
In der vergangenen Woche hatte ich an zwei Tagen eine nicht wirklich angenehme Überraschung mit Apple Music. Ich konnte beide Male das Problem lösen, aber eigentlich wäre die ganze Situation nicht nötig gewesen. Was war los?
In meiner Schule haben wir seit diesem Schuljahr eine komplett neue Serverstruktur, denn die alten liefen noch auf Windows XP, das nach ungefähr 14 Jahren von Microsoft zum Sterben verurteilt wurde. Da keine Patches und Upgrades dafür mehr herauskommen, waren viele Schulen gezwungen, ihre Infrastruktur zu erneuern — wir auch.
Unter der XP-Lösung konnte ich meinen AirPort Express an eine Buchse hängen, mich über W-LAN einloggen und hatte in meinem Raum Zugang zum Internet. Mit der neuen Serverlösungen geht das nicht. (Nicht einmal unser oberster Netzewerkverwalter schafft es, seinen eigenen Wifi-Router zum Laufen zu bringen.)
Zum „Glück“ bietet Apple Music aber die Möglichkeit, Musikstücke „offline verfügbar“ zu machen. Das bedeutet für mein Verständnis, dass die Musik auf dem Speicherchip des iPads landet, um keine Internetverbindung mit dem Streamen zu belasten oder überhaupt zu benötigen. Für eine Klassenarbeit suchte ich ein passendes Stück, tippte auf die Fläche zum Herunterladen auf mein iPad, sah, dass es angekommen war, dachte mir: „Super, wieder eine Sorge weniger!“
Doch dann stand ich zwei Tage später in der Klassenarbeit vor versammelter Mannschaft und wollte den geladenen Track abspielen lassen. Und er weigerte sich und behauptete sinnigerweise, dass die „Authentifizierung via W-LAN“ fehlgeschlagen sei. Kein Wunder, da war ja kein W-LAN.
Mir drängt sich die Frage auf, warum diese Authentifizierung bei jedem neuen Abspielen sein muss. Traut Apple seinen zahlenden Kunden so wenig über den Weg, dass hier jedes einzelne Mal gecheckt werden muss, ob — trotz Familienabos — nicht auf zwei Geräten mit der gleichen ID gleichzeitig Musik gehört wird? Das erscheint mir doch ein wenig kleinkariert. Nein, nicht „ein wenig“, eher „sehr“.
Einen Tag später testete ich es aus, spielte ein geladenes Stück daheim im W-LAN einmal an, ließ es dann so stehen, begab mich in die Schule, da lief es dann ohne Zicken. Offensichtlich gibt es zeitliche Grenzen, innerhalb derer nicht nachgeprüft werden muss. Andererseits möchte ich nicht jeden Morgen daheim erst noch einmal die Musik für den Unterricht anspielen müssen, nur um dann sicher sein zu können, dass sie zwei Stunden später immer noch funktioniert… (Soviel zum Thema „It just works.“)
Einen Tag später passierte die Authentifizierungsmisere wieder. Wie schon beim ersten Mal koppelte ich dann notgedrungen das iPad mit dem iPhone, wodurch dann die Internetverbindung hergestellt werden konnte und die Authentifizierung stattfand. Mein Unterrichtsraum ist aber leider von vielen dicken Betonwänden umgeben, weswegen dort ein ganz mickriges Mobilfunknetz gewährleistet ist — diese kurze Authentifizierung benötigte geschlagene vier Minuten. Wer schon einmal vier Minuten vor einer Klasse mit lauter ungeduldigen und aufgeregten Teenagern in einer Klassenarbeit gestanden hat, und einfach nur abwarten musste, während sich am oberen Bildschirmrand ein Kreisel drehte, bekommt ein ganz neues Zeitgefühl… Während dieser Zeit musste ich dann die Schüler auffordern, einfach schon einmal mit den anderen Aufgaben loszulegen. Das war schon etwas peinlich, denn eigentlich hatte ich das Hörbeispiel vorher herausgesucht und in eine Playlist gesteckt, um eben keine Verzögerung in einer Klassenarbeit zu haben. Dumm das.
An dieser Stelle wäre es angebracht, einen Appell an Apple loszulassen. Erfahrungsgemäß reagiert der Konzern aber erst ab einer Kragenweite (Achtung, Sexismus: oder vielleicht Körbchengröße?) von Taylor Swift auf derlei Vorschläge, deshalb lasse ich es gleich.
Ganz ehrlich: Musik abspielen in der Schule ist doch eine never ending Story. Früher CDs, die nicht gelesen werden konnten oder die leider in der falschen Hülle waren, dann der iPod auf dem zwar alle Musik ist und man nicht jedes Mal neu die Tasche mit Discs packen muss, dessen Signal aber für die Anlage zu schwach ist und für dessen Anschluss an die Anlage man hart kämpfen muss, weil so ein Kabel braucht ja sonst keiner, man sei ja viel zu neumodisch, es wäre ja alles noch auf Schallplatte verfügbar (ok, das war böse, so schlimm ist es nicht). Und jetzt die Authentifiziererei. Ja und dann ist da noch der Wackelkontakt, der angeblich nicht da ist, aber eine Box ständig zum
Ausfallen bringt. Von den Gettoblastern für die normalen Klassenzimmer reden wir erst gar nicht.
Schule, der Ort für Spaß… 😖
Merke: „Neue Medien“ (Musik zum Hören, in nicht-gedruckter Form) ist des Teufels und hat in einem ordentlichen deutschen Klassenzimmer nichts verloren! Ich wusste gar nicht, dass Apple SO konservativ ist. 🙂