vorstoßenden Wölfe zu sehen wären. Vielmehr wird der psychologische Faktor in den Blick genommen: Der Zuschauer beobachtet in den gut 110 Minuten, wie die aufgesetzten Schichten diverser großspurig agierender „harter“ Männer angesichts einer ausweglosen Situation in Windeseile abgetragen werden – und wie manch stiller und unscheinbarer Charakter auch in Momenten höchster Not und Gefahr für Leib und Leben zu seinem Wort steht und angreifende Wölfe mit nichts anderem als einem Bündel brennender Äste in die Flucht schlägt.
Der Schluss bleibt offen, wobei man sich fast zu einhundert Prozent sicher sein kann, dass am Ende des Tages keiner der Abgestürzten überleben wird, doch der Regisseur verweigert uns die letztendliche Gewissheit. Menno!
Darstellerische Leistungen
Ich war beeindruckt von diesem Film, denn er schildert diese (natürlich frei erfundene) Geschichte in glaubwürdiger Weise. Zumindest halte ich sie für glaubwürdig (glücklicherweise habe ich eine vergleichbare Situation nicht erlebt). Gerade die Großspurigkeit der „harten Jungs“, die dann binnen weniger Momente Aug’ in Aug’ mit einem monströs großen Wolf wieder zu bibbernden und äußerst kleinlauten Jungs werden, ist fantastisch geschrieben und gespielt.
Das bringt mich zu den Leistungen der Schauspieler. Allen voran brilliert Liam Neeson, der gleichzeitig beinhart wie auch im Innersten zutiefst zerrissen dargestellt wird. Der Tod seiner Frau lässt ihm keine Ruhe, gleich zu Beginn des Films steht er kurz vor einem Suizid. Klingt sehr stereotyp, ist aber hier glaubwürdig verpackt und weder besonders rührselig noch zu kurz angebunden in das filmische Geschehen eingewoben.
Die weiteren Darsteller bleiben zum Teil zwar etwas farblos (manche haben auch nur eine sehr kurze Lebenszeit auf der Leinwand), hier und da stechen aber starke Charaktere heraus, die einen erfrischend dynamischen Gegenpol zur ruhigen Art Liam Neesons schaffen. Allein schon in dieser Asymmetrie liegt ein Teil des Reizes, der diesem Film innewohnt.
Farben
Der gesamte Film ist in einem leicht graublauen Farbstich gehalten, der geradezu perfekt die unerbittliche Kälte der arktischen Umgebung transportiert. Wer jetzt nicht genau weiß, was ich meine, der sollte einen Blick auf das Poster werfen, denn das zeigt ziemlich genau, wie die farbliche Gestaltung über weite Strecken des Films ausfällt:
Schon die Farbgebung des Filmposters ist genial, während des Films bleibt gerade dieser Aspekt höchst eindrucksvoll.
Bei einigen Szenen wird das Bild auch noch künstlich gekörnt, was beinahe den Eindruck einer Dokumentation erzeugt. Das verstärkt die düster-bedrohliche Grundstimmung des Films noch ein wenig. Heiei, der Regisseur ist ganz schön ausgefuchst.
Horror-Elemente
Einen Punkt muss ich noch erwähnen: Der Film ist zwar eher ein Drama der psychologischen Art, gleichzeitig gibt es ein paar recht heftige Szenen, wenn die Wölfe attackieren. Wem so etwas zu sehr zusetzt, der sollte sich den Film wohl besser nicht ansehen. Es sind zwar nicht viele Stellen, diese sind jedoch äußerst intensiv und verfehlen nicht ihre Schockwirkung (zumindest haben sie mich einige Male ganz schön aufgescheucht).
