
Vor ein paar Wochen sah ich mit meiner Frau zusammen den Film „Rango“ zum ersten Mal. Ich war — wie so oft — sehr müde, es war schon nach 21:00 h, weil die Kinder nach dem Abendessen wieder einmal länger gebraucht hatten, draußen wurde es bereits allmählich dunkel… Auf jeden Fall empfand ich den Film trotz seiner lustigen Aufmachung weder als wirklich lustig noch als kindgerecht.
Gestern habe ich den Kindern den Film testweise abends angemacht. Und in weiten Teilen hat sich mein Eindruck vom ersten Ansehen bestätigt: Ich halte den Film immer noch weder für wirklich lustig noch für kindgerecht.
Die Frage, die sich nun stellt, ist natürlich: Warum? Ganz einfach:
- Die Dialoge sind zu lang. Gerade in der ersten Hälfte des Films wird oft minutenlang ohne wirkliche Unterbrechung gesprochen und palavert. Es wäre besser gewesen, mehr passieren zu lassen. Da fielen mir sofort die Erinnerungen von Wil Wheaton an die Produktion der ersten Staffel von „Star Trek – The Next Generation“, die er in seinem grandiosen Buch/Podcast „Memories Of The Future“ (siehe auch hier) zusammengetragen hat: Und er spricht dieses Problem ebenfalls an, halt auf die TNG-Serie bezogen: Zu lange, zu ausufernde Dialoge, zu wenig Action – vor allem die Figur des Jean-Luc Picard darf in der ersten Staffel wenig handeln und viel zu viel reden.
- Der Großteil der in „Rango“ verbratenen Witze geht völlig am kindlichen Erfassungshorizont vorbei. Wenn nun aber die Mehrzahl der Witze gar nicht verstanden werden kann, bleibt das Lachen nun einmal aus.
- Die unzähligen und von Erwachsenen sicher geschätzten Anspielungen auf und Querverweise zu anderen Filmen oder Opern (ich erwähne hierzu nur den „Ritt der Walküre“ aus dem „Ring des Nibelungen“ von Richard Wagner) können Kinder gar nicht zuordnen (geschweige denn wertschätzen). An einigen Stellen wirkt es so, als hätten die Schreiber des Films mit einem Filmlexikon dagesessen und nach schönen Stellen zum Abkupfern bzw. Anbringen einer Hommage gesucht. Dabei wurde nur leider die hauptsächliche Zielgruppe eines solchen Films verkannt. Schade!
- Einige gruselig-spannende Stellen (z.B. die Zombie-Tiere und der Bösewicht in Form einer sehr fiesen Klapperschlange) sind für kleinere Kinder schon sehr hart an der Grenze – ich habe gestern zeitweise sogar mit dem Gedanken gespielt, den Film einfach abzubrechen (doch oft hilft es den Kindern, die Auflösung einer solch bedrohlichen Stelle zu sehen, sonst verfolgt sie das noch viel länger).
Insgesamt hinterlässt der Film selbst beim mehrfachen Ansehen einen zwiespältigen Eindruck. Spannend wird es, wenn ich die Kinder vielleicht in einem Vierteljahr mal frage, ob sie den Film noch einmal sehen wollen. Die Reaktion auf diese Frage dürfte dann ziemlich schnell Klarheit darüber gewähren, wie gut/schlecht der Film tatsächlich bei den Kindern angekommen ist.
Verborgenes Juwel
Ein absolutes Juwel hat sich ganz am Ende des Films versteckt: Der Song „Walk Don’t Rango“ ist absolut superb. Mit viel Geschick montiert er aus anderen Filmen geschickt „zusammengeklaute“ Abschnitte neu und garniert sie mit einer feurig heißen Trompete (gespielt von Arturo Sandoval).

Die Nähe zu einigen bekannten Stücken ist absolut nicht zu verleugnen, so dürfte jeder, der den Anfang von Luc Besson’s „Taxi“ oder Quentin Tarantino’s „Pulp Fiction“ gesehen hat, sofort das Stück „Misirlou“ wieder erkennen – ausreichend verändert, um nicht gleich eine Plagiatsklage aufgebrummt zu bekommen (zumindest glaube ich das), aber immer noch nahe genug am Original, um die Assoziation hervorzurufen… Einfach nur cool!
Definitiv Nein Eltern berichten über ängste ihrer Kindern
Ich würde auch eher zu „Nein“ tendieren. Die Dialoge sind schon grenzwertig.