Auch wenn es ein Frühwerk war, gehört „Strangers“ für mich zum Besten, das Dean Koontz jemals geschrieben hat. Klar, ich kenne die Odd Thomas-Reihe und habe schon vier der Bücher gelesen, aber die sind immer noch kein Vergleich für diese fantastische Geschichte.
Begleiter über eine lange Zeit
Zum ersten Mal las ich sie auf Deutsch unter dem Titel „Schwarzer Mond“ Ende der 1980er Jahre, also vor etwas mehr als 25 Jahren. Bereits da packte mich die Geschichte völlig, im Anschluss habe ich das Buch mehrfach an Freunde in der Schule verliehen, die es allesamt ebenso genossen — nur kam es von einer dieser Verleih-Aktionen nicht mehr zurück.
Mitte der 1990er Jahre war ich zum letzten mal mit meinen Eltern im Urlaub, damals in den USA, wo ich mir in San Francisco (wo sonst?) eine schöne Paperback-Ausgabe auf Englisch zulegte, die ich natürlich auch gleich auf der Reise wieder komplett durchlesen musste. Auch später habe ich es mindestens noch einmal durchgepflügt.
iBook
Vor ein oder zwei Jahren kam das Buch dann bei iBooks heraus, und wieder wurde mein Geldbeutel erleichtert (altersbedingt dieses Mal aber nur noch ein wenig). Auch dieses Mal verschlang ich das Buch, obwohl ich im Prinzip ganz genau wusste, was mich erwartete. Und dennoch: Die Länge des Buchs, das allmähliche Entrollen der Geschichte im Hintergrund, die alle nacheinander betrachteten Personen miteinander in Verbindung setzt und sich Zeit nimmt, die Vergangenheit (und Gegenwart) jedes Charakters zu beleuchten, gegen Ende dann aber in einem wahren Spannungssog, der mehr als hundert Seiten umfasst und eine höllisch spannende Schlussklimax präsentiert — all das lässt mich das Buch jedes mal aufs Neue genießen.
Hörbuch
Vor ca. einem Jahr entdeckte ich das Hörbuch (ca. 30 Stunden Hörzeit) auf Englisch bei iTunes. Und ich war standhaft. Geradezu heldenhaft. Bis letzte Woche konnte ich widerstehen. Dann verließen die hart erarbeiteten Euronen virtuell meinen Geldbeutel, seitdem genieße ich wieder. Und es ist ein Trip solch unvergleichlicher Nostalgie, ein gutes Stück hinunter auf meiner „Memory Lane“, dass ich die Ausgabe absolut nicht bedaure. Dieses Hörbuch werde ich sicher noch etliche Male anhören.

Inhalt
Nun habe ich euch lange genug vorgeschwärmt und den Mund ordentlich wässrig gemacht. Hehe. Worum geht es also in diesem für mich so faszinierenden Buch? Jetzt wird es knifflig, denn verrate ich zuviel, hat keiner mehr den Impetus, das Buch zu lesen, verrate ich zu wenig, kommt vermutlich nur geringes Interesse auf. Wie dem auch sei, ich wage es!
Zu Beginn des „angenehm dicken Wälzers“ lernen wir Dominick Corvaisis kennen, einen Autor, der ganz am Anfang einer vielversprechenden Karriere steht. Er hat gerade seinen ersten Roman an einen Verlag verkauft, die Vorab-Kritiken sind exzellent, die Auflage wird noch vor der Veröffentlichung mehrfach erhöht, seine gesamte aktuelle Situation verheißt für die nächste Zukunft Erfolg und Zufriedenheit. Und in diese zu erwartende Ruhe und Entspannung hinein verfällt er urplötzlich dem Schlafwandeln. Nacht für Nacht erwacht er an einem anderen Versteck in seinem Haus, das er während des Schlafs von innen verbarrikadiert hat, vor Angst nassgeschwitzt, bewaffnet, zitternd.