Musik
Der Soundtrack des deutschen Komponisten Marc Streitenberg, einem langjährigen Assistenten von Hans Zimmer, gefällt mir sehr. Einige Stücke habe ich mir gleich in meine Apple Music Soundtrack-Favoritenliste gezogen. Besonders gelungen ist „Writing The Letter“, das über den langgezogenen und sehr hohen Flageolett-Ton fast im Alleingang einen Eindruck von Kälte vermittelt. Die einzelnen Akkorde der übrigen Streicher, die eigentlich etwas Wärme erzeugen könnten, stehen so vereinzelt, dass es ihnen nicht gelingt, die Kälte zu vertreiben. Wer die Option hat, in den Soundtrack hineinzuhören, sollte dies getrost tun, die Zeit ist gut investiert.
Fazit
Alles in allem ein sehr spannender Film, dessen Setting eigentlich auf einen ziemlichen Action-Knaller hindeutet. Doch die unkonventionelle Behandlung sorgt für ein packendes Filmerlebnis, das mich auch Stunden später noch beschäftigt hat. Diesen Film werde ich definitiv noch ein paar Mal ansehen.
Vor fast exakt 15 Jahren, im Oktober 2001, besuchte ich als Teil einer Studentengruppe der Hochschule für Musik Würzburg Kuba. Eine Woche lang gab es ein allgemeines Kulturprogramm, die zweite Woche über erhielten wir an der ISA, der Staatlichen Musikhochschule in Havanna, Unterricht in Musikgeschichte, Klavier und diversen Rhythmus-Instrumenten. Organisiert und begleitet wurde die Fahrt von Prof. Dr. Andreas C. Lehmann, der bis heute an der Musikhochschule in Würzburg unterrichtet.
Kuba! Heute wäre der Halbmast wohl eher angebracht…
Der zwar nicht ganz unerwartete, doch keinesfalls erwünschte Tod von Fidel Castro hat mich veranlasst, diesen Blog-Eintrag, den ich schon sehr lange im Hinterkopf erwogen hatte, endlich in Angriff zu nehmen. Er wird mit etlichen Bildern von damals gespickt werden, die ich aus unserem „analogen“ Fotoalbum abfotografiert habe, daher darf man in dieser Hinsicht leider keine hochauflösenden Qualitätsschüsse erwarten.
Politik
Wer die Einleitung aufmerksam gelesen hat, mag bemerkt haben, dass das Datum unserer Fahrt nur wenige Wochen nach dem tragischen 11. September 2001 lag. Entsprechend aufregend war es für uns, am 1. Oktober in den Flieger zu steigen, um dann 13 Stunden lang gen Kuba zu fliegen. Eigentlich hätte der Flug ja auch nur elf Stunden dauern sollen, doch die USA verweigerten damals allen Flugzeugen, die nicht auf US-amerikanischem Boden landen wollten, den Überflug. Der Flug über das Meer führte zu mehr Wind und Wetter und verzögerte unsere Ankunft auf der kubanischen Insel um gute zwei Stunden.
Die Anschläge und der während unseres Aufenthalts auf Kuba beginnende (zweite) Irak-Krieg bestimmten somit auch das politische Klima dieser zwei Wochen. Unser Prof, dessen Frau eine US-Amerikanerin ist, dürfte noch wesentlich stärker als wir Studenten von den Ereignissen mitgenommen worden sein. Mit eiserner Disziplin zog er aber die ganze Fahrt als charmanter und kompetenter Verantwortlicher durch. Hut ab! Da ich in den letzten Jahren ja immer wieder mit Musikensembles oder Schülergruppen unterwegs war, weiß ich, wie dünnhäutig man schon bei Kleinigkeiten werden kann (und die summieren sich ja schnell bei einer größeren Gruppe).
Auch die Kubaner reagierten auf die Anschläge und den Krieg, indem sie überall in den großen Städten (Santiago de Cuba und Havanna) deutlich sichtbare Schilder aufstellten:
Kuba – Gegen den Terrorismus und gegen den Krieg!Die gleiche Positionierung, nur ohne Fidel.
