Der walisische Poet Dylan Thomas hat viele faszinierende Werke geschaffen, doch nur wenige reichen in ihrer Popularität an „Under Milk Wood“, sein „Spiel für Stimmen“ heran. Mein Interesse an dem Stück erwachte schon sehr früh, denn mein Vater hatte sich in den USA ein Vinyl-Album der ersten öffentlichen Lesung mit Dylan Thomas als erstem Sprecher gekauft. Obwohl er immer äußerst pfleglich mit den LPs umging, erschien mir die Audio-Qualität ziemlich miserabel, denn es knackte und rauschte ziemlich. Erst viel später habe ich begriffen, dass dies nicht (nur) an der LP an sich lag, vielmehr war schon die Original-Aufnahme von mangelhafter Qualität, dass auch ein anderes Trägermedium daran nicht viel würde ändern können.
In der elften oder zwölften Klasse schnappte ich mir das Textbuch meines Vaters – ebenfalls aus den USA mitgebracht – und ackerte es durch. Jedes Wort, das mir nicht bekannt war, wurde gleich mit einem ganz dünnen Minenbleistift unterstrichen und die Übersetzung oder ein englisches Synonym an den Rand geschrieben. Ja, so vorbildlich war ich früher mal… Offensichtlich hatte ich da auch noch Zeit für derartige Studien, denn das habe ich mit etlichen Büchern angestellt.

Die Mühe zahlte sich aus, denn so vergrößerte sich mein englischer Wortschatz ziemlich schnell und effektiv, gleichzeitig konnte ich dem Stück wesentlich mehr abgewinnen. Und es ist auch wirklich fantastisch! Der Grundgedanke ist, während einer Nacht in die Köpfe und Gedanken einer kleinen walisischen Gemeinde namens Llaregyb zu schlüpfen. Wie es im Text so schön heißt:
Come closer now. Only you can hear the houses sleeping in the streets in the slow deep salt and silent black, bandaged night. Only you can see, in the blinded bedrooms, the coms and petticoats over the chairs, the jugs and basins, the glasses of teeth, Thou Shalt Not on the wall, and the yellowing dickybird-watching pictures of the dead. Only you can hear and see, behind the eyes of the sleepers, the movements and countries and mazes and colors and dismays and rainbows and tunes and wishes and flight and fall and despairs and big seas of their dreams. From where you are, you can hear their dreams.
Bei einem Aufenthalt in England kaufte ich mir in London ein neuere Hörspiel-Fassung von „Under Milk Wood“, in der der Schauspieler Anthony Hopkins den ersten Sprecher gibt. Hier ist die Audioqualität unzweifelhaft, außerdem wurde sehr viel Wert auf eine perfekt zum gesprochenen Text passende Geräuschkulisse geachtet. Sehr schön.
Doch vor einer Woche entdeckte ich bei Apple Music die digitalisierte Fassung der Version, die mein Vater auf der Vinyl-LP hatte. Sofort fügte ich sie meiner Mediathek hinzu – und habe sie seither zweimal komplett durchgehört.

Obwohl das Rauschen immer noch hörbar ist, wurde anscheinend mittels einiger ausgefeilter Algorithmen eine wundersame Verbesserung der Klangqualität herbeigeführt. Und das Vergnügen, den Autor selbst als den Hauptsprecher in diesem exzellenten und überaus witzigen Stück hören zu dürfen, ist nicht zu unterschätzen, denn wenn man seiner Biographie Glauben schenken darf, war er weithin berühmt für seine exzellenten Lesungen eigener Werke.
Ich kann diese Fassung wärmstens empfehlen, sie gefällt mir trotz der altersbedingten schlechteren Audio-Qualität einen Tick besser als die neuere Version. Wer ohnehin ein Apple Music-Abo hat, sollte sich diesen Genuss nicht entgehen lassen.
Hörbücher kann man nicht über Apple Music hören!?
Habe aber mal in die Hörproben gelauscht….ich liebe dieses Englisch sehr…..köstlich 🙂 ….aber auch wenn ich recht gut Englisch spreche – und es auch mit grosser Freude aktuell halte durch philipinische und spanische FB-Freunde – ist es mir zu anstrengend ein ganzes Hörbuch am Wickel zu haben….wobei man den feinen Humor und das akzentuierte sehr fein heraus spürt….ganz sicher eine tolle Empfehlung….
Womöglich wäre es einen Tick einfacher wenn man es als Theaterstück vor sich hätte….als ich mal in London war gehörte „The Mouse Trap“ natürlich zum Programm….dort habe ich mich recht schnell „eingehört“….
Hier ist der gesamte Text: http://gutenberg.net.au/ebooks06/0608221.txt 🤓
Wow….Dankeschön 🙂 ich werde es mir häppchenweise zu Gemüte führen….herrlich welch reich bebildertes Kopfkino da in Gang gesetzt wird….
Wahnsinn! Schon in dem kleinen Zitat, das ich abgetippt habe, stecken so viele Alltagsbeobachtungen (z.B. »Thou Shalt Not on the wall«), herrlich! 🤗
Ja, er hat ein feines Äuglein gehabt 😉 aber dieses walisisch ist schon eine besondere Sprache 😉
Certainly, my dear. 😊
Without doubt 🙂