Wir springen über die Hälfte des nordamerikanischen Kontinents und treffen Ginger Weiss, eine junge und außerordentlich erfolgreiche Ärztin, die kurz davor steht, eine mit jahrelanger harter Arbeit vorbereitete Karriere als Chirurgin zu beginnen. Beim Einkaufen stößt sie mit einem ihr unbekannten Mann zusammen, dessen schwarze Lederhandschuhe in ihr einen übermächtigen Fluchtreflex auslösen. Noch tut sie das als eine momentane Überreizung und als ein Symptom für den Stress der letzten Zeit ab, doch binnen weniger Tage erleidet sie weitere Anfälle dieser Art, die ihr letztlich sogar das Ausüben ihres Berufs unmöglich machen.
In Chicago verliert Brendan Cronin, ein hingebungsvoller Priester, von einer Woche auf die nächste seinen Glauben. Aber nicht durch Zweifel, nicht durch traumatische Erlebnisse, die ihn an der Existenz eines gütigen Gottes zweifeln lassen, der Glaube löst sich einfach in ihm auf — und stürzt ihn dadurch in eine existenzielle Krise.
Und wieder an einem anderen Platz in den USA lernen wir Jack Twist kennen, der nach einer Karriere bei einer Spezialeinheit der Armee eine noch viel erfolgreichere Laufbahn als professioneller Dieb eingeschlagen hat. Das Planen und Ausführen von heiklen Diebstählen (z.B. mehrere Millionen Dollar aus einem Mafia-Umschlagplatz zu entwenden) übte über viele Jahre einen ungeheuren Reiz auf ihn aus. Doch plötzlich zieht er keinerlei Befriedigung mehr daraus, eine seltsame Rastlosigkeit ergreift Besitz von ihm…
Es werden noch mehr Charaktere eingeführt, z.B. Ernie Block, ein ehemaliger Marine, der urplötzlich eine ungeheure Angst vor der Dunkelheit entwickelt, Jorja Monatella, eine Kellnerin, deren Tochter von einem Tag auf den nächsten unerklärliche Angstattacken erleidet — und eben noch einige andere.
Und dann erhalten sie alle Post. Andeutungen, dass die Wurzel für ihre aktuellen Probleme in ihrer Vergangenheit liege. Ohne voneinander zu wissen, begeben sich alle auf die Suche nach dieser Wurzel. Als sie sich treffen, löst sich ein geradezu ungeheuerliches Rätsel in einem Reigen von kaum zu ertragender Spannung und überraschend intensiver Action auf, sodass es einem als Leser (ich bin hier der Beurteilungsmaßstab) schier unmöglich ist, das Buch auch nur kurz beiseite zu legen.
Also wer jetzt nicht scharf auf diese Geschichte ist, dem kann ich auch nicht helfen.
Mag ich auch gerne
Hallöchen,
von Dean Koontz kenne ich bisher nur ein Buch und zwar die „Todesdämmerung“, fand ich damals ganz gut. „Strangers“ hört sich aber auch sehr interessant an und animiert zum Kaufen! 🙂
Es ist super! Bei Amazon gibt es das Buch gebraucht für weniger als 30 Cent (plus 3€ Porto). Das ist ein echtes Schnäppchen. Und soooo gut!
„Schwarzer Mond“ war mein allererster Koontz, wenn ich mich recht erinnere. Ist allerdings schon laange her, und den Inhalt hätte ich jetzt nicht mehr wiedergeben können. Muss ich mir vielleicht nochmal vornehmen, ich hab ja seit einigen Jahren so einen Retrofimmel, nach dem ich vermehrt Bücher nochmal lese, die mir vor etlichen Jahren gefallen haben.
Kenne ich, bei mir waren das eben drei oder vier Koontz-Bücher und drei Eric van Lustbaders. Ein bisschen Nostalgie tut immer wieder mal gut.