Land und Leute
Die erste Woche verbrachten wir in und um Santiago de Cuba, einer fantastischen Stadt, die ich jederzeit Havanna vorziehen würde (auch wenn dort kulturell noch mehr los ist). Und wie überall zeigte Kuba seine gespaltene Natur: Kulturelle und historische Schätze einerseits, Mangel und Verfall andererseits.
Ein ganz banales, aber möglicherweise unterhaltsames Beispiel sind die folgenden Fotos, die zwei nebeneinander aufgestellte Parkbänke (bzw. deren Überreste) in einem typisch kubanischen Zustand zeigen:
Im ersten Fall fehlt glücklicherweise „nur“ die Rückenlehne, im zweiten Fall, nun ja…
Doch die Kubaner sind ein außerordentlich lebenslustiges, geduldiges und erfinderisches Volk. Wer den Bus nehmen will, weiß, dass er nicht zwingend pünktlich kommt. Und wenn er kommt, wollen statt der üblichen 50-80 Personen locker 120-150 mitfahren. Erstaunlicherweise passen die auch alle da hinein:
Kubanischer Personennahverkehr – mit einer gelassenen Disziplin und der Gewissheit, dass alle mitfahren werden.
Auch beim Wohnen sind die Kubaner in erster Linie eines: genügsam. Darüber hinaus beweisen sie in ihren häufig bescheidenen Verhältnissen ein sicheres Gespür für Eleganz, wie man an diesem Überblick über ein Wohnviertel Santiagos erkennen kann (links unten bin ich gerade noch mit eingefangen worden):
Trotz vieler Mängel und (aus unserer Sicht) fragwürdiger Sicherheitsstandards blitzt immer wieder auch die schlichte kubanische Eleganz durch.
Kultur-Programm
Unser Kulturprogramm war sehr vollgepackt und in der Kombination mit der hohen Luftfeuchtigkeit sowie den dauerhaft sehr warmen Temperaturen ganz schön anstrengend. Nach einem mehrstündigen Rundgang durch Santiago de Cuba saßen wir als ganz Gruppe vor dem Bacardi/Rum-Museum etwas platt auf den Stufen und sehnten uns nach kühlen Getränken und Eis…
Obwohl wir alle ziemlich platt aussehen, es war der Hammer!
Unser Fremdenführer, der einige Beziehungen hatte, sorgte sogar dafür, dass wir die Vorpremiere eines Theaterstücks besuchen konnten. Da es gut anderthalb Stunden nur auf Spanisch ablief, bekamen wir trotz unseres sechsmonatigen Spanischkurses im Vorfeld nur Bruchstücke mit. Kostüme, Masken und Ausdrucksstärke der Spieler und Musiker waren jedoch auch so beeindruckend.
Gute Beziehungen (das sog. „Vitamin B“) führten zum Besuch dieses Theaterstücks, das nach uns kaum noch jemand gesehen haben dürfte…
Nach dem Ende der Aufführung begleitete uns der Fremdenführer zum Hotel zurück. Dabei erfuhren wir, dass einige der anderen Zuschauer wohl zu einer Kommission gehörten, die beurteilen sollten, ob das Stück öffentlich gezeigt werden dürfe. Angeblich durfte es nicht. Insofern könnten wir zu den ganz wenigen Personen gehören, die dieses – vermutlich systemkritische – Theaterstück zu Gesicht bekamen. Zensur live, eine der vielen widersprüchlichen Facetten Kubas.
Touristen-Luxus
Touristen werden auf Kuba außerordentlich zuvorkommend behandelt, die Unterkünfte sind (abgesehen von den extrem teuren Nobelhotels, die für uns Studenten von vornherein ausgeschlossen waren) sauber und schlicht. Immerhin gab es in unserem Hotel (Las Americas) in Santiago einen Hotelpool, den wir tagtäglich ausgiebig nutzten:
Im Pool – vorne links Multicolorina, hinten in der Mitte ich…
Abends wurde am Pool ein aufwändiges Animationsprogramm durchgezogen. Auch ich durfte mal im Mittelpunkt stehen und mir von unserem Reiseführer die coolsten Moves zeigen lassen. Selbstverständlich meisterte ich sie alle…
Solera – knisternde Erotik auf zwei Beinen… *hüstel*
Ganz abgesehen vom kulturellen Programm gab es für mich natürlich auch ganz private Highlights, denn Multicolorina in ihrer ganzen Pracht zwei Wochen lang um mich zu haben, war (und ist bis heute) ein erhebendes Erlebnis. Seht sie euch nur an, da bleibt einem doch glatt die Luft weg, oder?
Wer blendet mehr? Die Sonne oder Multicolorinas Schönheit?
Bei einem Karibik-„Urlaub“ (es war ja kein Urlaub, der Begriff „Studienreise“ war in unserem Fall tatsächlich völlig angemessen) darf eines nicht fehlen: Der Besuch am Strand. Bei diesen Temperaturen im Meer baden – himmlisch!
Ohne Gruppenbild kann eine Studienfahrt nicht enden…
Einzig die heftige UV-Strahlung setzte einigen von uns Bleichgesichtern arg zu: Eine Mitstudentin legte sich für gut 45 Minuten völlig ohne Sonnencreme zum „Bräunen“ hin. Bis zum Abend war die Haut an ihren Unterschenkeln und Füßen vom heftigen Sonnenbrand so angeschwollen, dass sie nicht mehr in ihre Schuhe passte. Autsch!
Havanna
In Havanna besuchten wir wirklich viele Veranstaltungen an der ISA, die speziell für uns mit einem leider völlig inkompetenten Simultandolmetscher abgehalten werden sollten. Der Professor für kubanische Musikgeschichte legte auf Spanisch los, hörte, was der Dolmetscher daraus machte, unterbrach ihn mehrfach – und warf ihn hinaus, um selbst auf Englisch weiterzumachen. Herrlich!
Die ISA – in dem Ambiente zu studieren… Hach!
Die Kurse wurden teilweise im Plenum, teilweise in kleinen Niveaugruppen abgehalten. Schön war es, dass auch unser Prof voll dabei war – hier sind wir gerade an den Percussion-Instrumenten:
Und laut sind die Dinger, wenn man sie richtig spielt!
Zwischendurch übte ich auch noch mein eigentliches Instrument in den Pausen zwischen den Kursen. Vermutlich können nicht viele von sich behaupten, zum Üben nach Havanna gereist zu sein… 😉
Musiker kennen ihn, den „Fluch des Übens“ – jeden Tag neu ruft das Instrument. Gerade im Studium darf man sich da auch nicht allzu oft eine Auszeit nehmen…
Der Klavierunterricht war einer, der in Niveaugruppen stattfand. Die Dozentin (Elcilia) teilte gnadenlos offen in gut, mittel und schlecht ein. Das Urteil bzw. die Zuteilung wurde vor versammelter Mannschaft verkündet, ab da blieb man unwiderruflich in der Gruppe, der man zugeteilt worden war.
Elcilia war gnadenlos direkt und offen – besonders beliebt machte sie sich daher bei uns nicht, effektiv war es aber, manche Sachen, die sie uns zeigte, spiele ich heute noch.Die Methodik war (und ist) simpel: Vormachen, nachmachen – Lob, Tadel. Für Nettigkeiten gab es da kaum Platz…
Unvergesslich ist uns Teilnehmern das „Kopieren“, denn für Elcilia war Kopieren nicht etwa das uns bekannte Auflegen des Originals auf die Glasplatte eines Kopiergeräts und das Drücken eines Knopfes. Nein, für Elcilia war das: Sie legt ein Blatt mit Noten auf den Tisch, wir schreiben zu zehnt parallel das Blatt in Din A4-Größe ab. Herrlich!
Neben dem Unterricht an der ISA, der immer Vor- und Nachmittag füllte, gab es ja noch unglaublich viel zu entdecken. Auf einer langen Stadtführung lernten wir die Bar kennen, in der Ernest Hemingway wohl Stammgast war:
Ernest Hemingway war ein großer Kuba-Fan – auch die Revolution konnte ihn nicht abschrecken. In seiner Lieblingsbar hängen bis heute Fotos wie diese, um den Touristen noch ein paar Dollar für Getränke aus der Tasche zu locken…
Außerdem führte uns unsere Reiseführerin (in der zweiten Woche war das eine Dame rund um die 50) auch auf das Dach eines mehrstöckigen Gebäudes, wo ein Dachrestaurant neben leckerem Essen auch einen spektakulären Ausblick auf den Hafen und die Altstadt bot. Dabei entstand dieses fantastische Bild, das Multicolorina in ihrer ganzen Schönheit (die bis heute immer nur größer wird) zeigt:
So hübsch, hach!
Heimkehr
Unsere Heimkehr verlief relativ reibungslos, lediglich der Kälteschock saß tief: Auf Kuba selbst bei Nacht gut und gern 25 Grad Celsius, in Deutschland (Mitte Oktober) eher Temperaturen, die sich zunehmend auf den Gefrierpunkt zubewegten. Das war für ein paar Tage schon herb, gerade in Kombination mit dem Jet-Lag. Doch auch das haben wir überlebt – und trotz der inzwischen vergangenen 15 Jahre sind die zwei Wochen auf Kuba nach wie vor eine meiner angenehmsten Erinnerungen.
Wieder daheim – erschöpft, frierend und absolut zufrieden!
Bedankt haben wir uns damals schon bei ihm, doch auch nach all den Jahren möchte ich Prof. Dr. Andreas C. Lehmann hier noch einmal meinen Dank aussprechen. Angesichts der heiklen politischen Situation war diese Fahrt sicher Anlass für das eine oder andere graue Haar. Aber das steht ihm sicher hervorragend!
In diesem Kalenderjahr bin ich bislang etwas mehr als 2.000 Kilometer gelaufen.
Gerade habe ich meinen 131. Lauf in diesem Jahr beendet und damit die „magische“ Marke von 2.000 Kilometern in diesem Kalenderjahr überschritten. Doch statt hier noch mehr rumzuposen (was mir natürlich unendlich fern läge…), möchte ich das Augenmerk auf die eher am Rande versteckten Details lenken.
131 Läufe bedeuten, dass natürlich auch 131 T-Shirts vollgeschwitzt wurden, ebenso 131 Unterhosen, 262 Socken, 2 abwechselnde kurze Laufhosen und immer wieder die Salzhose – und die mussten im Anschluss alle zuerst getrocknet und dann wieder gewaschen werden, denn ganz so viele unterschiedliche Kleidungsstücke besitze ich gar nicht.
Außerdem habe ich die 202 Stunden und 22 Minuten mit Hörmaterial füllen müssen, also benötigte ich einen quasi nie versiegenden Strom von Musik (einen herzlichen Dank in dieser Angelegenheit an Apple Music) und Hörbüchern (hallo, iTunes). Was wären alle diese Läufe ohne die Begleitung der Agents Cotton und Decker, ohne Stephen Kings Patenschaft und die hämmernden Gitarren von DIO und Bruce Dickinson gewesen? Genau: Nicht halb so schön!
Daher: Auf zu den nächsten 2.000 Kilometern! Aber spätestens bei 3.000 protze ich wieder hier herum. 😉
Henry Wilt, der unschlagbar sympathische Antiheld aus Tom Sharpe's aberwitziger „Wilt“-Romanreihe empfindet seine Unterrichtstätigkeit an der fiktiven Berufsschule von Fenlan als ein Ausgeliefertsein an die Unkultur, weil seine Schüler sämtlich von Manieren und Kultur befreite Hempel sind.
Grundsätzlich würde ich mich sehr dafür stark machen, dass wir es am Gymnasium ja überwiegend mit einem anderen, in der Summe angenehmeren Klientel zu tun haben. Doch hin und wieder machen sich ein paar Schüler daran, mir auf ihre eigene Art klarzumachen, wie sehr ich mich doch irren kann…
Gestern habe ich mit einer meiner fünften Klassen im Rahmen meiner Strawinsky-Sequenz die überaus bekannte Skandal-Ballettmusik „Le sacre du printemps“ besprochen und Teile daraus (natürlich in stark vereinfachter Form) musiziert. Dabei kamen wir irgendwann auch auf den Film „Rhythm Is It“ zu sprechen, diesen wirklich ansprechenden Dokumentarfilm über eine intensive Erarbeitungsphase eines Balletts zu der live gespielten Musik Strawinskys. Die Besonderheit: Getanzt wird das Ballett nicht von einer kleinen Gruppe echter (oder werdender) Ballett-Tänzer und -Tänzerinnen. Bei „Rhythm Is It“ wurden 250 Schüler von diversen Hauptschulen in Berlin zusammengerufen – und das Ergebnis zeigt, dass dies keineswegs die verlorene Schicht/Generation sein muss, für die viele sie halten.
Durch einen Zufall bekam ich heute eine Vertretungsstunde in genau dieser Klasse von gestern zugeteilt. Das stand gestern auch schon auf dem Vertretungsplan, also konnte ich mir den Luxus erlauben, diese zusätzliche Stunde vertiefend zu nutzen, denn ich packte heute früh noch die „Rhythm Is It“-DVD ein. In diesen Genuss kommen die Parallel-Klassen nicht, eigentlich ging ich davon aus, dass die Klasse diesen kleinen Exkurs zu schätzen wisse.
Ich zeigte den Schülern aber nicht die 100-minütige Dokumentation. Nein, ich beschränkte mich auf die Aufführung, die auf einer separaten DVD in dem Deluxe-Schuber enthalten ist. Die Klasse blieb sogar weitgehend ruhig beim Ansehen (was leider schon keine Selbstverständlichkeit ist, denn heutige Schüler haben meiner Wahrnehmung nach das permanente Bedürfnis, alles und jeden zu jedem Zeitpunkt zu kommentieren – auch wenn es niemanden interessiert oder nur ganz periphär mit der Sache zu tun hat), doch am Ende kam ein Schüler zu mir und sagte allen Ernstes:
Also ich wäre ja auch einer von denen gewesen, die die (gemeint war die Tänzerin, die am Ende der Handlung „geopfert“ wird, um die Götter zu besänftigen, damit sie einen frühen und milden Frühling schicken) getötet hätten, der Film war ja so scheiße.
Ich habe mir einfach jeglichen Kommentar verbissen, an Henry Wilt und sein Ausgeliefertsein an die Unkultur gedacht und ihn aus dem Klassenzimmer geschickt. So ein vorbildlicher Gymnasiast voller Weltoffenheit und kulturellem Interesse!
Heute früh beim Laufen gesehen: Wacken - Der Film.
Heute früh habe ich zum ersten Mal überhaupt beim Laufen einen Film angesehen. Dazu aktivierte ich einfach das 15 Kilometer-Programm und legte dann (mit einem Waschlappen zur Trennung) das iPad auf das Laufband-Display – funktionierte super! Welchen Film ich ansah? Eine Dokumentation: „Wacken – Der Film“. Und er war absolut herrlich, da mich der Film stark vom ansonsten ja nicht ganz so spannenden Lauf (die „Landschaft“ um das Laufband herum ist leicht eintönig) abgelenkt hat. Noch dazu ist der Film urkomisch, an einigen Stellen musste ich vor Lachen fast pausieren…
Ein ehemaliger Kollege aus Gmünd war schon mehrfach in Wacken und kam jedes einzelne Mal begeistert zurück, daher war mir das Festival vorher schon ein Begriff, doch diese Dokumentation hat alles noch einmal in ein gänzlich anderes Licht getaucht. Diesen Film werde ich mir sicher noch häufiger ansehen, nicht gleich wieder, aber nach einem gewissen Abstand. Gleichwohl sind mir bereits beim ersten Mal ein paar interessante Details im Gedächtnis hängen geblieben.
Rammstein? – Nein danke!
Dazu gehört einerseits der Auftritt der Band Rammstein, die mir persönlich noch nie besonders zugesagt hat. Vielleicht bin ich zu spießig, aber ich kann mir unmöglich vorstellen, eine Musik, deren Textinhalte sich vornehmlich um die Abgründe der menschlichen Seele (Untreue, Inzest, Radikalität, Folter/Sado-Maso, sexuelle Perversion etc.) drehen, anzuhören, während meine Kinder im Haus sind. Schon mir wird dabei unbehaglich – klar, das mag der Zweck dieser Songs sein, aber freiwillig tue ich mir das nicht an.
In der Wacken-Doku sieht man auch den Auftritt der Band (ein kompletter Song: „Du hast“) – und es war geradezu erschreckend. Doch dafür muss ich ein klein wenig ausholen: Bei großen Festivals gibt es immer das Phänomen, dass die versammelte Masse durch die Musik vereint im Pulk gemeinsam etwas singt/grölt bzw. sich die Individuen (fast) völlig in der Massendynamik aufgeben. Wenn man sich aber in der Wacken-Doku diese Stelle (vor allem den Beginn von „Du hast“) ansieht (Link folgt gleich), müssen einem fast zwangsläufig die Parallelen zu den Mammut-Veranstaltungen der Nazis auffallen.
Damit nicht gleich ein paar Rammstein-Fans das in den falschen Hals bekommen: Ich sage nicht, dass Rammstein eine rechte Band ist – vermutlich sind sie eher das Gegenteil. Aber – und das ist ein großes ABER: Rammstein spielen ganz offensiv mit dieser Parallele, wie ich sie gerade aufzuzeigen versucht habe. Genau den Ausschnitt, auf den ich mich beziehe, gibt es bei YouTube zu sehen: hier.
Wer möchte, kann sich also selbst ein Bild machen. Ich bin gespannt, ob es noch jemand so sieht, oder ob ich hier harten Widerspruch zu erwarten habe. Lustigerweise bin ich auf der emotionalen Ebene persönlich überhaupt nicht tangiert, denn diese Musik berührt mich nicht.
Provokation – wie denn noch?
Alice Cooper, eine der großen Hard Rock-/Metal-Legenden, der ja auch schon seit mehr als vier Jahrzehnten im Geschäft ist, äußert sich in den zwischen die Live-Aufnahmen eingestreuten Interview-Schnipseln, dass eine echte Provokation heute gar nicht mehr möglich sei – hmmm: angesichts der obigen Passage über Rammstein wage ich nicht, aus meiner persönlichen Warte zu sprechen/schreiben, ganz „provokativ“ könnte ich aber nun fragen: Was aber provoziert einen Rammstein-Fan noch?
Zurück zu Alice Cooper: Er überzeichnet das soeben Dargestellte mit einem perfekt ausgewählten, sehr krassen Beispiel, indem er sagt (Paraphrase):
„Ich könnte meinen Arm abschneiden und auf der Bühne essen. Aber auch das geht nur zweimal.“
Wie recht er hat. Und perfekt getroffen ist daran der Punkt, dass es wirklich kaum noch Möglichkeiten zur Provokation gibt. Das Ausmaß an Aufregung, dass die Beatles mit dem berühmten „Jesus-Zitat“ von John Lennon oder die Rolling Stones mit ihren Exzessen und dem lasziven Auftreten in der Öffentlichkeit vor ein paar Jahrzehnten erzeugten, wird heute nur noch künstlich über die Medien generiert. Ansonsten zucken die meisten Menschen lediglich kurz mit den Achseln und denken sich: „Nichts Neues, alles schon mal gesehen…“
Zwei interessante Punkte. Mal sehen, was beim nächsten Mal so hängen bleibt…